Nächste Station, nächster Ärger

SID
27. April: Auch im südkoreanischen Seoul verlief der Fackellauf nicht ohne Zwischenfälle
© Getty

Seoul - Trotz des massiven Einsatzes von 8000 Sicherheitskräften ist es auch beim olympischen Fackellauf in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul zu Zwischenfällen gekommen.

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Pro- und antichinesische Demonstranten lieferten sich vereinzelte Auseinandersetzungen. Der Versuch eines Mannes, sich selbst zu verbrennen, konnte vereitelt werden.

Von olympischem Glanz war in Seoul wie schon einen Tag zuvor in der japanischen Wintersportstadt Nagano angesichts der strengen Sicherheitsmaßnahmen kaum etwas zu spüren.

Mann will sich in Brand setzen 

Es war die 17. Etappe des Fackellaufs rund um die Welt. Jetzt wird das olympische Feuer in Nordkorea erwartet.

Am Rande des Fackellaufs in Seoul versuchte sich ein Mann aus Protest gegen die Abschiebung nordkoreanischer Flüchtlinge durch China selbst in Brand zu setzen.

Der Mann mittleren Alters habe sich in der Nähe der Fackelträger mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen, berichtete die nationale Nachrichtenagentur "Yonhap".

Bevor er die Flüssigkeit habe entzünden können, hätten ihn Polizisten von der Straße geholt. Der Mann habe sich nach eigener Aussage vor einigen Jahren aus dem kommunistischen Nordkorea abgesetzt.

Im japanischen Nagano, dem Austragungsort der olympischen Winterspiele 1998, hatten zuvor mehr als 3000 japanische Polizisten entlang der 18,7 Kilometer langen Strecke dafür gesorgt, dass Zusammenstöße wie zuvor in Paris oder London ausblieben.

Steine geworfen

Dennoch kam es zu kleineren Zwischenfällen, bei denen fünf Männer festgenommen und vier weitere leicht verletzt wurden. In dem berühmten Tempel Zenkoji beteten buddhistische Mönche und Tibeter für die Todesopfer der jüngsten Unruhen in Tibet.

An dem Tempel hätte der olympische Fackellauf eigentlich beginnen sollen. Doch die japanischen Mönche lehnten eine Beteiligung später ab und begründeten dies mit dem gewaltsamen Vorgehen Chinas gegen ihre Glaubensbrüder in Tibet sowie mit Sicherheitsbedenken.

In Seoul kam es bereits kurz nach dem Start im Olympiapark im Süden der Stadt zu Auseinandersetzungen zwischen Chinesen und rund 50 Teilnehmern an Protesten gegen die Behandlung nordkoreanischer Flüchtlinge in China und gegen Pekings Tibet-Politik.

Wie Augenzeugen berichteten, hätten junge Chinesen Steine und andere Gegenstände geworfen. Die Streitenden wurden von Bereitschaftspolizisten getrennt. Auch während des Laufs durch die Stadt und am kam es Fernsehberichten zufolge immer wieder zu Rangeleien.

Hermetisch abgeschirmt

Trotz der Zwischenfälle gab es entlang der 22 Kilometer langen Strecke keine größeren Unterbrechungen. Die Fackel wurde während des fast fünfstündigen Laufs von Dutzenden mitlaufender Sicherheitskräfte, Polizisten auf Motorrädern und mit Polizeibussen fast hermetisch abgeschirmt.

Der Versuch eines Protestteilnehmers, einen der 69 Fackelträger zu stören, wurde sofort vereitelt.

Während des Laufs kam es zu Sympathiekundgebungen Tausender von Chinesen. Sie waren den Vertretern von Menschenrechtsgruppen und anderer Organisationen zahlenmäßig deutlich überlegen.

Nun nach Nordkorea

"Mit unserer Gegenwart wollen wir unsrer Unterstützung der Olympischen Spiele in Peking bekunden", sagte ein 26-jähriger Student aus China. "Wenn es keinen Schutz von Menschenrechten gibt, sollte es auch keine Olympischen Spiele in Peking geben", sagte dagegn ein nordkoreanischer Flüchtling. Schätzungen gehen von bis zu 300.000 nordkoreanischen Flüchtlingen in China aus.

Noch in der Nacht soll die Fackel in die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang geflogen werden. Dort werden an diesem Montag rund um den Fackellauf keine Demonstrationen erwartet.

Ein Ableger des olympischen Feuers erreichte die Basisstation auf der chinesischen Seite des Mount Everest. In der ersten Maihälfte soll die Flamme auf den mit 8848 Metern höchsten Gipfel der Erde getragen werden. Das olympische Feuer war zum Auftakt seiner Reise um die Welt Ende März in Peking geteilt worden.