Interesse seit Sommer, Verhandlungen bis 4.30 Uhr morgens! So lief Sacha Boeys Transfer von Galatasaray zum FC Bayern München

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Mit Sacha Boey von Galatasaray Istanbul hat der FC Bayern München kurz vor Ende der Winter-Transferphase doch noch den lange ersehnten Rechtsverteidiger verpflichtet: SPOX sprach mit Galatasaray-Direktor Fatih Demireli und kennt Hintergründe zum Transfer.

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Lange galten Kieran Trippier (Newcastle United) und Nordi Mukiele (Paris Saint-Germain) als Wunschkandidaten des FC Bayern für den vakanten Posten rechts hinten. Nachdem sich mögliche Verpflichtungen der beiden aber zerschlagen hatten, hinterlegten die Münchner am Mittwoch bei Galatasaray ihr konkretes Interesse an Sacha Boey. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurde daraufhin bis 4.30 Uhr morgens verhandelt. Der Durchbruch erfolgte schließlich am Freitag.

Während sich die verletzungsgeplagte Münchner Rumpftruppe am Samstag mit Raphael Guerreiro als Aushilfs-Rechtsverteidiger zu einem 3:2-Sieg beim FC Augsburg mühte, absolvierte Boey seinen Medizincheck in München. Am Sonntag-Vormittag bestätigten die beiden Klubs den Transfer offiziell. Boey unterschreibt beim FC Bayern einen Vertrag bis 2028. Die Ablöse beträgt laut Angaben von Galatasaray 30 Millionen Euro, durch diverse Boni könnten fünf weitere Millionen Euro dazukommen.

Der 23-jährige Franzose löst damit Cenk Tosun (2018 für 22,5 Millionen Euro von Besiktas zum FC Everton) als teuersten Abgang der Süper-Lig-Geschichte ab. Sportlich wiegt Boeys Wechsel für Galatasaray schwer: Als einziger gestandener Rechtsverteidiger im Kader war er unumstrittener Stammspieler. Den Ausschlag für den Verkauf gaben letztlich das finanziell lukrative Paket bei einem Restvertrag von nur mehr eineinhalb Jahren sowie der von Boey intern emotional geäußerte Wechsel-Wunsch.

Der FC Bayern beobachtet Boey bereits seit Sommer intensiv. Bei den direkten Duellen mit Galatasaray in der Champions-League-Gruppenphase (1:3, 1:2) konnten sich die Münchner Verantwortungsträger von Boeys Qualitäten final vergewissern. In den vergangenen Monaten hatten auch diverse Premier-League-Klubs Interesse an einer Verpflichtung Boeys, darunter Manchester United.

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"Absoluter Publikumsliebling": Galatasaray-Direktor spricht über Sacha Boey

Boey wurde in einem Vorort von Paris geboren, wechselte aber bereits im Alter von 13 Jahren in die Nachwuchsabteilung von Stade Rennes, wo er auf seinen fünf Jahre jüngeren Landsmann Mathys Tel traf. "Mathys ist ein sehr guter Freund von mir. Er hat mir geraten, hierher zu kommen", sagte Boey in einem Interview mit den Klubmedien des FC Bayern.

Tel wechselte 2022 für 20 Millionen Euro nach München, Boey wählte Umwege. In Rennes verpasste er den Durchbruch. Nach einem Leih-Jahr bei Dijon FCO zog es ihn 2021 für 5,65 Millionen Euro zu Galatasaray. Seitdem absolvierte er 83 Pflichtspiele für den türkischen Top-Klub und verzeichnete dabei vier Tore und vier Assists. Am Meistertitel in der vergangenen Saison hatte er als Stammspieler großen Anteil.

"Sacha hat sich bei uns zum Bayern-Spieler entwickelt. Das macht uns stolz. Seine Entwicklung ist aber noch längst nicht abgeschlossen. Ich bin mir sicher, dass er bei Bayern Erfolg haben wird", sagt Fatih Demireli im Gespräch mit SPOX. Als Director of Research & Development war Demireli in die Verhandlungen involviert, geführt wurden sie auf Seiten Galatasarays von Vize-Präsident Erden Timur.

Demireli lernte Boey in der gemeinsamen Zeit in Istanbul "als sehr introvertierten Familienmenschen" kennen: "Wenn ein Satz reicht, dann sagt er nicht zwei. Aber alles, was er sagt, hat Hand und Fuß. Er war in der Mannschaft und bei den Mitarbeitern sehr beliebt und außerdem absoluter Publikumsliebling. Und zwar nicht wegen übertriebener Fannähe, sondern wegen seiner Leistungen. Er marschiert in jedem Spiel 90 Minuten, ist nie müde. Das kommt bei den Fans sehr gut an. Auf seinen Abschied haben viele Fans emotional reagiert. Aufgrund der Rahmenbedingungen herrscht aber auch Verständnis für den Transfer."

Fatih Demireli arbeitete von 2010 bis 2016 und dann nochmal von 2021 bis 2022 für SPOX, dazwischen gab er das Sport-Magazin Socrates heraus. Seit Oktober 2022 fungiert er bei Galatasaray als Director of Research & Development.
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Sacha Boey ist beim FC Bayern wegen der Verletzungsmisere direkt gefordert

Beim FC Bayern herrscht unterdessen Erleichterung, dass die zunehmend verzweifelte Suche nach einem neuen Rechtsverteidiger doch noch erfolgreich abgeschlossen wurde. "Wir sind froh, in Sacha Boey einen jungen Spieler mit viel Potenzial langfristig an uns zu binden. Auch in den beiden Champions League-Spielen gegen uns hat er eine starke Leistung gezeigt. Damit haben wir unseren Kader nicht nur in der Breite, sondern auch qualitativ weiter verstärkt", sagte der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen.

Sportdirektor Christoph Freund sieht in Boey einen "sehr schnellen und physisch starken Rechtsverteidiger, der in jedem Spiel viele Kilometer zurücklegt und keinen Zweikampf scheut". Boey sagt über sich: "Vom Typ bin ich ein angriffslustiger Abwehrspieler. Mir liegt es genauso, mich in der Offensive zu beteiligen wie in der Verteidigung."

Boey dürfte in München direkt gefragt sein, rechts hinten besteht im Zuge der fast schon tragischen Verletzungsmisere bekanntlich die größte Not. Noussair Mazraoui weilt mit der marokkanischen Nationalmannschaft beim Afrika-Cup, Konrad Laimer fehlt wegen eines Muskelfaserriss in der Wade wohl bis Mitte März, Bouna Sarr wegen seine Kreuzbandrisses sogar noch länger. Und auch die Not-Alternativen Joshua Kimmich und Kingsley Coman sind verletzt. Gegen Augsburg half Guerreiro aus.

Boey verpasste bei Galatasaray bis zum Jahreswechsel unterdessen keine einzige Pflichtspielminute, kam im Januar aufgrund einer Gelbsperre und kleineren Blessuren aber nur in zwei von sechs Partien zum Einsatz.

FC Bayern München: Die nächsten Spiele

DatumWettbewerbGegner
3. Februar, 15.30 UhrBundesligaBorussia Mönchengladbach (H)
10. Februar, 18.30 UhrBundesligaBayer Leverkusen (A)
14. Februar, 21 UhrChampions LeagueLazio Rom (A)
18. Februar, 17.30 UhrBundesligaVfL Bochum (A)
24. Februar, 18.30 UhrBundesligaRB Leipzig (H)