Gemeinsam gegen die Angst

SID
Heiner Brand schwört sein Team ein: Eine neuerliche Pleite kann sich das DHB-Team kaum leisten
© Getty

Die EM-Teilnahme und Olympia 2012 stehen auf dem Spiel. Die Angst vor einem neuen Debakel ist immens. Doch die deutschen Handballer setzen bei ihrer Mission Wiedergutmachung gegen Island auf den Heimvorteil.

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Bundestrainer Heiner Brand fungiert als Psychologe - die Bundesliga-Manager als Mutmacher. Die Angst vor einem neuerlichen Debakel schweißt vor dem vielleicht entscheidenden Spiel der deutschen Handball-Mationalmannschaft in der EM-Qualifikation gegen Island am Sonntag im westfälischen Halle  alle Parteien zusammen.

"Ich habe ein gutes Gefühl und erwarte, dass die Spieler den Druck als Rückenwind nutzen. Und nicht als Gegenwind. Ich glaube, dass wir das können", sagte Manager Bob Hanning vom Bundesligisten Füchse Berlin.

Auch sein Lemgoer Amtskollege Volker Zerbe ist ungeachtet der 31:36-Niederlage auf Island am Mittwoch optimistisch. "Mit Engagement, Leidenschaft und den Zuschauern im Rücken muss es möglich sein, ein tolles Spiel abzuliefern", erklärte der Ex-Nationalspieler, der gar nicht an den GAU denken will: "Der Gedanke an eine Niederlage sollte die Mannschaft nicht belasten. Mit dem Anpfiff geht es nur darum, sich einen Sieg zu holen."

Leise Kritik an der mentalen Vorbereitung der Spieler übte allerdings der frühere Nationalspieler Markus Baur. "Ich persönlich habe den Eindruck, dass wir uns früher mehr mit der Sache auseinandergesetzt haben", sagte der Weltmeister von 2007 und Trainer des Bundesligisten TuS N-Lübbecke. Baur ist aber trotzdem von einer Leistungssteigerung des Brand-Teams überzeugt.

Noch nie eine EM verpasst

Die Arena in Halle/Westfalen wird mit 10.500 Zuschauern ausverkauft sein - ungeachtet des blamablen elften Platzes bei der WM in Schweden im Dezember. "Das zeigt, dass das Interesse an der Nationalmannschaft ungebrochen ist", meinte DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier. Wohlwissend, dass ein Erfolg gegen den Olympiazweiten Pflicht ist, um die Qualifikation für die Europameisterschaft im Januar 2012 in Serbien aus eigener Kraft schaffen zu können.

Noch nie hatte der Europameister von 2004 eine EM-Teilnahme, die auch die vagen Hoffnungen auf ein Olympia-Ticket aufrecht erhalten würden, verpasst. Doch der Druck ist immens. Durch die Niederlage in Reykjavik fiel die DHB-Auswahl (3:3 Punkte) von Platz eins hinter Österreich (5:1) und Island (4:2) auf Rang drei zurück.

Nur zwei Teams lösen das begehrte EM-Ticket. Sollte die Brand-Sieben auch die zweite Partie gegen die Isländer verlieren, wäre sie im Kampf um den Europameisterschafts-Start auf Schützenhilfe angewiesen.

"Wir müssen anders auftreten"

Nach dem Doppelpack gegen die mit Bundesligastars wie Olafur Stefansson (Rhein-Neckar Löwen) gespickten Isländer stehen für die deutsche Mannschaft noch die Partien in Österreich (8. Juni) und gegen Lettland (11./12. Juni) an.

Nach der Rückkehr von der Insel versuchte Brand "(Auf Island werden die meisten Mannschaften verlieren"), seine enttäuschten Schützlinge aufzurichten.

Ungeachtet dessen ließ die Selbstkritik vor dem Spiel der Spiele nicht zu wünschen übrig. "Wir müssen im zweiten Spiel anders auftreten", sagte der Göppinger Spielmacher Michael Haaß mit Blick auf die vielen technischen Fehler in Reykjavik.

Hoffnungsträger Glandorf

Für Manager Thorsten Storm von den Rhein-Neckar Löwen kann der Weg zum erforderlichen Sieg nur über das Kollektiv und den Kampfeswillen führen. "Denn im Gegensatz zu den Isländern hat die deutsche Mannschaft keinen Rückraumchef. Da muss erst einer heranwachsen", sagte Storm.

Hoffnungsträger von Brand ist Holger Glandorf. Der Linkshänder, der am Mittwoch wegen der bevorstehenden Geburt seines zweiten Kindes fehlte, kehrt in das DHB-Team zurück.

Dass sich Brand nach dem WM-Debakel und den beiden Island-Spielen gegenüber den Medien so rar machte, ist für Zerbe keine Überraschung: "Heiner weiß um die Bedeutung der Island-Spiele und will sich voll konzentrieren."

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