Handball-Liga kündigt Grundlagenvertrag mit DHB

SID
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Die Handball-Bundesliga hat den Grundlagenvertrag mit dem Deutschen Handball-Bund fristgerecht zum 30. September 2011 gekündigt. Ab Januar soll es dennoch neue Gespräche geben.

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Krisenstimmung im deutschen Handball: Die Handball-Bundesliga (HBL) hat den bis September 2012 laufenden Grundlagenvertrag mit dem Deutschen Handball-Bund (DHB) fristgerecht zum 30. September 2011 gekündigt.

Dem deutschen Handball droht eine Zerreißprobe: Die Handball-Bundesliga (HBL) hat den bis September 2012 laufenden Grundlagenvertrag mit dem Deutschen Handball-Bund (DHB) fristgerecht zum 30. September 2011 gekündigt und einen Machtkampf angezettelt.

Fronten sind verhärtet

Die Fronten scheinen vor dem Krisengipfel Anfang Januar verhärtet. Obwohl die Liga mit Nachdruck eine bessere Vermarktung der Nationalmannschaft fordert und auf eine Professionaliserung des Schiedsrichterwesens drängt, sieht sich der Verband in einer starken Verhandlungsposition: "Die Rechtslage ist eindeutig. Sollte es keine Einigung geben, gehen alle Rechte wie Vermarktung an den DHB zurück", sagte DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier.

Der frühere Bundestrainer sieht trotzdem gute Chancen für eine Einigung. Bredemeier: "Im Januar werden wir über jeden Punkt diskutieren. Wir begegnen uns auf Augenhöhe und werden alles dafür tun, damit der Vertrag verlängert wird."

"Ich sehe da noch Optimierungspotenzial"

Besonders die Vermarktungsstrategien des DHB im allgemeinen und im Bezug auf die Nationalmannschaft im besonderen sind für die Liga Kritikpunkt Nummer eins. "Ich sehe da noch Optimierungspotenzial. Die Nationalmannschaft hat einen Werbewert zwischen acht und zehn Millionen Euro. Damit muss der Handball mehr Geld erwirtschaften", erklärte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann.

Im Fall höherer Einnahmen könnte auch die Liga mehr vom Verband fordern, der erst zu Beginn des Jahres den Kontrakt mit Sportrechte-Vermarkter Sportfive vorzeitig bis 2015 verlängert hat.

Besonders verärgert ist die HBL nach Informationen der Sport Bild über einen Werbevertrag, den der Deutsche Handball-Bund mit einem Versicherungskonzern abgeschlossen hat.

Das Unternehmen zahlt für Werbeflächen auf der Bekleidung der Schiedsrichter geschätzte 70.000 Euro pro Saison. Zu wenig meint die Liga: "Da wird Leistung verramscht", kritisierte Bohmann und begründete die Kündigung des Grundlagenvertrags: "Wir sehen bei wichtigen Eckpfeilern der Zusammenarbeit Gesprächs- und Handlungsbedarf."

Zukünftig hauptberufliche Schiedsrichter?

Ein weiterer Zankapfel sind die Unparteiischen. Die HBL hatte jüngst angekündigt, das Schiedsrichterwesen aus den Händen des DHB in großen Teilen übernehmen zu wollen. "Im Rahmen der Überlegungen spielen durchaus Modelle eine Rolle, die sich mit dem hauptberuflichen Schiedsrichter auseinandersetzen", sagte Bohmann.

Bredemeier wiegelte aber bereits ab: "Profireferees wird es nicht geben. Diese gehören zum DHB. Außerdem kämen dann enorme Kosten auf die Vereine zu."

Der Grundlagenvertrag zwischen der Liga und dem DHB, der unter anderem Namens- und Vermarktungsrechte regelt, wurde 2003 abgeschlossen. Die HBL führt pro Jahr 511.000 Euro an den Verband ab und erkauft sich dadurch ein Stück Selbstständigkeit.

"Eine wilde Liga will keiner haben"

Die Gefahr, dass sich die Liga beim Scheitern der Verhandlungen gänzlich lösen könnte, sieht Bredemeier indes nicht. In diesem Fall wären die Klubs nicht mehr verpflichtet, Spieler an die Nationalmannschaft abzugeben. "Eine wilde Liga will keiner haben. Alle Vereine sind im DHB. Und dieser ist Mitglied im europäischen und im Welt-Verband. Es gebe also zum Beispiel in punkto Europacup viele bürokratische Hürden", meinte der DHB-"Vize".

Auch Bohmann bleibt trotz der angespannten Lage zuversichtlich: "Ich hoffe sehr, dass wir uns einigen. Ein endgültiges Scheitern wäre die allerletzte Option", betonte der HBL-Geschäftsführer.

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