Heinevetter: "Simone hatte keine Ahnung"

Von Interview: Philipp Dornhegge
Nationaltorwart Silvio Heinevetter dirigiert in Berlin lautstark die Abwehr der Füchse
© Getty

Silvio Heinevetter ist der große Rückhalt der Füchse Berlin. Dank ihm und einer starken Abwehr sind die Hauptstädter nach vier Spielen noch ungeschlagen. Am Sonntag müssen die Füchse jedoch gegen Meister THW Kiel ran (17.30 Uhr im LIVESCORE). Vor dem Duell mit dem Giganten spricht Heinevetter bei SPOX über Heiner Brand und das DHB-Team, die Vertragssituation in Berlin und seine berühmte Freundin, Schauspielerin Simone Thomalla.

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SPOX: Herr Heinevetter, die Bilanz der Füchse nach vier Spielen ist makellos, sie sind in der Tabelle ganz oben dabei. Ist Berlin so gut, wie es derzeit aussieht?

Silvio Heinevetter: Wir freuen uns, dass wir noch keine Niederlage kassiert haben, und in Hannover und Dormagen muss man auch erstmal gewinnen. Aber trotzdem sollte man das alles relativieren. Wir haben nicht so gespielt, dass wir von uns sagen würden: 'Jetzt können wir die ganz Großen schlagen!'

SPOX: Ihr Manager Bob Hanning sagte unlängst: 'Wir sind vom Europapokal weiter entfernt, als es die Tabelle vermuten lässt.' Warum tritt er auf die Euphoriebremse?

Heinevetter: Wir wollen einfach realistisch bleiben. Wir hatten nicht das brutale Auftaktprogramm, und im Angriff ist es sicher noch nicht so gelaufen, wie wir uns das vorstellen.

SPOX: Für die Liga wäre es aber doch klasse, wenn ein Underdog um die internationalen Plätze mitspielen könnte.

Heinevetter: Das ist natürlich immer interessant. Man sieht es ja gerade auch im Fußball, so etwas bringt zusätzliche Würze. Den Kieler und Hamburger Fans geht es vielleicht anders, aber für alle anderen ist das sicher eine tolle Sache.

SPOX: Die Abwehr ist derzeit das Prunkstück der Füchse, ihr Team kassiert ligaweit im Schnitt die wenigsten Gegentore. Was läuft vorne noch schief?

Heinevetter: Als Torwart ist die Abwehr natürlich eher mein Thema, deshalb will ich nicht zu kritisch sein. Aber wir haben sicher eine ganz schlechte Chancenverwertung. Wir spielen die Tempogegenstöße nicht konsequent aus und wenn wir mal zwei Tore in Folge machen, fangen wir an zu tricksen. Das müssen wir sicher ändern.

SPOX: Macht sich der Ausfall von Michal Kubisztal bemerkbar?

Heinevetter: Er hat jetzt zwei Spiele verpasst, da ist noch nicht so abzusehen, wie schwer uns der Ausfall trifft. Ich hoffe nicht allzu sehr. Wir wissen natürlich, was wir an ihm haben. Er ist einer, der immer wieder für leichte Tore sorgt.

Füchse drei Monate ohne Kubiztal

SPOX: Wie fängt das Team den Verlust des linken Rückraumspielers auf?

Heinevetter: Wir haben mit Fabian Böhm einen jungen Kerl aus der zweiten Mannschaft dazu bekommen. Hoffentlich kann der uns helfen. Aber im Endeffekt wird Sven-Sören Christophersen wohl durchspielen müssen. Ich bin jedoch sicher, dass er das kann.

SPOX: Am Wochenende kommt Kiel zu Besuch. Wie geht man als Underdog dieses Spiel an? Sie können es ja nicht im Voraus schon verloren geben.

Heinevetter: Grundsätzlich kommt so was für uns natürlich überhaupt nicht in Frage. Ich habe in dieser Saison schon gesehen, wozu Kiel fähig ist. Jetzt kommt auch noch Fernandez dazu, damit hat der THW eine Abwehr, die seinesgleichen sucht. Es wird deshalb verdammt schwer für uns, weil wir offensiv noch nicht so richtig drin sind. Aber: Nichts ist unmöglich.

SPOX: Sie sind jetzt seit einem Jahr ein Berliner. Sehen Sie sich inzwischen als Führungsspieler?

Heinevetter: Na klar! Mit dem Anspruch bin ich hierher gekommen und ich bin mit Sicherheit keiner, der sich versteckt. Ich bin in die Rolle mittlerweile gut reingewachsen, glaube ich.

SPOX: Trotzdem haben Sie noch keinen Vertrag für die nächste Saison.

Heinevetter: Das ist richtig.

SPOX: Wo stehen Sie derzeit? Gibt es Verhandlungen?

Heinevetter: Ach, es ist ja noch sehr früh in der Saison. Wir haben schon gesprochen, aber man muss ja nichts überstürzen. Den Stress muss ich mir nicht machen. In ein paar Wochen oder Monaten wird das sicher konkreter.

SPOX: Gibt es denn bei Ihnen eine Tendenz?

Heinevetter: Ich fühle mich ohne Frage sehr wohl in Berlin. Im Sport ist es ja leider so, dass man sich seinen Klub nicht immer nach dem Umfeld aussuchen kann. Aber ich könnte mir durchaus vorstellen zu bleiben.

SPOX: Wäre eine mögliche Qualifikation für Europa ein entscheidendes Argument?

Heinevetter: Schwierig zu sagen. Wenn man im Handball Verträge unterschreibt, dann meist zu einem Zeitpunkt, zu dem noch nicht absehbar ist, wo das Team am Ende landet. Grundsätzlich will man als Nationalspieler aber natürlich international spielen, keine Frage.

SPOX: Ist das internationale Geschäft nur für Sie persönlich wichtig, oder haben Sie das Gefühl, dass Sie nur so auch in der Nationalmannschaft den nächsten Schritt machen können?

Heinevetter: Ich denke, dass ich in der Nationalmannschaft schon den einen oder anderen Schritt gemacht habe. In den beiden Länderspielen im Juni gegen Griechenland habe ich durchgespielt und einen guten Job gemacht. Ich denke, der Bundestrainer weiß, was ich kann. Auch wenn ich die letzten zwei Jahre nicht international gespielt habe.

SPOX: Hat Ihnen Heiner Brand denn trotzdem geraten, zu einem Verein zu wechseln, bei dem Sie international spielen können?

Heinevetter: Nein, das hat er nicht. Bei diesen Entscheidungen ist jeder Spieler auf sich gestellt. Im Endeffekt bringt es ihm doch auch nichts, wenn ein Spieler bei einem Spitzenklub nur auf der Bank sitzt. Dann doch lieber nur Bundesliga, aber mit sicherem Stammplatz. Manch ein Spieler, der bewusst den vermeintlichen Schritt zurück gemacht hat, hat sich so noch mal entwickeln können.

SPOX: Ist Ihre berufliche Zukunft etwas, das Sie mit Ihrer Freundin Simone Thomalla besprechen?

Heinevetter: Natürlich bespricht man so etwas. Aber wie gesagt: Im Moment gibt es da noch nicht viel zu diskutieren.

SPOX: Könnte Sie sich als bekannte Schauspielerin überhaupt vorstellen, mit Ihnen in eine Stadt wie Kiel umzuziehen, wo zwar hochklassiger Handball gespielt wird, aber eben längst nicht so viel los ist wie in Berlin?

Heinevetter: Das sollte nicht das Problem sein. Gerade als Schauspielerin ist man ja zum Glück recht unabhängig vom Wohnort. Aber ich kann mich nur wiederholen: So weit sind wir noch lange nicht.

SPOX: Ihre Freundin ist häufig bei Ihren Spielen auf der Tribüne zu sehen. Erschreckt sie sich manchmal, wenn sie Ihnen auf der Platte zusieht?

Heinevetter: Warum?

SPOX: Na, Sie sollen ja privat sehr ruhig und gelassen sein. Auf der Platte dagegen können sie fuchsteufelswild werden.

Heinevetter: Ich bin schon ein sehr relaxter Typ. Aber auf der Platte wäre es doof, wenn man da mit Schlafzimmerblick aufläuft. Da muss man sich schon pushen. Ich denke, dass es mir ganz gut gelingt, mich für ein Spiel heiß zu machen. Diese aggressive Spielweise, die zum Teil vom Gegner erwidert wird, wird von der Presse aber oft überbewertet. Nur weil man alles tut, um ein Spiel zu gewinnen, heißt das ja noch lange nicht, dass man nachher mit dem Gegenspieler nicht ein Bierchen trinken kann.

SPOX: Wie versetzen Sie sich von ihrem "normalen" Gemütszustand in ihre aggressive Spielstimmung?

Heinevetter: Viele haben irgendwelche Rituale oder hören bestimmte Musik. Ich brauche so was gar nicht. Wenn ich rausgehe und weiß, dass es los geht, kommt das bei mir ganz automatisch. Da brauche ich nicht nachhelfen.

SPOX: Gibt es denn etwas, das Sie privat auf die Palme bringen kann?

Heinevetter: Wenn ich, wie im Moment, durch die Fußgängerzone laufe und einen Zeitungsladen suche, es aber partout keinen gibt. Oder wenn ich in Berlin mal wieder keinen Parkplatz finde.

SPOX: Zurück zu meiner Frage: Ist Ihre Freundin manchmal über Sie erschrocken?

Heinevetter: Da müssen Sie Simone selbst fragen (lacht). Ich glaube, nachdem Sie jetzt schon viele Spiele von mir gesehen hat, egal ob zu Hause vor dem Fernseher oder in der Halle, hat sie sich an meine Art zu spielen gewöhnt.

SPOX: War sie eigentlich schon Handball-Fan, bevor Sie beide sich kennengelernt haben?

Heinevetter: Nein, ich glaube nicht (lacht). Sie hatte nicht wirklich viel Ahnung...

SPOX: Hat Sie sich denn inzwischen zur Expertin entwickelt?

Heinevetter: Na ja, Expertin wäre übertrieben. Ich mag den Spruch: "Schuster, bleib' bei Deinen Leisten." Es ist wohl besser, wenn sie ihren Job gut macht und mich stattdessen den Handball-Experten sein lässt.

SPOX: Sind Sie denn umgekehrt zum Film- und Fernseh-Experten geworden?

Heinevetter: (lacht) Ich war immer schon ein Film-Experte, aber nicht unbedingt auf dem deutschen Markt. Ich kenne mich schon aus, aber ich würde mir nie anmaßen, mich in Simones Angelegenheiten einzumischen.

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