Glandorf: "Es ging alles ruckzuck"

Von Interview: Florian Regelmann
So emotional kennt man Holger Glandorf nur auf dem Spielfeld
© Imago

Exklusiv Holger Glandorf ist einer der besten Rückraumspieler der Welt. Er ist aber auch einer der vereinstreuesten Spieler der Welt. Seit 1999 spielte der 25-Jährige in Nordhorn, nun zwang ihn die prekäre finanzielle Lage seines Klubs zum Wechsel nach Lemgo. Bei SPOX spricht er über turbulente Tage.

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Mit dem Transfer von Glandorf versucht Nordhorn, den ersten Schritt zu machen, um die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens und somit den Zwangsabstieg zu verhindern.

Im SPOX-Interview spricht Glandorf über seinen Wechsel und erklärt, was er mit Lemgo erreichen will.

SPOX: Herr Glandorf, die ganze Handball-Welt hat sich um Sie gerissen und Sie wechseln am Ende ins beschauliche Lemgo. Das war ja klar.   

Holger Glandorf: Warum?

SPOX: Na, weil es eben so beschaulich ist.

Glandorf: Es stimmt schon. Es ist wie in Nordhorn ein sehr familiäres Umfeld und das ist mir sehr wichtig. Ich kenne viele Spieler aus der Nationalmannschaft und das macht es einfacher, sich schnell einzufinden. Dazu passt es sportlich. Es war für mich die beste Lösung, deshalb habe ich mich für Lemgo entschieden. Außerdem ist meine Heimatstadt Osnabrück nicht weit entfernt.

SPOX: Da haben wir sie wieder, Ihre ausgeprägte Bodenständigkeit. Nervt es Sie, wenn manche Kritiker Sie deshalb als langweilig bezeichnen?

Glandorf: Das ist mir doch vollkommen egal. Ich weiß, wer ich bin und fühle mich wohl damit. Ich werde mich nicht ändern.

SPOX: Der Wechsel nach Lemgo ging am letzten Wochenende recht zügig über die Bühne. Wie ist es genau abgelaufen?

Glandorf: Es war wirklich sehr turbulent und aufregend. Dass es so schnell gehen würde, konnte niemand ahnen. Eigentlich wollte ich die Saison in Nordhorn zu Ende spielen, aber dann ging es ruckzuck.

SPOX: Wäre Nordhorn finanziell besser aufgestellt, hätten Sie vielleicht noch ein weiteres Mal verlängert?

Glandorf: Das kann gut sein. Es wäre auf jeden Fall eine Alternative gewesen. Ich bin überzeugt, dass der Zusammenschluss mit Lingen der richtige Schritt war. Ich freue mich jetzt zwar auf Lemgo, aber ich hoffe auch sehr, dass ich mit meinem Wechsel helfen konnte, den Grundstein für eine Sanierung zu legen.

SPOX: Wenn es nicht klappt, droht der Zwangsabstieg.

Glandorf: Das wäre unendlich schade. Ich weiß, dass die Verantwortlichen alles tun, um die Insolvenz zu vermeiden. Es wäre gerade für meine ehemaligen Teamkollegen wünschenswert, dass Nordhorn in der ersten Liga bleibt. Sportlich passt es ja.

SPOX: Welche Rolle hat Markus Baur bei Ihrer Verpflichtung gespielt?

Glandorf: Eine sehr wichtige. Ich kenne und schätze seine große Fachkompetenz. Wir haben lange zusammengespielt und es ist schön, dass er hier mein Trainer ist.

SPOX: Wie schnell können Sie sich in Lemgo einfügen?

Glandorf: Ich denke, dass es kein großes Problem sein wird. Wir spielen wie in Nordhorn eine 6-0-Abwehr und im Angriff kenne ich viele Sachen von der Nationalmannschaft. Das ist ein Vorteil.

SPOX: In Lemgo entsteht ja so etwas wie eine deutsche Auswahl. Stichwort Blockbildung.

Glandorf: Es gab früher schon eine Zeit, in der viele Nationalspieler aus Lemgo kamen. Das kann nur positiv sein für die Nationalmannschaft, wenn viele Leute eingespielt sind.

SPOX: Was sind die Ziele mit Lemgo?

Glandorf: Im Moment stehen wir auf dem zweiten Rang. Den wollen wir natürlich verteidigen. Was die nächsten Jahre angeht, ist klar, was das Ziel ist: Wir wollen Titel gewinnen. Warum soll uns das nicht gelingen?

SPOX: Mit der Nationalmannschaft hat es bei der WM leider nicht ganz gereicht. Wie fällt im Nachhinein das Fazit aus?

Glandorf: Es war natürlich bitter, dass wir es nicht ins Halbfinale geschafft haben. Aber insgesamt können wir zufrieden sein, weil wir auf einem guten Weg sind. Persönlich war es für mich sicher keine überragende WM, sie war aber auch nicht schlecht.

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