Cejka: "Mit Phil ist es schlimmer als mit Tiger"

Von Interview: Florian Regelmann
Alex Cejka verbesserte sich in der Weltrangliste in den letzten zwei Wochen auf Rang 137
© Getty

Alex Cejka ist der Mann der Stunde im deutschen Golfsport. Nach seinen überragenden Leistungen bei den US Open und den BMW International Open spricht der 39-Jährige im SPOX-Interview über seine Topform, Superstars, sein Leben in Las Vegas und fünf Verrückte aus Oregon.

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SPOX: Herr Cejka, die letzten beiden Wochen liefen hervorragend. Top 10 bei den US Open - und sogar Top 3 bei den BMW International Open. Dabei mögen Sie doch solche Birdie-Festivals wie in München eigentlich gar nicht.

Alex Cejka: (lacht) Da haben Sie recht. Normalerweise tue ich mich schwer bei Turnieren, bei denen unglaublich gut gescort wird und es nur um das Putten geht. Ich bin ein ganz guter Ballstriker, deshalb ist es für mich umso besser, je schwieriger der Platz ist. Da zeigt sich der Unterschied zwischen Jungs und echten Kerlen. In München war ich außerdem in den letzten Jahren nur einmal mit vorne dabei, es war immer schwierig. Jetzt freue ich mich sehr, dass es wieder geklappt hat. Ich habe einfach ein gutes Gefühl im Moment.

SPOX: So schön der dritte Rang in Eichenried ist, der achte Platz in Pebble Beach ist dann doch noch mal eine Ecke beeindruckender. Wäre vielleicht sogar noch mehr drin gewesen?

Cejka: Ich denke schon. Ich habe wirklich super gespielt, aber leider wenige Putts gelocht. Zwei oder drei Schläge besser hätte es gut sein können, aber ich bin insgesamt natürlich sehr zufrieden. Eine Top-10-Platzierung bei einem Major auf einem solchen Top-Platz ist schon sehr gut. Außerdem habe ich mich bereits für die nächsten US Open und das Masters 2011 qualifiziert. Und in der FedEx-Cup-Wertung hat es mir auch einen guten Schub gegeben.

SPOX: Viele Spieler haben sich in Pebble Beach darüber beschwert, dass einige Löcher unfair gewesen wären, wie die 14. und 17. Bahn. Ist die Kritik berechtigt?

Cejka: Ich würde sagen, dass es knapp dran war, unfair zu sein, aber es war immer noch möglich. Ich habe in der Finalrunde mit Tim Clark gespielt - und er hat an der 17 ein Birdie gemacht. Es geht also alles. Es war nur verdammt schwer.

SPOX: In Runde drei sind Sie mit Phil Mickelson auf die Runde gegangen. Mit Tiger Woods hatten Sie auch schon das Vergnügen. Was ist stressiger?

Cejka: Mit Phil ist es nach meinen Erfahrungen sogar noch schwieriger als mit Tiger. Bei Phil sind die Leute noch schlimmer. Aber es ist toll, mit solchen Jungs zu spielen. Du spielst mit der Nummer eins und zwei der Welt - und merkst, dass du fast genauso spielst. Das gibt einem ein gutes Gefühl und ist wichtig für den Kopf. Man weiß dann, dass man da hingehört.

SPOX: Ihre Top-Leistungen sind umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, was Sie für eine Leidenszeit hinter sich haben. Wie geht es Ihnen?

Cejka: Danke, mir geht es gut, auch wenn ich aktuell höchstens zu 70 Prozent fit bin. Ich hatte vor zwei Jahren nach einem eingeklemmten Nerv eine schwierige Operation an den Wirbeln C5 und C6, jetzt habe ich eine Aluminium-Platte drin, das ist alles nicht so einfach. Ich bin immer noch ein bisschen schwach und habe wenig Gefühl in den Armen. Es gibt Tage, an denen ich aufstehe und mein Hals ganz steif ist. Dann habe ich so große Schmerzen, dass ich fast nichts machen kann. Die Ärzte sagen, dass es ein oder zwei Jahre dauern kann, bis es ganz weg ist.

SPOX: Im Dezember werden Sie 40 Jahre alt. Eine einschneidende Marke im Golferleben. Mit welchen Zielen gehen Sie in Ihre nächste Karrierephase?

Cejka: Ich will vor allem gesund bleiben, das ist das Wichtigste. Wenn das der Fall ist, ist es möglich, bis 60 noch tolles Golf zu spielen, wie man bei Tom Watson sieht. Es gibt außerdem so viele Spieler in den 40ern, die viele Turniere gewonnen haben. Der Zug ist also für mich noch nicht abgefahren.

SPOX: Wenn Sie zurückblicken: Sind Sie zufrieden mit Ihrer Karriere oder etwas frustriert, dass Sie in den USA immer noch kein Turnier gewonnen haben? Eigentlich hätte es für einen Spieler Ihrer Klasse doch längst mal passieren müssen.

Cejka: So einfach ist es aber nicht. Die Jungs, gegen die ich antrete, sind alle richtig, richtig gut. Wenn man es mit Woods, Mickelson, Goosen, Singh, Zach Johnson und wie die ganzen Stars alle heißen, zu tun hat, ist es schwer. Aber ich habe in Europa einige Turniere gewonnen und ich hatte in den letzten sieben Jahren in den USA einige gute Chancen, die ich nur leider nicht nutzen konnte. Aber noch ist meine Karriere ja nicht vorbei.

SPOX: Können Sie nach dem guten US-Open-Finish jetzt entspannter in den Rest der Saison gehen?

Cejka: Ich spiele gut und wenn ich so weitermache, dürfte die Tour-Karte für 2011 sicher sein. Aber ich möchte nicht in jedem Jahr froh sein, meine Spielberechtigung zu behalten. Ich möchte weiter nach vorne. In die Top 50 der Welt, in die Top 30 im FedEx-Cup, damit ich alle Majors mitspielen darf. Dafür muss jetzt mal ein Sieg her. Es war bei mir immer so, dass ich besser gespielt habe, wenn der Druck um die Karte nicht mehr da war. Dann habe ich Ende des Jahres gute Ergebnisse erzielt. Man darf auch nicht vergessen, dass eine Saison extrem lang ist. Ich spiele 33 bis 35 Turniere und bin auch nicht mehr der Jüngste. Aber ich bin gut drauf und optimistisch, dass es bald klappt.

SPOX: Sie leben jetzt in den USA, im Land der Freiheit. Wie sehr hat Sie die Flucht aus der damaligen Tschechoslowakei eigentlich geprägt?

Cejka: Ich war zu jung, um zu wissen, was Kommunismus überhaupt bedeutet. Wenn du acht Jahre alt bist, hast du keine Ahnung. Inzwischen ist das Leben in Tschechien natürlich auch ganz anders geworden, nach dem Mauerfall hat sich alles verbessert. Aber ich mag die USA und möchte dort in den nächsten Jahren auch bleiben. Es gibt Leute, die rüber gehen und es hassen. Und es gibt Leute, die lieben es. Dazu gehöre ich. Ich fühle mich super wohl und habe mir mit Las Vegas eine tolle Stadt zum Leben ausgesucht.

SPOX: Was sind die Vorzüge von Las Vegas?

Cejka: Zuallererst ist das Wetter immer schön. Ich mag es, wenn es besonders heiß ist, 40 Grad und wärmer. Dazu kommt, dass die Stadt nie schläft. Konzerte, Shows, Casino - es gibt alles, was du willst. Bei mir um die Ecke ist ein großer See, da kann ich mit dem Boot rausfahren und mich sonnen. Im Winter war ich mit meinen Kindern 40 Minuten von meiner Haustür weg Ski fahren. Die Trainingsmöglichkeiten sind ideal, ich habe von Las Vegas Direktflüge in alle Städte der USA und auch nach Deutschland. Es ist rundherum perfekt.

SPOX: Wenn Sie auf der US PGA Tour unterwegs sind, werden Sie manchmal vom "Team Cejka" begleitet. Was hat es damit auf sich?

Cejka: Das sind fünf Jungs aus Oregon, die mich in jeder Woche auf dem Computer verfolgen und zu fünf, sechs Turnieren im Jahr anreisen. Die ganze Tour kennt die Jungs mittlerweile. Wenn ich am ersten Abschlag stehe und sie alle "Cejka" schreien, wissen alle: "Team Cejka ist wieder da." (lacht) Eine tolle Sache, solche Fans zu haben.

SPOX: Sie sprechen von tollen Sachen. Was war das schönste Erlebnis, das Sie im Golf hatten?

Cejka: Schön waren vor allem die Siege. Besonders der Sieg beim Volvo Masters, weil es unsere Players Championship in Europa war, unser größtes Turnier. Aber unabhängig von Siegen ist das Leben einfach klasse. Wir reisen so viel in der Welt herum und spielen die schönsten Plätze der Welt. Wo Amateure 600 Dollar Greenfee zahlen müssen, bekomme ich noch Geld dafür. Was will man mehr?

BMW International Open, Tag 4: Cejka bei Horsey-Sieg glänzender Dritter