Aufsichtsratsmitglied: "Der Verein ist krank"

Von Marco Nehmer
Mit dem Sieg über den VfL Osnabrück ist Dresden knapp in der 2. Liga geblieben
© getty

Bei Zweitligist Dynamo Dresden hängt trotz des Klassenerhalts in der Relegation der Haussegen schief. Diskussionen um Trainer Peter Pacult, Fan-Probleme und die brenzlige Finanzlage sind nur dabei nur die oberflächlichen Gründe. Doch auch hinter den Kulissen rumort es bei Dynamo - die Vereinsstrukturen erschweren den Fortschritt.

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"Der Verein ist in sich krank", wird Thomas Dathe am Montag im "Kicker" zitiert. Der Unternehmer, eines von insgesamt neun Aufsichtsratsmitgliedern, ist besorgt um die sportliche Handlungsfähigkeit beim ostdeutschen Traditionsklub: "Im Verein steckt ein Virus, der entfernt werden muss."

Hintergrund ist die Vereinssatzung, die dem Aufsichtsrat weitreichende Befugnisse auf operativer Ebene zuspricht. Diese sind die Konsequenz aus der Dynamo-Ära von Rolf-Jürgen Otto. Der Ex-Präsident, der Anfang 1993 das Ruder bei den Sachsen übernahm, fuhr den Verein wirtschaftlich an die Wand.

Probleme wurzeln in der Ära Otto

Nachdem der Verein im selben Jahr wegen Lizenzbetrugs mit vier Punkten Abzug bestraft wurde, war der Tiefpunkt 1995 erreicht: Wegen Schulden in Höhe von zehn Millionen D-Mark musste Dynamo den bitteren Gang in die Drittklassigkeit antreten. Fortan herrschte ein strikter Sparkurs. Jede sechsstellige Investition in den Kader musste vom Aufsichtsrat durchgewinkt werden - bis heute.

Das beschneidet seit jeher die operative Effizienz des Klubs. "Der Verein ist sich in den letzten 20 Jahren immer im Weg gestanden", beschreibt Aufsichtsratschef Thomas Bohn dem "Kicker" die Situation. Von Intrigen und dem Geltungsbedürfnis der Mitglieder des Gremiums ist dabei die Rede. Die derzeitige Situation hat das Fass dem Anschein nach zum Überlaufen gebracht.

"Unsere Außendarstellung in den letzten Wochen war eine Katastrophe", so Bohn. Berichte über eine angebliche Trennung von Trainer Peter Pacult, die vor dem Relegations-Rückspiel gegen Osnabrück den Weg in die Medien fanden, haben das Klima weiter vergiftet. Der Österreicher wurde postwendend in seinem Amt bestätigt - angeblich, weil eine Beurlaubung zu teuer gewesen sei.

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