Albert Streit startet in Aachen einen Neuanfang

SID
Albert Streit (l.) läuft am Samstag im rechten Mittelfeld von Alemannia Aachen auf
© Getty

Er klopfte schon an die Tür zur Nationalmannschaft, mit dem Wechsel zu Schalke 04 sollte der große Durchbruch auf internationaler Bühne gelingen. Doch alles kam anders. Albert Streit stürzte tief ab - bis in die Bedeutungslosigkeit. Als Abzocker, als Fußball-Söldner wurde er bei den Königsblauen beschimpft. Nun startet der 31-Jährige einen Neuanfang. In der Zweiten Liga. Im Abstiegskampf bei Alemannia Aachen, wo er am Samstag im Spiel gegen den FC St. Pauli sein Debüt geben wird.

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So erlebt Aachen in diesen Tagen einen nachdenklichen, einen nach außen hin geläuterten Albert Streit. Denn was passiert ist, hat er längst nicht vergessen.

"Wenn es super lief, klingelte das Handy. Freunde fragten, ob du noch Karten für das Spiel hast. Dann spielst du nicht und auf einmal klingelt es nicht mehr. Spätestens dann weiß man, wer die richtigen Freunde sind", berichtet Streit.

Streit räumt Fehler ein

2008 hatte der in Bukarest geborene Streit einen gut dotierten Vertrag - von 2,5 Millionen Euro Jahresgehalt ist die Rede - auf Schalke unterschrieben. Doch bereits unter Fred Rutten wurde er aussortiert. Dann kam Felix Magath und alles wurde noch schlimmer. Der heutige Wolfsburger Trainer degradierte ihn zu den Amateuren und stellte ihn als lustlosen Spieler dar.

An diesem Image hat er auch kräftig mitgewerkelt. An einen Wechsel verschwendete er angesichts des "lukrativen Vertrages" keinen Gedanken, was er offen zugab. "Im Nachhinein hätte ich viele Sachen nicht sagen sollen. Als ich sagte, ich sitze meinen Vertrag auf Schalke aus, gab es einen Aufschrei, besonders in der Region. Es war ein Fehler, aber allen voran war es die Wahrheit", ergänzte der frühere Spieler in Köln, Frankfurt und Hamburg.

Im November 2011 einigten sich Streit und Schalke schließlich auf eine Vertragsauflösung. Und das Handy stand weiter still - bis sich sein alter Trainer Friedhelm Funkel an ihn erinnerte. "Ich war überrascht, dass es überhaupt einen Verein gibt, der mir trotz der negativen Presse, eine Chance gibt", sagte Streit.

"Der Trainer hat einen großen Anteil, dass ich hier bin. Er nimmt mich, wie ich bin und weiß, wie ich ticke. Wir sind auch schon einmal aneinandergeraten, aber dann klärt man das und die Sache ist gegessen." Das war bei Eintracht Frankfurt, wo der Offensivspieler seine beste Zeit hatte.

Kasse machen gilt nicht mehr

Nun will er in der Zweitklassigkeit seinen Ruf wieder aufpolieren. Er wolle beweisen, dass er nicht faul ist, so wie es ausgelegt wurde. Für einen Bruchteil von dem, was er einst auf Schalke verdient hat, spielt er nun für die Alemannia. Es gehe ihm ums Fußballspielen und nicht darum, Kasse zu machen.

"Das Finanzielle spielte bei der Alemannia keine Rolle, in ein paar Minuten war das geregelt. Mit 20 Jahren hätte ich anders reagiert, aber zu dem jetzigen Zeitpunkt, einen lukrativen Vertrag zu unterschreiben, war fernab der Realität", ergänzte Streit.

Trotz der fehlenden Spielpraxis ist Funkel von der Verpflichtung Streits überzeugt. "Albert ist strittig und sagt dass, was er denkt, aber er ist trotzdem ein wichtiges Element im Team", lobte Funkel und stellte ihm kurzerhand eine Einsatzgarantie für das Auftaktspiel gegen St. Pauli aus.

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