Selbst die Bayern blitzten ab

Von Maurice Kneisel
Im Jahr 2009 bestritt Nils Petersen zwei Partien für die deutsche U-21-Nationalmannschaft
© Getty

Nach elf Spieltagen hat Energie Cottbus bereits 22 Punkte auf dem Konto, steht auf Platz vier der 2. Liga. Der Hauptgrund für den guten Start der Brandenburger ist Shooting-Star Nils Petersen. Doch trotz Hype und Transfergerüchten bleibt der Torjäger auf dem Boden. Zumindest abseits des Platzes.

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Freitagabend auf dem Aachener Tivoli, die Alemannia liegt gegen Energie Cottbus mit 2:1 in Führung, die Öcher Fans feiern ihre Schwarz-Gelben - bis zur 77. Minute. In diesem Moment spielt der Cottbusser Jiayi Shao den Ball mit der Hacke auf Nils Petersen, der ihn per Rechtsschuss im linken Eck versenkt. Ausgleich, die Laune der Domstädter sackt in den Keller. Es ist Petersens zweiter Treffer an diesem Abend. Am Ende erzielt Cottbus sogar noch den 3:2-Siegtreffer, Ergebnis gedreht!

Spieler der Partie am vierten Spieltag? Keine Frage, Sturmtalent Petersen. Gerade mal eine Woche zuvor, beim 5:5-Torfestival gegen den Karlsruher SC, hatte er auch schon zweifach eingenetzt, nach den ersten fünf Saisonspielen brachte er es auf sieben Tore. Eine starke Quote.

Als Langzeitprojekt geplant

Trotzdem bleibt der in Wernigerode in Sachsen-Anhalt geborene Petersen bescheiden: "Es wird auch einmal eine Phase kommen, in der ich nicht wie am Fließband treffe. Deshalb konzentriere ich mich weiter auf meine Leistung."

Eine Mini-Torkrise durchlebte der kopfballstarke Angreifer zwischen dem sechsten und neunten Spieltag, als er in drei Einsätzen (gegen den FSV Frankfurt musste er verletzungsbedingt passen) keinen Treffer erzielen konnte und auch ansonsten wenig zu überzeugen wusste.

Die kurze Durststrecke endete beim 2:1-Sieg gegen den VfL Bochum am zehnten Spieltag. Eine Woche später gegen den FC Ingolstadt traf er erneut, Cottbus gewann wieder 2:1. Aktuell steht Petersen somit bei neun Toren in zehn Partien.

Chance genutzt

Als Cottbus Petersen im Januar 2009 von Carl Zeiss Jena holte, war er eigentlich als Langzeitprojekt eingeplant, der damalige Energie-Manager Steffen Heidrich bezeichnete ihn als "Investition in die Zukunft". Doch nach dem Bundesligaabstieg der Lausitzer verließen zahlreiche Spieler den Verein und machten somit unter anderem Platz für Petersen.

Platz, den er prompt nutzte: In der Spielzeit 2009/10 traf er in 22 Einsätzen zehn Mal und harmonierte dabei bereits gut mit Sturmpartner Emil Jula. Saisonübergreifend hat er in den vergangenen 25 Partien 19 Mal zugeschlagen.

Die 1. Liga lockt

Kein Wunder also, dass es zahlreiche Anfragen aus der ersten Liga gibt. Und nicht erst seit dieser Saison. 2008 hatte der 1. FC Köln bereits Interesse an einer Verpflichtung Petersens, der Transfer scheiterte aber an der zu hohen Ablöseforderung der Jenenser.

Inzwischen jagt die halbe Bundesliga den Führenden der Zweitliga-Torschützenliste. "Es gibt kaum einen Erstligisten, der kein Interesse hat. Es gab zehn bis zwölf lose Anfragen, von Dortmund, Schalke, Leverkusen, den Bayern. Aber ich schwöre, wir haben uns noch mit keinem Verein getroffen", bestätigt Vater Andreas das rege Interesse an seinem Sprössling.

Zudem soll der englische Premier-League-Klub Blackburn Rovers kürzlich 2,5 Millionen Euro geboten haben - für den bodenständigen Petersen kein Thema. Ihm ist die Nähe zur Heimat und zur Familie sehr wichtig. So erzählte Petersen im Rahmen eines Testspiels bei seinem Ex-Klub, dass er in Jena, wo er bis Sommer 2007 das Sportgymnasium besuchte und auch schon in der Jugendmannschaft spielte, einmal im Monat Heimaturlaub macht. Da verwundert es wenig, dass seine Familie darauf hofft, dass Energie den Sprung in die Bundesliga schafft, damit der Youngster noch eine Weile in der Nähe spielt.

"Wir hätten alle Geld verdienen können in diesem Sommer"

Seinen Wechsel von Jena zum damaligen Noch-Erstligisten Cottbus im Januar 2009 kommentierte Petersen seinerzeit mit den Worten: "Für mich geht mit dem Wechsel ein Wunsch in Erfüllung. Wenn ein Angebot aus der Bundesliga kommt, muss man es annehmen." Eine Ansicht, die sich seitdem wohl geändert hat, wie sich alleine schon daran zeigt, dass er im Sommer ein lukratives Angebot der TSG 1899 Hoffenheim ausschlug. "Mein Berater, Energie, ich - wir hätten alle Geld verdienen können in diesem Sommer", erklärt Petersen.

Trotzdem bleibt er lieber in der Lausitz, das Ziel Bundesliga möchte er am liebsten mit seinem aktuellen Verein erreichen. Den ganzen Trubel um seine Person lässt er nicht an sich ran. "Bei mir herrscht absolute Ruhe. Kein Telefonat, kein Gespräch, ich lese von den Interessenten immer nur in der Zeitung", so Petersen.

Deswegen habe er sich mit seinem Berater Frank Lieberam darauf geeinigt, seine Person möglichst aus den Medien rauszuhalten, damit er sich auf die Saison in Cottbus, wo er noch bis 2012 unter Vertrag steht, konzentrieren kann. Petersen geht sogar noch weiter und sagt: "Eigentlich würde ich mich freuen, wenn darüber diskutiert werden würde: 'Mensch, wie können wir den Jungen hier in der Lausitz behalten?'"

Langfristig nicht zu halten

Auch sein Trainer Claus-Dieter Wollitz zeigt sich begeistert von der Bodenständigkeit seines Schützlings und ist sich dessen Qualitäten absolut bewusst: "Er ist ein Bundesligaspieler, der unbedingt in Cottbus bleiben wollte. Die Erste Liga und das Geld konnten ihn noch nicht locken, weil er sich bei uns weiterentwickeln will."

Dennoch herrscht in Cottbus wenig Optimismus, was den längerfristigen Verbleib des Sturmjuwels angeht. Wollitz forderte kürzlich gegenüber "Bild" bereits eine baldige Klärung, damit Verein und Spieler in Ruhe weiter arbeiten können.

Sollte Petersen Cottbus im Winter verlassen, so würde dies die Vereinskasse der Brandenburger kräftig füllen. Den Aufstieg könnten sie dann aber wohl abhaken.

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