WM

DFB-Team - Erkenntnisse zum 1:1 gegen Spanien: Die größte Problemzone bleibt ungelöst

Spanien, Deutschland
© imago images

Nach der Auftaktpleite gegen Japan hat die deutsche Nationalmannschaft am zweiten Gruppenspieltag der WM in Katar ein respektables 1:1 gegen Spanien geholt. Welche Rückschlüsse kann Hansi Flick daraus für das entscheidende Duell mit Costa Rica am Donnerstag ziehen? Drei Erkenntnisse.

Cookie-Einstellungen

Hier geht's zu weiteren Inhalten rund um das Spiel:

WM live sehen: Alle Spiele der Weltmeisterschaft in Katar gibt es live bei MagentaTV

fuelle
© imago images

DFB-Team: Niclas Füllkrug empfiehlt sich für die Startelf

Einwechslung in der 70. Minute, Ausgleich in der 83. Minute: Niclas Füllkrug bewahrte Deutschland im Al-Bayt-Stadion vor der zweiten Niederlage im zweiten Gruppenspiel. In vielen Gesprächen habe ihm Hansi Flick zuvor "Vertrauen und Zuspruch" gegeben, berichtete der Stürmer von Werder Bremen anschließend: "Es freut mich riesig, dass ich seine Hoffnung erfüllen konnte: Präsenz im Sechzehner und Torgefahr auf dem Platz - was man sich von einem echten Stürmer erhofft."

Tatsächlich war Füllkrugs 20-minütiger Auftritt ein Plädoyer für einen echten Mittelstürmer, ein Plädoyer für sich selbst, ein Plädoyer für einen Startelfplatz. Bis dahin enttäuschte Thomas Müller als falsche Neun, genau wie beim Auftaktspiel Kai Havertz. Füllkrug dagegen hatte schon bei der WM-Generalprobe im Oman nach seiner Einwechslung zum entscheidenden 1:0 getroffen.

Als Mittelstürmer gebe er der Mannschaft etwas, "was wir so sonst nicht haben", betonte Abwehrchef Antonio Rüdiger. Leon Goretzka nannte den Stürmer "Zielstrebigkeit pur", Kapitän Manuel Neuer einen "Instinktspieler". Vor dem 1:1 nahm Füllkrug Jamal Musiala den Ball einfach vom Fuß, um ihn dann wuchtig ins Tor zu schmettern. "Da hat Manu schon recht", sagte Füllkrug. "Das war eigentlich nur Instinkt. Eine instinktive Handlung ist aber meistens besser, als wenn man anfängt nachzudenken."

An Füllkrugs Art zu stürmen und zu sprechen merkt man, dass er Selbstvertrauen hat. Seine Spielweise und sein Auftreten kommt bei Kollegen wie Fans gut an. Der 29-Jährige gilt gemeinhin als Sympathieträger und mittlerweile neben Jamal Musiala auch als womöglich größter Hoffnungsträger, dass doch noch alles gut wird bei dieser WM. Nach dem Spanien-Spiel stellt sich jedenfalls die Frage: Warum nur 20 Minuten auf Füllkrug zurückgreifen, wenn man ihn auch das ganze Spiel über haben kann?

guendo-gore
© imago images

DFB-Team: Das Mittelfeld-Trio bewährt sich nur teilweise

Nach der Pleite gegen Japan lautete der Hauptvorwurf an Trainer Hansi Flick, dass er Mitte der zweiten Halbzeit ohne Not sein stabiles Mittelfeld-Duo bestehend aus Joshua Kimmich und Ilkay Gündogan sprengte. Flick brachte Leon Goretzka für Gündogan, plötzlich taten sich allerorts Lücken auf und Japan drehte das Spiel.

Gegen Spanien verhinderte Flick so einen Fehler prophylaktisch, indem er Gündogan und Goretzka von Beginn an gemeinsam aufbot. Weil Kimmich bekanntlich immer spielt, durften alle drei prominenten Mittelfeldspieler gemeinsam auflaufen. Goretzka gab wie vom FC Bayern München gewohnt den Achter neben Kimmich, Gündogan übernahm die Zehnerposition von Thomas Müller.

Im Spiel gegen den Ball klappte das hervorragend, wobei Deutschland bis zu Gündogans Auswechslung gegen Japan ebenfalls stabil verteidigt hatte (aber auch weniger gefordert wurde). "Wir standen insgesamt kompakter, von hinten nach vorne nicht so weit auseinander", lobte Kapitän Manuel Neuer, angesprochen auf die ungewohnte Mittelfeld-Besetzung. "Wir haben nicht so viel zugelassen." Bei eigenem Ballbesitz war das Spiel der deutschen Mannschaft dagegen schwächer, ungefährlicher als in der Stunde bis zu Gündogan Auswechslung im Auftaktspiel.

Das lag einerseits sicherlich an Spaniens dominanter Spielweise, die Deutschland in eine passive Rolle mit nur 36 Prozent Ballbesitz zwang. Das lag aber auch an Gündogans neuer Position eine Reihe weiter vorne. Spielte er gegen Japan noch 72 Pässe, waren es gegen Spanien lediglich 18. Auf der Sechs ist Gündogan mehr ins Kombinationsspiel eingebunden, was natürlich nicht schadet. Gündogan zählt schließlich zu den sichersten und kreativsten Passgebern im deutschen Kader.

Der Frage nach seiner Meinung zur neuen Mittelfeld-Formation wich der Kapitän von Manchester City aus, es gehe "nicht um Einzelne, sondern um die Mannschaft". Gegen eine spielstarke Mannschaft wie Spanien hat sich das kompakte Mittelfeld-Trio teilweise bewährt, gegen die sicherlich passiveren Costa Ricaner könnte aber womöglich die Japan-Formation (bis zur folgenschweren Auswechslung) mehr Sinn ergeben.

raum-kehrer
© imago images

DFB-Team: Die größte Problemzone bleibt ungelöst

Links verteidigte gegen Spanien erneut David Raum, rechts wurde erneut getauscht und erneut enttäuschten alle Beteiligten: Flick bekommt die Problemzone Außenverteidigung einfach nicht gelöst. Teilweise unverschuldet, teilweise selbstverschuldet. Die Ausgangslage: Deutschland verfügt aktuell über keine Außenverteidiger von gehobenem internationalen Niveau.

Auf der linken Seite hält Flick trotz wiederholt schwacher Leistungen weiter stur an David Raum fest. Gegen Spanien stand er zum achten Mal in Folge in der Startelf und einmal mehr drängte er sich nicht für weitere Einsätze auf. Offensiv ungenau, defensiv fehlerhaft. Mit Christian Günter von der Bundesliga-Überraschungsmannschaft des SC Freiburg stünde eine interessante Alternative bereit.

Auf der rechten Seite experimentierte Flick zuletzt munter herum. Bei der WM-Generalprobe im Oman verhalf er dem zuvor dreieinhalb Monate verletzten Lukas Klostermann zum Comeback, ehe er gegen Japan überraschend den gelernten Innenverteidiger Niklas Süle auf die Seite beorderte. Süle patzte bei beiden Gegentoren, woraufhin er gegen Spanien ins Zentrum zurückkehrte.

Seine Chance auf rechts bekam diesmal Kehrer, der sich aber ebenfalls nicht für weitere Einsätze empfahl: Mit seinem zu passiven Abwehrverhalten ermöglichte er in der ersten Halbzeit zwei gefährliche spanische Abschlüsse, ehe er nach der Pause Jordi Albas Hereingabe vor Alvaro Moaratas Treffer nicht verhinderte. Später ersetzte ihn Flick durch Klostermann. Sofern es seine Fitness zulässt, könnte er der nächste Kandidat für die Startelf sein.

Deutschland: Spielplan in der Gruppe E

DatumBegegnungErgebnis/Anpfiff
23. NovemberDeutschland vs. Japan1:2
23. NovemberSpanien vs. Costa Rica7:0
27. NovemberJapan vs. Costa Rica0:1
27. NovemberSpanien vs. Deutschland1:1
01. DezemberCosta Rica vs. Deutschland20.00 Uhr
01. DezemberJapan vs. Spanien20.00 Uhr