WM

Heinze beschert Argentinien Auftaktsieg

Von Andreas Lehner
Gabriel Heinze erzielt hier das 1:0 für Argentinien gegen Nigeria
© Getty

Argentinien ist erfolgreich in die WM 2010 in Südafrika gestartet. Das Team von Diego Maradona gewann gegen Nigeria 1:0 (1:0). Vor 57.000 Zuschauern im Ellis-Park von Johannesburg erzielte Gabriel Heinze den einzigen Treffer. Argentiniens Superstar Lionel Messi überzeugte, wurde aber vom nigerianischen Torhüter in den Schatten gestellt.

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Nachbetrachtung:

Von wegen müde! Lionel Messi zeigte im ersten Spiel der WM, dass er topfit ist. Der Barca-Star war Argentiniens Bester und fast überall auf dem Platz zu finden. 103 Ballkontakte und zwölf Torschüsse sind eine beeindruckende Bilanz. Mit seinen Dribblings riss er immer wieder Löcher in Nigerias Abwehr und blieb nur wegen des überragenden Torhüters Vincent Enyeama ohne Tor.

Um in Diego Maradonas Worten zu sprechen: Messi war die Kirsche auf dem Spiel Argentiniens. Er ist und bleibt Argentiniens gefährlichste Waffe. Ihn zu stoppen, muss für jede Mannschaft das Ziel sein. Gelingt dies nicht, kann er die Kirsche auf dem gesamten Turnier werden.

So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels

Sorgen bereiteten dagegen der laxe Umgang mit den Chancen, der Leichtsinn im Spielaufbau und das Umschaltverhalten auf die Defensive. In der Gruppe dürften diese Schwächen noch ohne Folgen bleiben, aber gegen taktisch und spielerisch stärkere Teams darf sich die Albiceleste diese Fehler nicht mehr erlauben.

Die Nigerianer wirkten über weite Strecken überfordert - vor allem in der Defensive. Aber auch die Afrikaner zeigten, dass sie Fußball spielen können. Gegen Südkorea und Griechenland werden sie sicher nicht so zurückhaltend und verhalten auftreten und sich auf ihre Stärken konzentrieren. Offensiv können sie jeder Mannschaft Probleme bereiten. Das Achtelfinale ist in jedem Fall möglich.

Reaktionen

Diego Maradona (Trainer Argentinien): "Es war sehr wichtig für uns, Chancen herauszuspielen. Wir haben nicht alle genutzt, am Ende hätten Nigeria ausgleichen können, das sind die Gesetze des Fußballs. Aber Gott sei Dank ist es nicht passiert. Der Torhüter der Nigerianer war hervorragend. Wir haben in der vergangenen Woche viel für die Offensive trainiert, aber es hat leider nicht so gut funktioniert. Aber wir haben gewonnen, es ist ein guter Sieg, das gibt uns eine gewisse Sicherheit."

Lars Lagerbäck (Trainer Nigeria): "Ich bin stolz auf meine Spieler auf das, was sie geleistet haben, aber enttäuscht über die Niederlage. Beim Gegentor sind wir für einen Fehler bestraft worden, der zur Ecke geführt hat. Mit etwas Glück wäre auch ein Remis möglich gewesen. Ich weiß nicht, ob wir gegen den künftigen Weltmeister verloren haben."

Carlos Bilardo (Technischer Direktor Argentinien): "Der Sieg war die logische Konsequenz unseres Spiels. In der ersten Halbzeit hätten wir mehr Tore erzielen müssen. Wenn man die 90 Minuten betrachtet, hatte Nigeria keine großen Torchancen und Argentinien einen ganzen Haufen.

Vincent Enyeama (Torhüter Nigeria): "Es ist schon verrückt. Ich habe so viel gehalten, doch dieses eine verflixte Gegentor hat uns das Genick gebrochen. Aber wir werden uns jetzt nicht selbst umbringen. Wir haben noch zwei Spiele und noch alle Chancen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Maradona kommt mit der erwarteten Aufstellung. Im Angriff beginnen Messi, Higuain und Tevez. Demichelis vom FC Bayern beginnt in der Innenverteidigung.

Durch das WM-Aus von Chelsea-Star Obi Mikel (Knöchelverletzung) beginnt Haruna im Mittelfeld. Überraschend sitzt Odemwingie auf der Bank. Dafür stürmt Obinna.

6., 1:0, Heinze: Veron mit der Ecke von rechts. Obinna lässt Heinze laufen, der kommt am Elferpunkt mutterseelenallein zum Kopfball und setzt das Ding in den linken Winkel. Shittu kann auf der Linie nicht mehr retten.

29.: Die Chance zum Ausgleich. Nach einer tollen Kombination ist Obasi auf links vollkommen frei. Der Hoffenheimer hat Probleme bei der Ballkontrolle, und sein Schuss geht knapp am rechten Pfosten vorbei.

38.: Tolle einstudierte Freistoßkombination zwischen Messi und di Maria, die die gesamte Verteidigung der Nigerianer aushebelt. Messi zirkelt die Kugel aus 14 Metern Richtung linker Winkel. Wieder mal ist aber Enyeama mit einem mächtigen Satz zur Stelle und bekommt irgendwie noch die Fingerspitzen an den Ball.

66.: Riesen Konterchance für Argentinien, vier gegen zwei. Aber Tevez mit einem schlampigen Pass auf Messi. Der zieht von rechts nach innen und setzt den Ball kanz knapp neben den linken Pfosten.

72.: Odemwingie legt auf links mustergültig für Taiwo auf. Der Hammer des Verteidigers aus 17 Metern geht nur hauchdünn am rechten Pfosten vorbei.

82.: Messi ist nach tollem Doppelpass mit di Maria durch, scheitert aber aus sieben Metern zum x-ten Mal an Enyeama.

Fazit: Verdienter Sieg für Argentinien, die deutlich mehr Chancen hatten und auch höher hätten gewinnen können.

Der Star des Spiels: Vincent Enyeama. Afrikas Mannschaften sind nicht unbedingt für ihre Torhüter bekannt. Enyeama machte gegen Argentinien aber ein fantastisches Spiel und brachte Messi und Co. fast zur Verzweiflung. Auf der Linie überragend, leistete sich nur eine Unsicherheit beim Herauslaufen. Ohne ihn wäre die Niederlage höher ausgefallen.

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Die Gurke des Spiels: Victor Obinna. Lagerbäck gab ihm den Vorzug vor Odemwingie und Martins. Der Schwede dürfte seine Entscheidung bald bereut haben. Offensiv konnte er sich kaum in Szene setzten und machte vor dem 0:1 den entscheidenden Fehler, als er Heinze laufen ließ. Wurde in der 52. Minute ausgewechselt.

Die Pfeife des Spiels: Wolfgang Stark. Leistete sich keine krassen Fehlentscheidungen, lag in einigen Zweikämpfen aber in seiner Bewertung daneben. Alles in allem eine ordentliche Vorstellung des Niederbayern in seinem ersten WM-Spiel.

Analyse: Argentinien brauchte keine lange Anlaufzeit, um ins Turnier zu kommen. Die Albiceleste war von Beginn an sehr aggressiv, gewann die entscheidenden Zweikämpfe, setzte die Nigerianer unter Druck und erspielte sich eine Reihe von Chancen.

Mit dem variablen Offensivspiel, in dem vor allem Messi alle Freiheiten besaß, kamen die Nigerianer überhaupt nicht zurecht. Auch bei Standards hatte Argentinien die deutliche Lufthoheit.

Einzig die Chancenverwertung der Argentinier war nicht zufriedenstellend. Messi scheiterte mehrmals am starken Keeper Enyeama und auch Real-Madrid-Stürmer Higuain zeigte, warum ihn der Ruf des Chancentods verfolgt.

Bei aller offensiven Stärke offenbarte Argentinien aber auch Schwächen in der Defensive. Der aus dem Mittelfeld zurückgezogene Gutierrez hatte Probleme mit Obasi und später Odemwingie. Dazu kamen einige Unkonzentriertheiten im Aufbau. Nigeria fehlte lange Zeit die letzte Überzeugung, der Mut und die Konsequenz im Abschluss.

Argentinien - Nigeria: Daten zum Spiel