WM

Spanien: Mit Telepathie und zwei Klavierträgern

SID
Sergi Busquets (r.) stand in allen sieben WM-Spielen in der Startelf
© Getty

Das Erfolgsgeheimnis des Weltmeisters: Xavi und Andres Iniesta sind klasse, aber ohne zwei Wasserträger hätte Spanien nicht triumphiert. Robin van Persie hingegen verdient harte Kritik.

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Nach 64 Spielen und 145 Toren in den WM-Arenen heißt der Sieger völlig zu Recht Spanien. Alles in allem waren die Iberer das beste Team und nehmen die Trophäe verdient mit nach Hause.

Noch jetzt empfinde ich es als Privileg, am Sonntag im Soccer City Stadium von Johannesburg eine der besten Nationalmannschaften aller Zeiten spielen gesehen zu haben.

Man mag argumentieren können, dass die Furia Roja in sieben Spielen nur acht Tore erzielt hat, doch ich kann mich an keinen Auftritt einer Nationalmannschaft mit derart viel Klasse erinnern.

Telepathische Vertrautheit

Als einzigen Grund für die etwas geringe Ausbeute sehe ich die Einstellung der Kontrahenten: Wer auch immer gegen Spanien antrat, war in erster Linie darauf bedacht, alle Wege zum eigenen Tor dicht zu machen.

Doch was macht Spanien insgesamt so erfolgreich? Dass die Basis hierfür im Mittelfeld liegt, ist hinlänglich bekannt. Andres Iniesta und Xavi stehen bereits seit acht Spielzeiten in Barcelona gemeinsam auf dem Platz und zeigten sich bei der WM erneut als kongeniales Duo.

Mit geradezu telepathischer Vertrautheit spielten sie sich den Ball zu, ein ums andere Mal.

Alonso und Busquets immens wichtig

Nicht vergessen werden darf jedoch, dass beide Mittelfeld-Asse ihre Stärken nur dank der Unterstützung zweier anderer ausspielen konnten, die etwas weniger öffentliche Aufmerksamkeit genießen, jedoch selbst von ungeheurer Bedeutung für das Team sind - Xabi Alonso und Sergi Busquets.

Nicht nur in der Defensive sind sie jederzeit präsent, sondern oftmals auch Dreh- und Angelpunkt beim Umschalten in die Angriffsbewegung. In Portugal würde man sagen, dass sie "das Piano tragen", damit Xavi und Iniesta darauf spielen können.

Auch Abwehr stark

In der spanischen Viererkette hat mich Sergio Ramos am meisten beeindruckt, denn nicht zuletzt auch durch ihn bezog das Spiel seiner Mannschaft diese weltmeisterliche Qualität. Stets gefährlich im Spiel nach vorne auf der Außenbahn, bediente er seine Mannschaftskameraden von dort aus vorzüglich.

Im Finale hätte er mit starkem Kopfballspiel fast selbst zwei Mal getroffen und lieferte generell eine herausragende Leistung ab.

Im Defensivzentrum zeigte sich Gerard Pique absolut souverän und Carles Puyol stets effizient. Der Barca-Kapitän wurde zum Helden durch seinen entscheidenden Treffer gegen Deutschland im Halbfinale.

Wenn 30 Millionen ein Schnäppchen sind

Im Angriff schließlich war David Villa torgefährlich wie immer. Fünf Tore konnte er für sich verbuchen, es hätten mehr werden können, wären ihm nicht mehrfach auch starke Keeper auf der Gegenseite in den Weg gestellt worden.

Sein ohnehin schon hohes Ansehen hat er durch diese WM zusätzlich gesteigert, sein Transfer Richtung Camp Nou für 30 Millionen Euro erscheint nun geradezu wie ein Schnäppchen.

Harte Kritik an van Persie

Und Holland? Nun, ihre Serie von 25 Spielen ohne Niederlage unter Bert van Marwijk hätte zu keinem schlechteren Zeitpunkt ein Ende finden können. Trotz Finaleinzug und Sieg gegen Brasilien - zum ganz großen Triumph hat es nicht gereicht.

Wesley Sneijder konnte gegen Spanien nicht an seine bisherigen Leistungen im Turnier anknüpfen, Robin van Persie war ein Schatten seiner selbst.

Bisweilen schien der Stürmer des FC Arsenal geradezu desinteressiert am Spielverlauf. Die Fans hätten es anders verdient gehabt.

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Pedro Pinto ist Sports-Anchor bei CNN International in London. Gemeinsam mit dem CNN World Sport-Team berichtet der gebürtige Portugiese von Sportereignissen auf der ganzen Welt. Vor seiner Tätigkeit bei CNN in London arbeitete er im Hauptquartier des Senders in Atlanta und moderierte in seiner Heimat Portugal mehrere Sportsendungen. Im Laufe seiner Karriere hat Pinto zahlreiche Sport-Stars wie Cristiano Ronaldo, Lionel Messi, Roger Federer, Gianluigi "Gigi" Buffon oder die Fußballlegende Pele interviewt.  Für CNN International übernimmt Pinto die Berichterstattung über die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika (www.cnn.com/worldcup).