Werder träumt von der Eroberung Europas

SID
Claudio Pizarro ließ sich von den Vorwürfen wegen Steuerhinterziehung nicht beeindrucken
© Getty

Vor knapp vier Wochen warnte Sportdirektor Klaus Allofs noch vor dem Abstiegskampf in der Bundesliga, jetzt träumt Werder Bremen von der Eroberung Europas.

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"Nun ist alles möglich. Ich sehe nicht so viele Teams im Wettbewerb, die besser sind als wir. Dafür lohnt es sich, Gas zu geben", meinte Nationalspieler Torsten Frings nach dem Einzug ins Viertelfinale des UEFA-Cups.

Überschwänglich war die Stimmung bei den Hanseaten nach dem 2: 2 (2:0) beim französischen Rekordmeister AS St. Etienne dennoch nicht.

Leuchtkugeln aus dem Werder-Block

Denn einige der rund 400 mitgereisten Anhänger vermiesten den Bremern im stimmungsvollen "Hexenkessel" Stade Geoffrey-Guichard gehörig die Laune.

Nachdem Sebastian Prödl das frühe 1:0 gelungen war (6.), flogen aus dem Werder-Block Leuchtkugeln in Richtung der gegnerischen Fans.

Auch danach wurden immer wieder bengalische Feuer gezündet und nebelten die Spieler kräftig ein. "Das ist sehr ärgerlich. Wir schämen uns dafür, dass unsere Fans so reagiert und andere in Gefahr gebracht haben. Das wird eine saftige Geldstrafe von der UEFA geben. So verdirbt man sich den Ruf", wetterte Allofs: "Sollte es uns gelingen, die Dinge aufzuklären, werden wir Stadionverbote verhängen."

Drei Festnahmen in Frankreich

Drei der Krawallmacher wurden bereits am Mittwochabend identifiziert und von der örtlichen Polizei mindestens bis Freitag in Arrest genommen. Auch Nationalspieler Per Mertesacker zeigte sich angesichts der Ereignisse geschockt.

"Wenn man das sieht, muss man schon ein wenig durchschnaufen. Da kommen einem schon Gedanken, dass wegen so etwas schon Spiele abgebrochen wurden und verloren gingen", sagte der 24-Jährige, lenkte den Fokus dann jedoch auf das Sportliche: "Seit einem Monat sind wir nun gut dabei und müssen jetzt auch da weitermachen. Ich möchte mindestens noch das Halbfinale erleben. So etwas ist in einer eher durchwachsenen Saison eine schöne Abwechslung."

Die Turbulenzen im Umfeld mit dem Rücktritt von Vorstandschef Jürgen L. Born und der Affäre um Stürmer Claudio Pizarro, der zuletzt wegen seiner Beteiligung an der Spielvermittlungsagentur " Image" seines Beraters Carlos Delgado ins Zwielicht geraten war, scheinen die Bremer gut wegzustecken.

Pizarro: "Das Ganze berührt mich nicht"

Pizarro selbst erzielte das 2:0 (28.) und gab sich nach dem Spiel trotz aller Vorwürfe wegen vermeintlicher Steuerhinterziehung und Geldwäsche blendend gelaunt. "Es gibt kein Theater. Das Ganze berührt mich überhaupt nicht. Ich konzentriere mich nur auf den Fußball. Es sind nur noch acht Mannschaften im UEFA-Cup dabei. Da kann man schon ein wenig an das Finale denken. Der Favorit auf den Titel sind wir aber noch nicht. Eigentlich schaue ich mir die Auslosung der nächsten Runde nie im Fernsehen an. Aber am Freitag mache ich vielleicht eine Ausnahme."

Ausgespielt wird das Viertelfinale am 9. und 16. April. Bei den Franzosen hielt sich derweil die Enttäuschung über das Ausscheiden in Grenzen. AS-Trainer Alain Perrin hatte bereits vor der Partie wiederholt erklärt, sich der "lästigen Aufgabe" UEFA-Cup am liebsten entledigen zu wollen, um Kräfte für den Abstiegskampf in der heimischen Ligue 1 zu sparen.

Die zunächst befürchtete Wettbewerbsverzerrung durch ein zu lasches Auftreten der Franzosen blieb jedoch aus. Als Werder den Platzherren in der zweiten Halbzeit mehr Räume überließ, gelang St. Etienne vor 33.522 Zuschauern durch Yohan Benalouane (64.) und Sebastien Grax (90.+2) noch der Ausgleich.

Nach der 0:1-Hinspielniederlage war dies jedoch zu wenig. "Trotzdem war das von uns nicht so gewollt", meinte Werder-Trainer Thomas Schaaf: "Aber entscheidend ist, dass wir die nächste Runde errreicht haben. Deshalb will ich nicht zu viel Kritik üben."

Das UEFA-Cup-Achtelfinale im Überblick