Münchner Lach- und Schießgesellschaft

Von Andreas Lehner
Hoeness, Bayern
© Getty

München - Alle waren begeistert vom Auftritt der Bayern beim RSC Anderlecht. 5:0 hatte der deutsche den belgischen Rekordmeister abgefieselt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Nur Mark van Bommel hatte Grund zum Meckern. "Das kostet mich Geld", sagte der Holländer nach dem Spiel mit einem Grinsen. Vor dem zauberhaften Freistoß von Franck Ribery zum Endstand hatte van Bommel dem Franzosen noch einen Wette angeboten.

"Wenn er daneben geht, bekomme ich 100 Euro. Wenn er reingeht, gibt's 100 Euro für Franck", meinte er hinterher. Und wie er reinging - in den linken Winkel.

Ribery hatte danach gut lachen. Aber nicht nur er. Jeder der 21.000 Zuschauer im Constant-Vanden-Stock-Stadion konnte mit nach oben gezogenen Mundwinkeln nach Hause gehen. Selbst die Anderlecht-Fans, die sich nach Riberys Freistoß kurzerhand zum Applaudieren entschieden. Denn im Moment macht es einfach Spaß diesen Bayern zuzusehen.

Rotation greift

Die Spieler haben wieder Lust am Fußballspielen, zeigen Laufbereitschaft und Spielwitz. In so ausgeprägter Form war dies zuletzt zu Beginn der Vorrunde zu sehen. Seit dem Spiel in Hannover wirken die Spieler wie befreit und haben wieder Zutrauen in ihre eigene Stärke.

Dies ist zu einem großen Teil auch auf die Rotation von Ottmar Hitzfeld zurückzuführen. Durch seine Wechselspiele können die Spieler Kraft sparen und sind willig, wenn sie ihre Chance bekommen.

Die besten Beispiele sind Ribery und Lukas Podolski. Der Franzose durfte die erste Halbzeit von der Bank aus verfolgen und konnte in der zweiten Hälfte gegen dezimierte - Marcin Wasilewski hatte Gelb-Rot gesehen - und überforderte Belgier seine Qualitäten ausspielen. Immer wieder leitete er mit seinen schnellen Vorstößen über links im Zusammenspiel mit Podolski gefährliche Angriffe der Bayern ein.

Der 22-Jährige, der für Miroslav Klose in die Startelf rutschte, sprühte vor Spielfreude und schloss einen herrlichen Konter zum 3:0 ab.

Gelungene Taktik-Umstellung

Neben der Rotation kommt den Bayern auch das Abrücken vom starren 4-4-2 mit zwei defensiven Mittelfeldspielern zugute. Gegen Anderlecht ließ Hitzfeld ein 4-2-3-1 mit Bastian Schweinsteiger, Podolski und Hamit Altintop im offensiven Mittelfeld spielen.

Das führte dazu dass, die Bayern den Gegner durch flaches, schnelles Spiel beherrschten. "Ich habe einige Spielzüge gesehen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe", sagte van Bommel.

Zweiter Anzug im Rückspiel

Im Rückspiel wird man dann Spieler sehen, die man schon lange oder noch gar nicht gesehen hat. "Wir können nächste Woche Kräfte sparen. Da kommen dann auch ein paar andere Spieler zum Einsatz, wie Breno, der noch gar nicht gespielt hat", sagte Hitzfeld.

Gegen die Belgier könnte Hitzfeld im Rückspiel wohl auch die A-Jugend aufs Feld schicken, so schwach wie sich Anderlecht präsentierte.

Auch wenn Hitzfeld bemerkte, dass es "am Ende einfacher aussah, als es anfangs war", konnte er seinen wahren Eindruck nicht verstecken, als er feststellte: "Die schweren Spiele kommen erst."

Höchster Sieg seit mehr als zwölf Jahren

Dennoch muss man seiner Mannschaft ein Kompliment machen, dass sie angesichts des Bundesligaspiels gegen den KSC am Samstag nicht - in alter Bayern-Manier - auf Ergebnissicherung gespielt hat, sondern weiter nach vorne spielte.

Am Ende stand somit der höchste Auswärtssieg im Europapokal seit mehr als zwölf Jahren zu Buche. In der Saison 1995/96 gewannen die Bayern in der ersten Runde des UEFA-Cups bei Lokomotive Moskau mit 5:0. Der Ausgang ist bekannt.

Artikel und Videos zum Thema