Trabzonspor und Bursaspor enteilen Istanbul

Von Cihan Acar/Fatih Demireli
Turgay Bahadir freut sich mit Sercan und Serdar über sein fünftes Saisontor
© anadolu

Trabzonspor ist nach dem 3:1 bei Istanbul Büyüksehir Belediyespor vorzeitig Herbstmeister der Süper Lig. Auf Tuchfühlung bleibt Bursaspor: der Meister siegt mit Glück gegen den Letzten Kasimpasa. Bitteres Wochenende für die drei Großen: Besiktas, Galatasaray und Fenerbahce haben allesamt verloren.

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Live Bursaspor - Kasimpasa 2:1 (1:1)

Tore: 0:1 Yekta (14.), 1:1 Turgay (22.), 2:1 Tolga (88., Eigentor)

Das ist gerade noch einmal gut gegangen! Bursaspor siegt mit viel Glück gegen Kasimpasa. Erst ein übler Fehler des bis dahin bärenstarken Torhüters Tolga Özgen (88.) sorgte für den Sieg des Meisters. Bursa hatte im Heimspiel gegen den Tabellenletzten nicht nur mit heftigen Schneefällen zu kämpfen, musste auch auf die Unterstützung der Fans verzichten. Aufgrund der Vorfälle rund um das Gastspiel bei Besiktas wurde Bursa mit einer Platzsperre von zwei Spielen belegt. Mit der ungewohnten Geisterkulisse kam der Gast aus Kasimpasa zunächst besser zurecht. Yekta Kurtulus brachten den Underdog aus Istanbul schon nach 14 Minuten in Front. Kasimpasa erspielte sich weitere Möglichkeiten, musste aber nach 22 Minuten den Ausgleich durch Turgay Bahadir hinnehmen.

In der temporeichen zweiten Hälfte bewegte sich Bursa dann besser. Der Wendepunkt: Trainer Ertugrul Saglam beorderte Abwehrchef Ömer Erdogan in die Sturmspitze - die Rechnung auf. Beim Treffer zum 2:1 köpfte Ömer den Ball Richtung Tor, Keeper Tolga bugsierte beim Rettungsversuch den Ball ins eigene Tor. Bursaspor bleibt mit 34 Punkten Zweiter, während Kasimpasa mit acht Punkten weiter das Schlusslicht der Süper Lig ist und so allmählich für die 2. Liga planen darf.

Istanbul BB Spor - Trabzonspor 1:3 (1:1)

Tore: 0:1 Burak (2.), Herve Tum (40.), 1:2 Burak (73., Elfmeter), 1:3 Umut (76.) | Gelb-Rote-Karte: Ekrem Eksioglu (82.)

90 Minuten: Mit der Unterstützung der unglaublichen 60.000 Gästefans drehte Trabzonspor mit dem Anpfiff auf: schon nach zwei Minuten hämmerte der überragende Burak mit links den Ball ins Kreuzeck zur Führung. Was danach kam, war zum Zungeschnalzen: Trabzonspor spielte Büyüksehir an die Wand, erspielte sich Chancen im Minutentakt. Nur: das 2:0 fiel einfach nicht. Die Chancenverwertung Trabzonspors gestaltete sich sehr mangelhaft und die Strafe gab's fünf Minuten vor der Pause: Herve Tum glich nach Fehler von Torhüter Onur aus.

Nach der Pause spielte aber wieder nur Trabzon. Senol Günes brachte mit Alanzinho einen weiteren Offensiven - der Brasilianer sorgt für viele gefährliche Aktionen. Doch es dauerte bis zur 73. Minute, bis Trabzon das längst fällige 2:1 erzielen konnte. Einen umstrittenen Foulelfmeter verwandete Burak zum 2:1 sicher - drei Minuten war alles klar: nach toller Alanzinho-Flanke wuchtete Umut den Ball zum 3:1 ins Tor.

Star des Spiels: Burak Yilmaz. Auf der ungewohnten Position des zentralen Spielmachers ging Burak richtig auf. Überragend der Schuss zum 1:0, stark seine Ideen im Spiel nach vorne und wichtig seine Spielwitz. Burak ist in einer überragenden Verfassung und zurzeit wohl der beste Offensivspieler der Süper Lig.

Lehren des Spiels: Über 60.000 Anhänger bei einem Auswärtsspiel - da konnte Trabzonspor gar nicht anders, als mit unbändiger Leidenschaft die Invasion in Istanbul zu zelebrieren. Die unglaubliche Fan-Unterstützung im Istanbuler Olympiastadion war eine Demonstration einer neuen Ära - die Ära Trabzonspors. Die Truppe von Senol Günes macht spielerisch nicht immer alles richtig, aber die Geilheit auf Erfolg macht Trabzon zum Favoriten dieser Liga. Die Herbstmeisterschaft ist perfekt - der Schwarzmeer-Klub hat sie sich verdient.

Ankaragücü - Fenerbahce 2:1 (0:0)

Tore: 1:0 Sestak (63.), 2:0 Sestak (74.), 2:1 Niang (90.+3)

90 Minuten: Wer ein schönes Fußball-Fest erwartet hatte, musste schon vor dem Anpfiff seine Ansprüche herunterschrauben: heftige Regen -und Schneefälle weichten den Rasen erheblich auf, ansehnliche Ballstafetten hatten so Seltenheitswert. Auch das Tempo und der Offensivdrang beider Mannschaften litt unter den äußeren Verhältnissen. Insbesondere Fenerbahce ließ wenig vom Selbstvertrauen erkennen, dass man sich zuletzt mit vier Siegen in Folge erspielte. Ankaragücü, trainiert von Ex-Fenerbahce-Kapitän Ümit Özat, stand defensiv solide und versuchte über Ex-Bochumer Stanislaw Sestak schnelle Konter zu setzen. Doch dieses Vorhaben ging selten auf. Die große Bühne gehörte dem Slowaken nach der Pause: innerhalb von elf Minuten schlug Sestak zwei Mal zu. Sehenswert war dabei sein zweiter Treffer, als er die Fener-Spieler wie Slalom-Stangen umspielte und trocken abschloss. Fenerbahce fand auf die kurze Angriffsphase der Gastgeber keine Antwort. Der neunte Saisontreffer Niangs in der Nachspielzeit war nur noch Ergebniskosmetik.

Star des Spiels: Stanislaw Sestak. Das Phantom ist ja eigentlich sein Landsmann Marek Mintal in Nürnberg, aber Sestak hat gegen Fenerbahce bewiesen, dass er ein würdiger Nachfolger wäre. Yobo und Lugano meldeten den Slowaken über weite Strecken ab, doch Sestak befreite sich zwei Mal - und netzte beide Male eiskalt ein. Der Ex-Bochumer ist nun endgültig angekommen.

Lehren des Spiels: Ümit Özat ist ein bekennender Fenerbahce-Fan. Mit dem Klub wurde er als Kapitän merhmals Meister, wurde vor Jahren unter Tränen Richtung Köln verabschiedet. Auf seine Rückkehr freute sich die Türkei - nur bei Fenerbahce hält sich die Freude in Grenzen. Wenige Wochen nach dem Sieg im türkischen Pokal feierte Özat und Ankaragücü nun auch in der Liga einen Dreier gegen Fener und wieder ist der Sieg hochverdient.

Fenerbahce bleibt außerhalb Istanbuls ein Schatten seiner selbst. Zur Buche steht in dieser Saison nur ein Pflichtspielsieg in der Ferne. Der Rückstand zu Spitzenreiter ist damit wieder auf neun Zähler angewachsen. Während Trabzonspor den Herbsttitel feiert, muss sich Fenerbahce allmählich Sorgen um das Saisonziel "Meisterschaft" machen.

Eskisehir - Besiktas 2:0 (0:0)

Tore: 1:0 Veysel (61.), 2:0 Sezer (78.)

Die 90 Minuten: Das Spiel begann flott, schon nach 8 Minuten hätte Eskisehir durch zwei große Konterchancen durch Batuhan und Burhan mit 2:0 führen können. Eskisehir hatte nun am Konterspiel Gefallen gefunden und zog sich mit zwei defensiven Viererreihen weit zurück. Besiktas kontrollierte den Ball, blieb nach vorne aber erschreckend harmlos. In der 38. Minute erwies Guti seiner Mannschaft einen Bärendienst. Der Spanier, der bereits bei seiner ersten Gelben Karte für Nachschlagen eigentlich hätte Rot sehen müssen, forderte nach einem Foul eines Gegenspielers für diesen eine Verwarnung und wurde stattdessen selber zum Duschen geschickt. Nach insgesamt ziemlich mauen 45 Minuten ging es in die Pause.

In der zweiten Halbzeit übernahm Eskisehir mit der Überzahl im Rücken die Kontrolle und hatte mit dem nun schwachen Gegner keine großen Probleme mehr: Veysel wurde toll vom eingewechselten Tello bedient und hämmerte den Ball diagonal in den langen Winkel (61.). Wenig später legte Sezer nach (78.). Damit war das Spiel entschieden.

Star des Spiels: Rodrigo Tello. Für den Chilenen, der vor Saisonende von Besiktas nach Eskisehir gewechselt war, lief es bisher in seiner neuen Heimat noch nicht rund. Zuerst warf ihn eine lange Verletzungspause zurück, seit seiner Genesung drückt der 31-jährige die Bank. Auch heute reichte es nur für 30 Minuten, doch die nutzte Tello für eine starke Bewerbung. Gleich nach seiner Auswechslung spielte er den Pass zum 1:0, der lange Ball auf Sezer beim 2:0 war überragend.

Lehren des Spiels: Bernd Schuster ist zurzeit nicht zu beneiden. Die personelle Situation mit den zahlreichen Ausfällen ist fast schon verheerend und machte sich heute besonders im Offensivspiel bemerkbar, es fehlte vor allem an Gefahr im Sturm und auf den Außen. Umso ärgerlicher die unsinnige Aktion von Guti.

Der Platzverweis war der Knackpunkt und Gift für die Adler, denn ohne den Regisseur und dessen Überraschungsmomente agierte die Mannschaft noch statischer. Nach dem Rückstand war es teilweise schon erschreckend, wie wenig Gefahr die Mannschaft ausstrahlte, von einer Aufholjagd ganz zu schweigen. Am Ende ein verdienter Sieg für Eskisehir, auf den man äußerst lange gewartet hat: der letzte Sieg gegen Besiktas datierte vom Januar 1981.

Galatasaray - Genclerbirligi 0:2

Tore: 0:1 Hursut (1.), 0:2 Orhan (26.)

90 Minuten: Im letzten Liga-Spiel im Ali Sami Yen gab es nach einer halben Minute den ersten Schock für die Gala-Fans: Hursut fasste sich nach 32 Sekunden ein Herz und traf unter gütiger Mithilfe von Keeper Ufuk. Danach folgten wütende Angriffe der Hausherren, doch in der 26. Spielminute der nächste Dämpfer: Nach Vorarbeit von Hursut hämmerte Oktay die Kugel aus kurzer Distanz ins Netz. Nun igelte sich Ralf Zumdicks Elf um den eigenen Strafraum ein und Gala rannte an, fand aber keine Lücke und verkrampfte. Von lauten Pfiffen begleitet ging es in die Pause.

In der zweiten Halbzeit fand das Spiel nur noch in der Hälfte von Genclerbirligi statt, doch Torchancen gab es für Gala noch immer keine, daran änderte auch das Comeback und ein paar gute Aktionen von Hoffnungsträger Arda nichts. Am Ende resignierten die Hausherren und der abgebrühte Gast entführte die drei Punkte.

Star des Spiels: Hursut Meric. Mit zwei Aktionen entschied der 27-jährige Mittelfeldmann das Spiel und offenbarte gleichzeitig zwei Schwachstellen des Gegners: Beim 1:0 ließ er Ufuk im Tor schlecht aussehen, beim zweiten Treffer zog er drei Abwehrspieler auf sich und bediente den Torschützen mustergültig. Auch nach der Führung war der Glatzkopf immer wieder beteiligt, wenn es Entlastungsangriffe gab.

Lehren des Spiels: Die Leistungssteigerung am vergangenen Spieltag und die historische Bedeutung des Spiels ließen Gala hoffnungsvoll in die Partie gehen, stattdessen gab es ein einziges Abbild der desaströsen Hinrunde zu sehen. Die Mannschaft agierte nach vorne kopf- und in der Defensive orientierungslos, das Abwehrverhalten beim zweiten Treffer war dilettantisch. Wie Gala sich am Ende aufgab und jedes Aufbäumen vermissen ließ, war schon fast bemitleidenswert.

Ralf Zumdicks Mannschaft schloss zwei Angriffe eiskalt ab, kämpfte danach aufopferungsvoll und lieferte dem Trainer ein Argument für die Weiterbeschäftigung. Dass sich bei Gala dagegen vieles ändern muss, steht schon länger fest. Dass Ballstaffetten des Gegners bejubelt wurden und dass einige Anhänger bei der letzten Ligapartie im Ali Sami Yen schon Mitte der zweiten Halbzeit das Stadion verließen, sagt alles. Der Verein befindet sich in einer tiefen Identitätskrise und ein Ende ist nicht in Sicht.

Der 16. Spieltag in der Süper Lig