Das Schicksal hat es gut gemeint

Von Fatih Demireli
Abdel Kader Keita ist fester Bestandteil des WM-Kaders der Elfenbeinküste
© Imago

Nach einer verlorenen Zeit bei Olympique Lyon wechselte Abdel Kader Keita vor der Saison zu Galatasaray in die Süper Lig. Der Ivorer ist inzwischen zu einem der besten Spieler der Liga avanciert. Die Gegner finden keine Mittel gegen ihn, sein Trainer ist entzückt und auch auf dem Transfermarkt wird er wieder heiß gehandelt.

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"No, no, no! Please!" Abdel Kader Keita flehte und bettelte. Vergeblich.

Rund 300 geladene VIP-Gäste aus Sport, Entertainment und Politik, eine farbenfrohe Licht- und Feuerwerk-Show, tolle Musikeinlagen und auch das Fernsehen war live auf Sendung.

Der Vorstand Galatasarays hatte bei der Saisoneröffnungsfeier an alles gedacht. Schauspieler Cem Davran moderierte die Veranstaltung mit viel Humor und Eleganz.

Extra-Auftritt für Keita

Als sich am Ende des Abends die Profi-Mannschaft auf der Bühne versammelte, um die neuen Trikots vorzustellen, wollte Davran dem namhaften Neuzugang Keita einen Extra-Auftritt verschaffen. Nur Keita wehrte sich mit Händen und Füßen.

Es war ihm einfach peinlich vor die Menschenmenge zu treten und er bat darum, nicht vortreten zu müssen. Außer einem kurzen "Hello!" war vom 28-Jährigen dann auch nichts zu hören.

Bester Spieler der Liga?

Dieser Zustand hat sich bis heute nicht wesentlich verändert. Keita spricht nach wie vor nicht gern. Und schon gar nicht öffentlich. Aber dafür spricht man über ihn und das nur noch.

Abdel Kader Keita ist wohl derzeit der beste Spieler der Süper Lig. Nicht nur mit seinen neun Toren und zwölf Assists in 30 Pflichtspielen versetzt er gerade die Galatasaray-Fans in Ekstase.

Seine Vorstöße mit unglaublichem Tempo - selbst in der 90. Minute - sorgen für Aufsehen. Die Verteidiger haben noch kein Mittel gegen ihn gefunden.

"Er ist ein Problem"

"Reinrutschen geht nicht. Wenn du ihn verpasst, ist er weg. Hinterher laufen ist auch kaum möglich. Er ist ein Problem", sagte zuletzt Kasimpasa-Kapitän Yekta Kurtulus nach dem 1:4 seiner Mannschaft im Ali Sami-Yen-Stadion beinahe verzweifelt.

"Ich hätte gerne mit ihm zusammen gespielt, er treibt die Mannschaft unglaublich an", sagt Galatasaray-Legende Hakan Sükür.

Rote Karte gegen Fenerbahce

Der Neuzugang des türkischen Rekordmeisters ragt trotz namhafter Mitspieler wie Arda Turan, Elano, Milan Baros, Harry Kewell oder Jo heraus.

Als Kader Keita beim 1:3 in der Hinrunde bei Fenerbahce wegen einer Tätlichkeit vom Platz flog, war Trainer Frank Rijkaard so wütend, dass Keita auch nach Ablauf der Sperre kaum spielen durfte. Zum Leidwesen der Mannschaft, die ohne ihren Tempomacher nicht mehr so brillieren konnte.

"Stets gefährlich!"

Ein ähnliches Szenario spielte sich auch nach dem Afrika-Cup zu Beginn dieses Jahres ab. Keita kam zu spät aus dem Urlaub, der wütende Rijkaard ließ seinen Star erneut draußen und abermals lief es nicht - bis Keita wieder spielen durfte.

Inzwischen hat sich das Verhältnis zwischen Spieler und Trainer normalisiert und Rijkaard ist voll des Lobes: "Es ist sehr wichtig für unsere Mannschaft. Er setzt seine Mitspieler immer hervorragend ein und ist auch selbst stets gefährlich."

Beim 3:0 zuletzt gegen Ankaragücü war Keita wieder an allen drei Toren beteiligt. Das 1:0 Jos und das 3:0 von Milan Baros bereitete er vor, den zweiten Treffer erzielte er nach toller Einzelleistung selbst.

Lyon zahlte 18 Millionen Euro

Sprechen über seine Leistungen will er nicht viel: "Ich mache doch nur meinen Job. Wir sind als ganze Mannschaft erfolgreich."

So gut lief es für Keita nicht immer. Bei Olympique Lyon wurde der Außenbahnspieler zum Pflegefall. Unter dem Druck der 18 Millionen Euro, die der damalige Serienmeister investierte, knüpfte Keita nie an seine Galaform aus glorreichen Zeiten beim OSC Lille an.

"Wie bei Barcelona oder Chelsea"

Die Gründe suchte Keita außerhalb des Platzes: "In Lyon hat man mich alleine gelassen. Keiner hat mich unterstützt. Wenn man einen Spieler holt, muss man auch hinter ihm stehen. Dann kommt auch etwas vom Spieler zurück."

Im Sommer ging es für sieben Millionen Euro in die Türkei. Das Schicksal, also Kader, sein zweiter Vorname, hat es diesmal gut mit ihm gemeint: "Der Klub kümmert sich fürsorglich um seine Spieler, ist immer für einen da. Das sind Verhältnisse wie bei Barcelona oder Chelsea. Ich bin hier wieder zu mir gekommen."

Premier League wird aufmerksam

Und auch auf die Liste einiger europäischer Klubs. Die halbe Premier Leauge soll Keita inzwischen beobachten. Besonders die Namen Manchester City und FC Everton tauchen immer wieder auf.

Präsident Adnan Polat bestätigte Angebote in Höhe von 14 Millionen Euro. Die Absender sind unbekannt, aber für Galatasaray ist das eh nicht von Belang: "Wir werden ihn nicht hergeben. Er ist unverkäuflich", stellt Polat klar.

Und auch Keita will dem Klub, bei dem er noch bis 2012 unter Vertrag steht, nicht sofort den Rücken kehren.

"Es wird geschrieben, dass ich nach England will. Ich weiß nicht, wer so etwas erfindet. Ich denke nicht daran, den Klub zu wechseln", sagt Keita. Wenn er es einrichten könnte, würde er künftig nur gerne auf Extra-Auftritte bei Trikotvorstellungen verzichten...

Der Galalatasaray-Kader im Überblick