Real Madrid - Drei Erkenntnisse zum guten Saisonstart: Alabas Wunsch bleibt auf der Strecke

Unter Carlo Ancelotti spielt David Alaba als Innenverteidiger.
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Real Madrid grüßt nach einem Saisonstart nach Maß von der Tabellenspitze der spanischen Liga. Die Garanten für den Erfolg: Vinicius Junior und Karim Benzema. Aber auch Neuzugang David Alaba ist sofort wichtig, während Trainer Carlo Ancelotti aus vergangenen Fehlern gelernt zu haben scheint.

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1. Ausgerechnet Vinicius: Benzema hat neuen Traumpartner

Lange galt Vinicius Junior bei den Königlichen als unvollendetes Talent, weil ihm in erster Linie Konsequenz und Präzision im Abschluss abgingen. In dieser Saison wendet sich das Blatt: Nach wettbewerbsübergreifend sechs Einsätzen steht der 21-jährige Brasilianer schon bei fünf Treffern und zwei Assists.

Besonders wichtig für Real: Vinicius' Leistung am 5. Liga-Spieltag beim FC Valencia, als er in der 86. Minute selbst den 1:1-Ausgleich besorgte und keine 120 Sekunden später das 2:1 mit einer perfekt getimten Flanke für Karim Benzema einleitete. Er und der Franzose, der bereits bei sechs Toren und fünf Vorlagen steht, sind die Offensivgaranten der Blancos.

Von Eden Hazard ist dagegen wenig zu sehen. Der Belgier ist nach etlichen Verletzungen zwar mittlerweile spielfähig, ihm fehlt aber weiterhin die körperliche Frische, um an seine Glanzzeiten beim FC Chelsea anzuknüpfen. Gleiches gilt übrigens auch für Gareth Bale, der seit dem Abgang von Zinedine Zidane zwar wieder ein fester Bestandteil des Kaders ist, derzeit jedoch mit einer Knieverletzung zum Zusehen verdammt ist.

Immerhin erweist sich Vinicius' Landsmann Rodrygo noch als brauchbare Alternative für den Real-Sturm, wie sein Treffer zum späten 1:0-Sieg im ersten Champions-League-Spiel der Saison gegen Inter Mailand gezeigt hat. Ansonsten läuft vorne aber alles über Vinicius und Benzema. Kurios, wenn man bedenkt, dass Benzema vergangenes Jahr im Rahmen des Champions-League-Duells mit Borussia Mönchengladbach im Kabinentrakt zu Abwehrspieler Ferland Mendy gesagt haben soll, Vinicius würde wegen seiner schlechten Entscheidungsfindung gegen Real spielen.

Inzwischen sagt Benzema: "Vini ist ein Phänomen, ich spiele sehr gerne mit ihm zusammen. Er hat unter Beweis gestellt, dass er das Zeug dazu hat, immer für Real Madrid zu spielen." Vinicius' Form ist ein Segen für die Königlichen, die sich nach dem geplatzten Transfer von PSG-Star Kylian Mbappe nicht nur auf den seit Jahren treffsicheren Benzema verlassen können, um Titel wie die spanische Meisterschaft oder die Champions League anzuvisieren.

2. Alaba sofort da - doch sein Wunsch bleibt auf der Strecke

Die Abgänge von Sergio Ramos und Raphael Varane Richtung Paris respektive Manchester sind alles andere als spurlos an Reals Hintermannschaft vorbeigegangen. Beim 3:3 gegen UD Levante - dem einzigen bislang nicht gewonnenen Spiel - und auch beim 5:2 gegen Celta Vigo taten sich große Lücken im letzten Drittel auf, gerade zwischen Eder Militao und Nacho Fernandez fehlte häufig die Abstimmung, während die Außenverteidiger Dani Carvajal/Lucas Vazquez (rechts) und Miguel Gutierrez/Marcelo (links) auch nicht immer stabil wirkten.

In Abwesenheit des seit Anfang Mai verletzungsbedingt nicht in die Spur kommenden Mendy agiert derzeit David Alaba von allen Verteidigern noch am souveränsten. Der Neuzugang aus München besticht nicht nur durch seine erwartungsgemäß tadellose Spieleröffnung. Er erweist sich auch als guter Kommunikator, führt trotz der Sprachbarriere bereits einige Mitspieler mit klaren verbalen Anweisungen und Handbewegungen.

Sein guter Start und die nicht wegzudiskutierenden Unsicherheit in der Abwehr bringt auch ein Problem für den Österreicher mit sich: Trainer Carlo Ancelotti sieht Alaba vor allem in der Innenverteidigung. "Da gefällt er mir wirklich sehr gut und wird auch in der Regel spielen", teilte Ancelotti nach dem 1:0 gegen Inter mit. Alabas Wunsch, wie bei der Nationalelf im zentralen Mittelfeld zu spielen, bleibt damit vorerst auf der Strecke.

Mit Staubsauger Casemiro, Routinier Luka Modric, Pferdelunge Fede Valverde, dem nach seiner Schambeinentzündung noch nicht hundertprozentig fitten Dirigenten Toni Kroos sowie dem neu verpflichteten Supertalent Eduardo Camavinga hat Ancelotti ohnehin genügend Optionen. Gerade Camavinga macht einen verheißungsvollen Eindruck. So kam der 18 Jahre alte Franzose in seinen ersten drei Spielen von der Bank und zeigte dabei nicht nur starke spielerische Ansätze, sondern war auch direkt an zwei Treffern beteiligt.

Kein Grund zum Ärger für Luka Modric und David Alaba: Real Madrid ist gut in die neue Saison gestartet.
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Kein Grund zum Ärger für Luka Modric und David Alaba: Real Madrid ist gut in die neue Saison gestartet.

3. Jugend forscht bei Real: Ancelotti lernt dazu

Ancelotti war gerade während seiner Zeit beim FC Bayern nicht unbedingt dafür bekannt, junge Spieler zu fördern. Joshua Kimmich ärgert sich noch heute darüber, dass Ancelotti ihn oft links liegen ließ, entweder erst sehr spät oder gar nicht einwechselte.

Mit seinen 62 Jahren scheint sich der hochdekorierte Fußballlehrer aus Italien aber noch einmal weiterentwickelt und dazugelernt zu haben. Zumindest bringt er in seinen ersten Wochen bei seinem neuen alten Arbeitgeber den Mut zu mehr jugendlicher Unbekümmertheit auf. Gegen Inter warf er nicht die schwächelnden Weltstars (Isco und Hazard), sondern die Stars von morgen (Camavinga und Rodrygo) rein, die letztlich auch das Spiel zugunsten der Blancos entschieden. Beim 2:1 gegen Valencia erwies sich erneut die Einwechslung von Camavinga als kluger In-Game-Schachzug.

"Wir haben viele junge Spieler von enorm hoher Qualität", sagt Ancelotti. "Sicherlich braucht es auch erfahrene Spieler, aber wir wissen um die Fähigkeiten unserer jungen Spieler. Sie bekommen ihre Chancen." Damit ist sogar Luka Jovic gemeint. Auch wenn an Benzema kein Vorbeikommen im Sturmzentrum ist: Ancelotti will den Ex-Frankfurter aufpäppeln. In Valencia kam Jovic immerhin zu einem zwölfminütigen Kurzeinsatz. Ein kleiner Lichtblick.

Real Madrid: Die nächsten fünf Spiele im Überblick

DatumUhrzeitGegnerWettbewerb
22. September22.00 UhrRCD Mallorca (H)La Liga
25. September21.00 UhrFC Villarreal (H)La Liga
28. September21.00 UhrFC Sheriff Tiraspol (H)Champions League
3. Oktober16.15 UhrEspanyol Barcelona (A)La Liga
17. Oktobernoch nicht festgelegtAthletic Bilbao (H)La Liga
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