Schiri, mach' doch Party mit Barca!

Von Florian Bogner
Real-Keeper Iker Casillas (Mitte) konnte ein paar Schiedsrichterentscheidung nicht verstehen
© Getty

Der FC Barcelona wankt im Viertelfinal-Rückspiel der Copa del Rey, fällt aber nicht. Real Madrid reagiert seinen Zorn im ersten Moment mal wieder beim Schiedsrichter ab, kann aber bei genauerer Betrachtung erhobenen Hauptes aus dem Clasico gehen. Barca hat nach dem hart erkämpften 2:2 dafür mal wieder Verletzungssorgen.

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Als der Schlusspfiff ertönte, war doch wieder alles die Schuld des Schiedsrichters. Zumindest gab der Unparteiische, der kurz zuvor Sergio Ramos zum Duschen geschickt hatte, erneut ein gutes Ziel für enttäuschte Real-Spieler ab.

Gleich vier Mann stürzten sich nach Abpfiff auf Fernando Teixeira. Real-Kapitän Iker Casillas hielt dem Referee seine Mitspieler vom Leib, nur um auf den Weg in die Kabine selbst die Contenance zu verlieren.

"Teixeira, jetzt kannst Du ja mit Barca feiern gehen", schrie Casillas in den Tunnel. Und Trainer Jose Mourinho verriet später auf der Pressekonferenz, jemand habe in der Kabine gesagt: "Hier können wir einfach nicht gewinnen."

Der feine Unterschied

Ohne Frage: Der Stachel der Enttäuschung saß bei Real nach dem Pokal-Aus im Viertelfinale gegen den Erzrivalen sehr tief. Aber auch nur, weil Madrid nach einer 1:2-Heimniederlage im Hinspiel tatsächlich drauf und dran war, den FC Barcelona im Camp Nou zu düpieren.

Wer weiß schon, ob sich Teixeira überhaupt des weißen Mobs hätte erwehren müssen, hätte der freistehende Gonzalo Higuain bereits nach neun Sekunden getroffen und nicht daneben gezielt. Wer weiß schon, wie das Spiel gelaufen wäre, hätte Mesut Özils Schuss aus knapp 30 Metern nicht Latte und Pfosten, sondern das Netz geküsst (26.).

"Die Schüsse von Mesut Özil und Dani Alves - das war der Unterschied", meinte Real-Legende Emilio Butragueno hinterher enttäuscht. "Der eine geht nur an die Latte, der andere in den Winkel." So stand nach Reals bester Clasico-Halbzeitleistung unter Mourinho zum Pausenpfiff ein beinahe paradoxes 0:2 an der Anzeigetafel.

Barca-Fans verspotten Mourinho

"Der Fußballgott wollte Real einfach nicht belohnen", lautete Butraguenos Fazit. Hoch anzurechnen war den Königlichen indes, auch nach einem 1:4 in der Addition nicht aufgegeben zu haben. Bis zur 44. Minute war man das bessere Team gewesen, dann steuerte Lionel Messi mit einem unwiderstehlichen Antritt und Pass auf Pedro seinen 23. Scorerpunkt in seinem 18. Clasico bei.

Wenn sich die Königlichen etwas vorwerfen lassen müssen, dann, dass sie in diesem Moment kurz ihre Linie verloren. Lass Diarra fällte Messi am Strafraum und hätte dafür eigentlich Gelb-Rot sehen müssen (45.). Die anschließende Rudelbildung zeigte wieder mal die hässliche Fratze des Clasicos, die durch Alves' Traumtor zum 2:0 Sekunden später schon wieder konterkariert wurde (45.+3).

Mit der Führung im Rücken, machten sich die Barca-Fans nach der Pause einen Spaß daraus, Mourinho durch den Kakao zu ziehen. "Wir lieben Dich Mourinho, bleib' doch noch ein bisschen...", sangen sie über den Real-Coach, der ja angeblich planen soll, Madrid nach dieser Saison trotz Vertrags bis 2014 zu verlassen.

Ramos: "Wir haben Fußball gespielt"

Mourinho war es einerlei. Und weil der Coach mit seiner Aufstellung dieses Mal nicht auf Zerstörung aus war, sondern mit Kaka, Özil und Cristiano Ronaldo in der Startelf furchtlos fast alle Kreativ-Register zog, glaubte Madrid nach dem Seitenwechsel weiter an den Sieg - zum Glück für alle neutralen Beobachter.

"Diesmal waren wir es, die Fußball gespielt haben. Äußerst hervorragend", twitterte Sergio Ramos nach der Partie trotz Niederlage stolz. "Die Fans wissen jetzt, dass dieses Team niemals aufgeben wird. Wir haben unseren Weg gefunden. Hala Madrid!"

Der Spanier konnte sich aber auch einen Seitenhieb auf den Schiedsrichter nicht verkneifen: "Es gibt Dinge, gegen die kann man einfach nichts machen." In der Tat hatte Teixeira bei der einen oder anderen Gelben Karte überzogen.

Ramos' Ellenbogeneinsatz gegen Sergio Busquets, der zum Platzverweis führte, hätte man auch durchgehen lassen können. Alle strittigen Foulentscheidungen sah Teixeira aber korrekt.

Dani Alves zollt Real Respekt

Was sich in der ersten Halbzeit eigentlich schon angedeutet hatte, kam dann ganz plötzlich über Barca: Mesut Özil leitete Reals Aufholjagd mit einem klasse Assist auf Cristiano Ronaldo ein (68.), der eingewechselte Karim Benzema stellte prompt auf 2:2 (71.).

Das 3:2, das die Königlichen ins Halbfinale gebracht hätte, wollte jedoch nicht mehr fallen.

"Diese Ausgabe von Real Madrid macht uns am meisten Probleme, weil sie uns enorm unter Druck setzt", gab Dani Alves hinterher unumwunden zu. "Sie waren außergewöhnlich gut, haben sehr gut verteidigt und uns das Offensivspiel damit sehr schwer gemacht."

Guardiola: In Sevilla mehr gelitten

"Wir haben mehr überstehen müssen, als wir dachten, auch wenn wir bis zur 60. Minute dominiert haben", bilanzierte Xavi. "Im Bernabeu waren wir das bessere Team. Diesmal vielleicht nicht, aber wir sind weiter."

Nicht ganz so ehrfürchtig sah indes Barca-Coach Pep Guardiola Reals Leistung an. "Sie haben nur das getan, was wir in ihrer Situation auch getan hätten. Real ist eine großartige Mannschaft und dennoch haben wir über 180 Minuten verdient gewonnen", sagte der Trainer.

Auf die Frage, ob er denn als Coach der Blaugrana schon mal so gelitten habe wie in den Schlussminuten, verwies Guardiola auf ein Spiel in Sevilla gegen Ende der Meistersaison 2009/2010: "In Sevilla habe ich damals mehr gelitten. Wir waren 3:0 vorne, haben dann aber noch das 3:2 kassiert und hätten beinahe noch den Titel verspielt."

Iniesta und Sanchez verletzt

Als Guardiola diese Sätze auf der Pressekonferenz gelassen aussprach, hatte sich auch Casillas wieder beruhigt.

"Das war aus der Emotion heraus", erklärte er seinen Ausbruch Richtung Schiedsrichter im Spielertunnel. "Man fühlt sich einfach manchmal machtlos, wenn der Schiedsrichter nicht richtig hinsieht."

Als Beispiel nannte Casillas seine Gelbe Karte, die er kurz vor der Halbzeit sah, als er eigentlich nur schlichten wollte und deswegen sein Tor verlassen hatte.

Ist der erste Zorn jedoch erstmal verraucht, darf sich Real durchaus als moralischer Sieger sehen - immerhin hatte man Barcelona schon lange nicht mehr derart wackeln sehen.

Und die Katalanen müssen in den nächsten Wochen weitere Ausfälle verkraften. Andres Iniesta zog sich bereits in der ersten Halbzeit einen leichten Muskelfaserriss im linken Oberschenkel zu, schon die dritte Verletzung dieser Art bei Iniesta in dieser Saison. Alexis Sanchez lädierte sich derweil im zweiten Durchgang das Schlüsselbein. Auch bei ihm: mindestens zwei Wochen Pause.

FC Barcelona - Real Madrid: Daten zum Spiel

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