Real im Rausch - der Rest schaut noch zu

Von Florian Bogner
Kaka soll bei Real in den kommenden sechs Jahren jeweils neun Millionen Euro pro Saison verdienen
© Imago

Die Galaktischen sind zurück: Während Real Madrid einen Monster-Transfer nach dem anderen tätigt, schaut die Konkurrenz ungläubig zu. Dabei ist der Star-Hunger von Florentino Perez noch nicht gestillt. Wie antwortet der FC Barcelona, und welche Baustellen gibt es bei den anderen Konkurrenten? Ein Überblick auf die Top 5 der Primera Division.

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FC Barcelona

Das hat sich schon getan: An sich noch nicht viel. Barca hält im Vergleich zum ewigen Rivalen Real Madrid die Füße still - noch. Während Madrid schon das Bruttoinlandsprodukt eines Schwellenlandes ausgegeben hat, bleibt der Triple-Gewinner noch cool. Lediglich Henrique, der zuletzt an Leverkusen ausgeliehen war, kommt zurück. Und Sylvinho und Ersatzkeeper Albert Jorquera verlassen den Klub.

Allerdings gibt es noch genügend Gerüchte um Samuel Eto'o. Der Kameruner wird von mehreren europäischen Top-Klubs umworben - allen voran Manchester City, das Eto'o ein Vertragsangebot über 15,5 Millionen Euro gemacht hat - er wäre damit der bestbezahlte Fußballer der Welt.

Das sind die Baustellen: Wie schon in der abgelaufenen Saison erscheint die Position auf der linken Abwehrseite nicht adäquat besetzt. Abidals Leistungen sind zu schwankend, weshalb der Franzose im Vergleich zum Rest der Mannschaft das Weltklasse-Niveau nicht konstant halten kann. Und da auch Sylvinho weg ist, muss zumindest ein Backup her - ebenso wie für Jorquera auf der Torhüterposition. Im Mittelfeld gibt es wenig zu ändern. Hleb bleibt, dafür will Gudjohnsen weg. Für den Isländer müsste also noch ein Ersatz her. Dazu könnte das defensive Mittelfeld noch etwas besser besetzt sein.

Die sind im Gespräch: Keirrison soll kommen - und vermutlich gleich als Tauschmasse weitergereicht werden. Gedankenspiele gibt es offenbar in Richtung Mascherano vom FC Liverpool. Der Argentinier könnte sich dann mit Toure um den Platz in der defensiven Mittelfeldzentrale streiten. Wenn Eto'o geht, muss ein anderer Top-Stürmer her. Erster Kandidat ist Valencias Villa. Barca und der Spieler sind sich schon sehr nah, Valencia zickt noch ein bisschen. Bliebe als andere Alternative immer noch Ibrahimovic von Inter Mailand. Würden sogar beide kommen, wäre Bojans Zeit im Camp Nou erstmal vorbei. Der Jungstar würde dann ausgeliehen werden.

Real Madrid

Das hat sich schon getan: Das größte Transferbeben der Geschichte - 209 Millionen Euro hat Real schon für Ronaldo (94 Mio.), Kaka (65), Benzema (35) und Albiol (15) an ManUtd, Milan, Lyon und Valencia überwiesen. Dazu wird der in der letzten Saison an Almeria abgegebene 23-jährige Stürmer Negredo (19 Tore 08/09) wohl für 5 Millionen Euro zurückgekauft, um bei weiteren Transfers als Austauschmasse zu dienen. Außerdem ist ganz nebenbei mit Manuel Pellegrini (vorher Villarreal) auch der Trainer neu - und war mit 3 Millionen Euro Ablöse vergleichsweise ein Schnäppchen.

Weg sind hingegen bisher nur Cannavaro (ablösefrei zu Juve zurück) und Saviola, der für 5 Mio. zu Benfica Lissabon geht. Drenthes Transfer zu Florenz zieht sich hingegen weiter hin, sonst existieren nur lose Anfragen für Robben, Sneijder, Huntelaar und van Nistelrooy, die jedoch allesamt nach bisherigen Aussagen gerne bleiben würden. Insgesamt will Real neun Spieler abgeben. Auch Christoph Metzelders Verbleib ist noch nicht sicher.

Das sind die Baustellen: Auf der linken Abwehrseite fehlt noch ein Hochkaräter, der sich mit den anderen messen kann - bislang kommen für diese Position nur Gabriel Heinze, Marcelo oder Miguel Torres in Frage. Dazu wird das defensive Mittelfeld mit Lassana und Mahamadou Diarra sowie Guti und Gago den Jungs vor ihnen nicht ganz gerecht. In der Innenverteidigung (Pepe, Albiol, Garay, Metzelder, Heinze) und im offensiven Mittelfeld (Kaka, Ronaldo, Sneijder, Robben, van der Vaart) muss noch ausgemistet werden.

Die sind im Gespräch: In erster Linie Spanier: Bei David Silva schaltet Valencia aber noch auf stur. Das Interesse an David Villa ist nach der Verpflichtung von Benzema abgeebbt. Konkreter sind die Gespräche wohl mit Liverpool. Alvaro Arbeloa und Xabi Alonso sollen die Baustellen links hinten und im defensiven Mittelfeld schließen. Und dann würde man ja gerne noch Franck Ribery ("Madrid oder nichts") im Bernabeu sehen...

FC Sevilla

Das hat sich schon getan: Wenig. Erst mit den Abgängen von Abwehrspieler Mosquera (für 4,2 Mio. nach Mexiko zu CF America) und Torwart De Sanctis (für 1,7 Mio. zum SSC Neapel) in den letzten Tagen ist Präsident Jose Maria del Nido liquide, um Neuzugänge anzugehen. Klar ist bislang nur, dass die beiden an Malaga ausgeliehenen Duda und Lolo zurückkehren, sowie der an Teneriffa ausgeliehene Stürmer Alejandro Alfaro, der in der letzten Saison immerhin 20 Tore in Liga 2 erzielte.

Interessanter wird die Sache, wenn Luis Fabiano den Verein verlässt. Der beste Spieler des Confed-Cups wird von Milan (verbrieft) und ManUtd (Gerücht) umworben. Eine Milan-Delegation soll bereits mit del Nido verhandelt haben. Fabiano kann für eine festgeschriebene Ablöse von 30 Mio. aus seinem Vertrag - Milan will aber nur rund die Hälfte bezahlen.

Das sind die Baustellen: Wenn Fabiano bleibt, muss der Kader nur in der Breite verstärkt werden. Im defensiven Mittelfeld geht noch was, die Außenverteidiger bräuchten noch vernünftige Backups. Zwei oder drei Spieler sollen dafür gehen. Erst danach will sich del Nido auf dem Transfermarkt umsehen. "Ganz ruhig bleiben", zitiert die "AS" den Präsidenten.

Die sind im Gespräch: Am deutlichsten war del Nidos Interesse an Tottenhams Didier Zokora, die Spurs wollen aber 12 Millionen haben - was del Nido zu viel ist. Der Ivorer würde gerne kommen, die Gespräche sind derzeit aber auf Eis gelegt. Für Bordeaux' Alou Diarra soll man 6 Millionen Euro geboten haben, melden französische Zeitungen. Die nächsten Ziele auf der Wunschliste: Die Mittelfeldspieler Apono (Malaga) und Zdravko Kuzmanovic (AC Florenz), sowie Verteidigertalent Sergio Sanchez (Espanyol).

Atletico Madrid

Das hat sich schon getan: Mit Innenverteidiger Juanito hat Atletico einen echten Coup gelandet. Der Europameister von 2008 kommt ablösefrei von Ligakonkurrent Real Betis, wo er die Kapitänsbinde trug. Mit dem FC Porto haben sich die Rojiblancos über den Transfer von Paulo Assuncao geeinigt. Drei Millionen Euro Ablöse kostet der Brasilianer. Dagegen haben Atleticos Torhüter die Flucht ergriffen. Gregory Coupet kehrt nach nur einem Jahr nach Frankreich zurück. Der ehemalige Nationaltorhüter der Equipe Tricolore wechselt zu Paris St. Germain. Leo Franco spielt die nächsten drei Jahre für Galatasaray.

Das sind die Baustellen: Prio 1 hat die Suche nach Profis, die sich zwischen die Pfosten stellen. Atletico hat für die neue Saison noch keinen Torhüter!  Ein Kandidat ist Roberto Jimenez. Atletico hat noch eine Option auf den Keeper von Recreativo Huelva. Jimenez spielte in der Jugend bei Atletico. Die Abwehr steht mit der Verpflichtung von Juanito. Assuncao soll dem defensiven Mittelfeld mehr Stabilität verliehen. Im Angriff sind die Rojiblancos zu sehr abhängig von Diego Forlan und Sergio Agüero. Florent Sinama-Pongolle ist keine Alternative. Der 24-Jährige schoss in der letzten Saison in 30 Liga- und sieben Champions-League-Spielen nur fünf Tore.

Die sind im Gespräch: Ein Weltmeister steht laut spanischen Medienberichten ganz oben auf der Wunschliste von Präsident Enrique Cerezo. Andrea Pirlo soll im Mittelfeld Regie führen. Für 18 Millionen Euro darf Pirlo angeblich den AC Milan verlassen. Fenerbahce-Stürmer Daniel Güiza will lieber heute als morgen nach Spanien zurückkehren und hat sich dafür Atletico Madrid ausgesucht. Eine Verpflichtung von Güiza hängt von der Zukunft von Diego Forlan ab. Für Europas Toptorjäger der vergangenen Saison liegen jede Menge Angebote vor. Cerezo ist's egal. "Wir wollen mit Atletico Titel gewinnen und dafür brauchen wir Forlan." Gleiches gilt übrigens für Sergio Agüero, der immer wieder von Vereinen aus England angebaggert wird.

FC Villarreal

Das hat sich schon getan: Als ersten "echten" Neuzugang präsentierte der Pellegrini-Nachfolger Ernesto Valverde (zuletzt Olympiakos Piräus) am Donnerstag den Linksverteidiger der U 21, Ivan Marcano, der für 6 Millionen Euro von Racing Santander kommt. Dazu ist in dem routinierten Zweitliga-Keeper Xavier Oliva (CD Castellon) eine neue Nummer zwei hinter Diego Lopez gefunden.

Weg aus Villarreal sind hingegen Nihat (für 5 Mio. zu Besiktas) und Matias Fernandez (für 3,7 Mio. zu Sporting Lissabon). Die Verträge von Ersatz-Torwart Sebastian Viera, sowie den Oldies Pascal Cygan und Guille Franco wurden nicht verlängert. Sturmtalent Giuseppe Rossi soll hingegen - trotz Interesse zahlreicher italienischer Klubs - gehalten werden. Schmerzgrenze: mindestens 40 Millionen Euro. Abwerbungsversuche für Europameister Marcos Senna wurden bisher nicht ernst genommen.

Das sind die Baustellen: Der Kader muss nur punktuell verstärkt werden, dafür stehen nach dem Marcano-Coup noch rund 14 Millionen Euro zur Verfügung. Im Sturm sucht man einen Partner für Rossi. Unklar ist noch, ob der zuletzt an Zweitligist Xerez ausgeliehene US-Stürmer Jozy Altidore zurück kommt. Er selbst hatte sich zuletzt für einen Wechsel ausgesprochen, da er Spielpraxis brauche. Im linken Mittelfeld und auf der Rechtsverteidigerposition könnte man noch was tun.

Die sind im Gespräch: Im Sturm hat man die Fühler nach dem abwanderungswilligen Roman Pawljutschenko (Tottenham) und Almeria-Shootingstar Negredo ausgestreckt. Bei Pawljutschenko wird's teuer, da die Spurs auf eine Ablösesumme jenseits der 15 Millionen Euro pochen oder laut "Marca" im Austausch Eguren und Senna haben möchten. Auch der Paraguayer Salvador Cabanas vom Mexiko-Klub CF America soll ein Thema sein. Dazu steht Villarreal laut übereinstimmenden Berichten aus Spanien und Brasilien vor einer Verpflichtung der brasilianischen Junioren-Nationalspieler Thiago Dutra und Bruno Renan von Gremio Porto Alegre.

Primera Division: Alle Transfers im Überblick