Neapels Goldreserven

Von Christian Bernhard
Ezequiel Lavezzi und Marek Hamsik sollen den SSC Neapel in die Champions League führen
© Imago

Der SSC Neapel mischt in der Liga ganz vorne mit und hat mit dem Argentinier Ezequiel Lavezzi und dem Slowaken Marek Hamsik zwei Jungstars in ihren Reihen, die bereits das Interesse der europäischen Topklubs geweckt haben.

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Hört man dieser Tage neapolitanisches Radioprogramm, kommt man an einem Song nicht vorbei. Zu den Noten des italienischen Hits "Novembre" trällert der bekannte neapolitanische Sänger Luca Sepe den Titel "Lavezzi".

Gemeint ist damit Neapels Stürmer Ezequiel Lavezzi, genannt "El Pocho" - der Blitz. Der 23-Jährige verzaubert nunmehr seit Monaten die Tifosi der Süditaliener mit seinen Dribblings und Toren und hat sich bereits einen festen Platz in den Herzen der Neapolitaner gesichert.

Stürmer, Dribblings, Tore, Argentinier: Der Vergleich mit Neapels bekanntestem Adoptivsohn, Diego Armando Maradona, ist unvermeidbar. "Diego steht für die Fußball-Kunst. Ich bin nur einer, der dem Ball hinterherläuft", stellt Lavezzi bescheiden klar.

Einkaufen nach Ladenschluss: Lavezzi auf Diegos Spuren

Und doch gibt es bereits Parallelen zwischen dem aufstrebenden Talent und Argentiniens Fußball-Gott. "Die Zuneigung der Menschen hier ist unglaublich", erzählt Lavezzi.

"Wenn ich einkaufen möchte, muss ich einen Termin nach Ladenschluss ausmachen und komme dann bei geschlossenen Rollläden." Einkaufen nach Ladenschluss: So ein Privileg wurde nur Maradona zuteil - oder der englischen Königsfamilie.

All dies schien bereits vorgezeichnet zu sein: Lavezzis Wechsel nach Neapel wurde am 5. Juli 2007 klargemacht, genau 23 Jahre nach der Präsentation von Diego im San-Paolo-Stadion.

Für viele ein Zufall, nicht aber für die abergläubischen Neapolitaner. Bereits im vergangenen Jahr waren im Weihnachtsgeschäft Lavezzi-Krippenfiguren der große Renner, in den Tattoo-Shops der Küstenstadt stehen die zahlreichen Tätowierungen des Stürmers ganz hoch im Kurs.

56 Elfmeter in Serie versenkt

Lavezzi ist aber nicht der einzige Napoli-Profi, der auch außerhalb der fußballverrückten Hauptstadt Kampaniens für Aufsehen sorgt. Mit Marek Hamsik steht ihm ein Slowake zur Seite, der bereits in sehr jungen Jahren von sich reden machte.

Legendär ist mittlerweile sein Auftritt 2005 im Sommer-Trainingslager des Zweitligisten Brescia. Dort versenkte er 56 Elfmeter in Serie gegen die zwei Torhüter des Ex-Vereins von Roberto Baggio und wurde daraufhin zum Elfmeterschützen des Teams ernannt - im zarten Alter von 18 Jahren.

"In drei bis vier Jahren gehört Hamsik zu den Besten der Welt"

Nach seinem Wechsel zu Neapel im Juli des vergangenen Jahres setzte der Slowake seinen Aufstieg kontinuierlich fort.

"Ich habe in meiner 30-jährigen Laufbahn als Sportdirektor mit Spielern wie Rudi Völler oder Giuseppe Giannini zusammengearbeitet. Nur Marek kommt aber an das heran, was ich bei Maradona gefühlt habe", schwärmt Napolis Sportdirektor Pierpaolo Marino und setzt noch einen drauf: "In drei bis vier Jahren wird Hamsik zu den besten Fußballern der Welt gehören."

Kann Neapels Duo auch Inters Abwehr knacken? Unterwegs immer top-informiert sein!

Sein Trainer Edi Reja bezeichnete den 22-Jährigen kürzlich als "meinen Lampard". Trotz seines jungen Alters strahlt er eine große Reife aus, Reja spricht ihm gerne die Abgeklärtheit und das Spielverständnis eines 30-Jährigen zu.

Am meisten gefreut haben dürfte sich Hamsik aber über das Lob seines großen Vorbilds Pavel Nedved: "Marek steht für die Zukunft des Fußballs."

Absagen für die Topklubs

Chelsea, Real, Inter, Milan, Juve - die Liste der Topklubs, die Napolis "Gold-Duo" bereits verpflichten wollten, ist lang. Genauso lang ist auch die Liste der Absagen.

Inter-Patron Massimo Moratti und Milan-Geschäftsführer Adriano Galliani trauern mittlerweile dem Sommer 2007 nach, wo sie die Möglichkeit hatten, Hamsik für wenig Geld zu verpflichten.

Jetzt ist es zu spät: "Ich verkaufe meine Juwelen nicht", wiederholt Napoli-Präsident Aurelio de Laurentiis, einer der größten italienischen Filmproduzenten", gebetsmühlenartig. "Wir werden weiter junge Talente verpflichten und sie aufbauen. In drei Jahren wollen wir mit diesen Spielern in der Champions League sein."

Vorbei sind die Zeiten, in denen Napoli Publikumslieblinge und Leistungsträger wie Ciro Ferrara, Fabio Cannavaro und Gianfranco Zola verkaufen musste, um sich am Leben zu halten. Jetzt weht ein anderer Wind an der neapolitanischen Küste: "Napoli sogna di nuovo" - Neapel träumt wieder.

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