"Ich lebe für den Moment"

Von Interview: Thomas Gaber
Zlatan Ibrahimovic wechselte im Sommer vom AC Milan zu Paris Saint-Germain
© Getty

Er holte neun Meistertitel in den letzten elf Jahren. Er zählt zu den besten Stürmern der Welt und schießt spektakuläre Tore am Fließband. Mit dem Verb "zlatanieren" steht er mitterweile im schwedischen Duden. Als Fußballer ist Zlatan Ibrahimovic ein Genie, als Mensch wird er oftmals kritisch gesehen. SPOX traf Ibra in Paris und sprach mit ihm über sein Image, das "Projekt" PSG und die Bayern unter Guardiola.

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SPOX: Ibra, Sie sind seit knapp einem halben Jahr in Paris. Wie gefällt es Ihnen hier?

Zlatan Ibrahimovic: Ich muss mich noch anpassen, wieder eine neue Sprache lernen. Sportlich ist es auch wieder eine neue Herausforderung. Aber Paris ist eine unglaubliche Stadt. Ich fühle mich sehr wohl.

SPOX: Wie groß ist die sportliche Herausforderung? Wo steht der französische Ligafußball im Vergleich zu den großen europäischen Ligen?

Ibrahimovic: Wir haben hier natürlich nicht das Niveau anderer Ligen wie in der Serie A oder der Primera Division. Aber in Frankreich wächst etwas und dafür tut Paris Saint-Germain viel. Durch unser Projekt werden mehr Leute auf die Ligue 1 aufmerksam und interessieren sich für französischen Ligafußball. Wir, Lyon und Marseille haben ein gutes Niveau und wir dürfen uns nicht viele Fehler erlauben, wenn wir die Meisterschaft holen wollen. Aber den Druck haben nicht Lyon oder Marseille, sondern wir. Wir müssen das Niveau steigern, die Welt schaut auf uns.

SPOX: Wie ist das "Projekt" PSG, wie Sie es nennen, angelaufen?

Ibrahimovic: Das ist alles sehr aufregend, vor allem für die Spieler, die schon länger in Paris spielen. Der Verein hat sich in den letzten zwei Jahren stark verändert. Ich bin von dem Projekt überzeugt, sonst wäre ich nicht gekommen. Und ich bin auch davon überzeugt, dass es in den nächsten Jahren funktionieren wird. Ich hoffe, dass wir mit PSG Geschichte schreiben können in den nächsten Jahren und sich die Leute später daran erinnern, was wir mit diesem Klub, mit dieser Mannschaft geschafft haben.

SPOX: Wie definieren Sie die "Geschichte", die PSG schreiben soll?

Ibrahimovic: Geschichte schreibt man, indem man Titel holt. Wir sind Tabellenführer in der Liga, im Pokal noch dabei und in der Champions League im Achtelfinale. Dort treffen wir auf Valencia, was schwierig wird. Aber jede der 16 Mannschaften, die noch im Wettbewerb ist, kann die Champions League gewinnen. Also auch wir, obwohl wir in der Hinrunde auch ein paar Ausschläge nach unten hatten.

SPOX: Warum ist die Mannschaft trotz der vielen Stars im Kader noch nicht so stabil?

Ibrahimovic: Es kann ja nicht alles perfekt sein innerhalb von zwölf Monaten. Wir als Mannschaft können nicht nach einem Jahr perfekt funktionieren. Und es gibt ja nicht nur uns Spieler. Jeder, der für PSG arbeitet, soll Teil des Erfolgs werden. Da geht es um jede Menge Details, die zusammengebracht werden müssen. Um erfolgreich zu sein, müssen wir open-minded, global denken. Das ganze Projekt erfordert Geduld. Und man muss mit dem Druck umgehen können, der zweifelsohne auf dem Verein lastet.

SPOX: Haben Sie denn so viel Geduld?

Ibrahimovic: Ich will schnellstmöglich Ergebnisse sehen. Man kann nicht zu mir kommen und sagen: 'Das dauert hier ein paar Jahre, bis wir erfolgreich sind.' Ich bin jetzt hungrig, ich lebe im Hier und Jetzt und bin auf dem höchsten Niveau meiner Karriere. Es gab nie einen besseren Zlatan als in den letzten sechs Monaten. Ich lebe und spiele Fußball für den Moment. Und so wahnsinnig viele Jahre als Fußballer habe ich nicht mehr vor mir.

SPOX: Wie bei Ihren letzten Stationen in Barcelona und Mailand bestimmen Sie auch in Paris die Schlagzeilen. Sie sind ein Gesellschaftsphänomen, es wurde sogar ein Verb nach Ihnen benannt und in den schwedischen Duden aufgenommen ("zlatanieren" - stark dominieren, d. Red.). Wie gehen Sie damit um?

Ibrahimovic: Das ist für mich keine neue Situation. Das mit dem Verb ist neu, aber der Rest ist das gleiche. Ich spiele seit 19 Jahren auf einem sehr hohen Niveau Fußball. Und egal, wo ich gespielt habe, ich habe mich immer gleich verhalten.

Teil II: Ibrahimovic über Bayern mit Guardiola und sein Vorbild Muhammad Ali

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