Rodri zu Manchester City: Was macht ihn so wertvoll für Pep Guardiola?

Rodri wechselte von Atletico Madrid zu Manchester City.
© getty

Rodri ist im Sommer 2019 zum neuen Rekordtransfer von Manchester City aufgestiegen. Der Mittelfeldspieler kam von Atletico Madrid und könnte unter Pep Guardiola eine immens wichtige Rolle spielen. Was macht den Spanier so interessant?

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Satte 70 Millionen Euro hat sich Manchester City den Transfer von Rodri kosten lassen. Der 23-Jährige unterschrieb einen Vertrag bis 2024, sagte vermutlich dem FC Bayern München ab und zeigte sich anschließend angetan von der Vorstellung, endlich unter Pep Guardiola spielen zu können.

Nun, Guardiola dürfte es nicht viel anders gehen. Der Katalane bekam mit Rodri endlich seine "echte" Nummer vier für das zentrale Mittelfeld. Natürlich waren da Fernandinho, Yaya Toure, Ilkay Gündogan, Fernando oder Phil Foden - einen "Pivote" im Sinne von Rodri durfte Guardiola aber in seiner Zeit in England noch nicht betreuen.

Was unterscheidet Rodri von den genannten Spielern, was macht ihn so besonders? Gerne fällt der Vergleich zu Sergio Busquets, dem Guardiola im Sommer 2008 den Sprung zu den Profis des FC Barcelona ermöglicht hatte. Und damit einen schlaksigen, scheinbar unbeweglichen Spieler auf Top-Niveau etablierte.

Rodris Leistungsdaten für Atletico Madrid

WettbewerbEinsätzeToreVorlagenMinuten
Champions League8--605
Copa del Rey4--258
Primera Division34312.741
UEFA Super Cup1--71

Rodri und der Vergleich zu Barcelonas Sergio Busquets

Rodri ist Busquets tatsächlich nicht unähnlich, wenngleich auch bei weitem keine Kopie. Rodri wurde in der Jugend von Atletico aufgrund fehlender physischer Eigenschaften aussortiert, fand sein Glück bei Villarreal und kehrte im Sommer 2018 zu Atletico zurück. Ein Busquets unter Diego Simeone - Kenner erahnen bereits, dass das nicht alles sein kann.

Tatsächlich hat Rodri unter Simeone Qualitäten gezeigt, die seinem angeblichen katalanischen Pendant nicht entsprechen. Rodri verteidigt aggressiv nach vorne, begeht relativ viele Fouls, lässt dafür aber auch nur selten einen Gegenspieler vorbei. Den Ball oder den Spieler, aber definitiv nicht beide zur gleichen Zeit.

Das macht er aber geschickt, Platzverweis kassierte der Spanier im Laufe seiner Profikarriere beispielsweise noch keinen. Nach einem Ballgewinn scannt Rodri sofort die Tiefe. In der Hoffnung, einen Mitspieler in Richtung Konter schicken zu können.

Atletico-Taktik ermögliche Absicherung für Rodri

Doch manche Dinge erinnern doch an Busquets: Rodri agiert gerne als "Anker" im Pressing seiner Mannschaft: Er weiß, wo der Durchbruch des Gegners droht, rückt heraus, fängt Bälle ab und kann Angriffe zumindest so lange verhindern, bis sich seine Mitspieler wieder formiert haben.

In der 4-4-2-Grundordnung der Rojiblancos allerdings hatte Rodri auch stets einen Nebenmann. Bei Manchester City, wo er wohl als alleiniger zentraler Mittelfeldspieler vor der Abwehr eingeplant ist, muss der Spanier seinen Spielstil entsprechend anpassen, um den Raum vor der Innenverteidigung nicht mit instinktivem Herausrücken zu öffnen.

Jenes 4-4-2 stellte für Atletico lange ein Hindernis bei eigenem Ballbesitz dar. Aufgrund der Anordnung der Spieler ergeben sich naturgemäß einige Schwierigkeiten im flachen Aufbau. Mit Rodri traute es sich Simeone erstmals, das System im Spielaufbau mit einem Dreieck aus Innenverteidigern und einem einzigen Mittelfeldspieler aufzuziehen.

Manchester Citys Neuzugang Rodri setzt auf kurze Dribblings

Hierbei zeigt Rodri die Qualitäten, die ihm den Vergleich mit Busquets einbrachten. Er stellt ständig die nötigen Dreiecke her, bewegt sich hervorragend aus dem Deckungsschatten der pressenden Spieler heraus, beweist ein gutes Gespür für Aufrücken sowie Fallen und überzeugt insgesamt mit guter Antizipation.

Was ihn allerdings wieder vom Vergleichsobjekt aus Barcelona unterscheidet, sind die Szenen mit Ball am Fuß. Rodri ist ebenfalls enorm resistent gegen Pressing des Gegners und lässt sich auch von mehreren Spielern nicht den Ball abnehmen, löst Drucksituationen aber auf andere Art und Weise.

Während Busquets diese schnell und mit wenigen Kontakten, meist sogar mit dem ersten Kontakt, auflöst, geht Rodri gerne über den vierten, fünften oder sechsten Kontakt hinaus. Er zieht Gegenspieler auf sich, dribbelt beidfüßig und löst die Situation dann mit einem mittellangen bis langen Ball auf.

Rodris diagonale Verlagerungen wichtiges Werkzeug für Pep Guardiola

Das ist sicherlich auch der Aufbauqualität seiner Mitspieler geschuldet: Während Busquets zum Beispiel auf Gerard Pique oder Samuel Umtiti abgibt, sind Diego Godin oder Stefan Savic nicht derart geschickt unter Druck. Entsprechend verschaffte Rodri ihnen mit seinen kurzen Dribblings mehr Zeit am Ball, weil er die Gegner vor dem lösenden Pass auf sich zieht.

Die Passqualität Rodris steht außer Frage. Der Spanier verlagert das Spiel gerne von Seite zu Seite und könnte damit für Guardiola zu einem wichtigen Werkzeug werden. Wenn der Gegner in einem tiefen Block verteidigt, bringt Rodri mit seinen diagonalen Verlagerungen eben jenen Block in Bewegung. Pässe zwischen die Linien spielt Rodri auch gut, wenngleich nicht von der Qualität eines Busquets.

Rodri bei Manchester City als Nachfolger von Fernandinho

Bei City soll Rodri auf lange Sicht Fernandinho ersetzen, der Brasilianer ist mit 34 Jahren genauso wichtig wie zunehmend verletzungsanfällig. Was machte ihn aus?

Als Guardiola den Trainerposten bei City übernahm, war Fernandinho noch ein Box-to-box-Mittelfeldspieler. Im zweiten Jahr agierte er gemeinsam mit Toure aus dem zentralen Mittelfeld, inzwischen ist seine Transformation zum Pivote abgeschlossen. Dennoch merkt man ihm noch immer alte Verhaltensweisen an. Fernandinho drischt Bälle gerne zurück in die gegnerische Hälfte und agiert teilweise etwas grobschlächtig.

Rodri ist insgesamt feiner, etwas kleinteiliger angelegt, hat dafür aber keinen so großen Wirkungsradius. Bisher hatte hohes Pressing gegen City durchaus seine Berechtigung - mit Rodri wird es aber ungleich schwerer, den Aufbau derart unter Druck zu setzen.

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