Kepa Arrizabalaga beim FC Chelsea: Der Vogelmann fliegt in neue Sphären

Von Julian Alexander Fischer
Kepa Arrizabalaga ist der teuerste Torwart der Welt.
© getty

Für 80 Millionen Euro wechselte Kepa Arrizabalaga in diesem Sommer von Athletic Bilbao zum FC Chelsea und wurde so zum teuersten Torhüter der Welt. Dabei ist er auf der internationalen Bühne bisher kaum in Erscheinung getreten. Was rechtfertigt diese Rekordsumme?

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Während viele Jungen in ihrer Kindheit nur Fußball im Kopf haben, hatte Kepa noch eine ganz andere Leidenschaft: Vögel. Mit seinem Vater fing er vor allem Stieglitze und brachte ihnen das Singen bei. So gut, dass er sogar bei Wettbewerben erfolgreich war.

Doch so sehr sein Herz auch für seine Vögel Oker, Rocky und Räikkönen schlug, verdrängte der Fußball dieses Hobby immer mehr. "Am Anfang habe ich keinen Wettbewerb verpasst, aber dann konnte ich irgendwann nicht mehr zu so vielen gehen, weil ich am Wochenende immer Fußballspiele hatte", erinnert sich Kepa.

Der Vater führte die Leidenschaft aber weiter, weshalb sich Kepa immer auf einen Besuch im Elternhaus freut: "Immer wenn ich heimkomme, ist alles voller Vögel. Das ist wirklich erholsam." In London muss der 23-jährige Spanier nun auf diese heilende Atmosphäre verzichten. Er verlässt das Nest und fliegt in neue Sphären.

Kepa-Wechsel zu Chelsea eine Bürde für Spieler und Verein

Beim FC Chelsea muss sich Kepa dem Druck der gewaltigen Ablösesumme stellen. Schließlich ist er jetzt der teuerste Torwart der Welt und jeder kleine Fehler wird mit Sicherheit zum Anlass genommen, um die Berechtigung dieser 80 Millionen infrage zu stellen.

Die Ablösesumme ist aber auch ein großes Wagnis für Chelsea. Nachdem sich der Abgang von Stammkeeper Thibaut Courtois zu Real Madrid immer deutlicher herauskristallisierte, waren die Londoner aufgrund des verkürzten Transferfensters in der Premier League dazu gezwungen, möglichst schnell einen Ersatz zu finden.

Es waren nicht viele Keeper verfügbar und lange, zähe Verhandlungen waren nicht mehr möglich, weshalb der Klub schließlich gezwungenermaßen die festgeschriebene Ablösesumme von 80 Millionen Euro für den jungen Spanier bezahlte, der bis dato erst zwei Erstliga-Saisons absolviert hat. Des Risikos, das sein neuer Klub eingeht, ist sich auch Kepa selbst bewusst. Umso dankbarer ist er: "Es ist sehr mutig vom Verein mich zu verpflichten. Sie sind ein großes Wagnis eingegangen."

Kepas mentale Stärke sein großer Trumpf

Als Paniktransfer kann Kepa aber in keinem Fall gesehen werden, schließlich hat er sein Können in der jüngsten Vergangenheit immer wieder bewiesen. Vor allem seine starke Psyche und sein Charakter sind Kepas große Stärken und lassen ihn mit 23 Jahren auf dem Platz bereits überaus abgeklärt wirken.

"Er ist ein sehr ruhiger Typ. Es sagt nie etwas Unangemessenes. Er ist immer sehr umsichtig. Das macht ihn so vertrauenswürdig für die Verteidigung. Ein Torhüter, der die Mannschaft zuversichtlich stimmt, ist ein Sieggarant", erklärte der einstige Bilbao-Spieler Andoni Goikoetxea Olaskoaga.

Auch sein Stellungsspiel hat ihn in der Vergangenheit ausgezeichnet. Sein Entdecker und erster Torwarttrainer Luis Llopis schwärmte etwa: "Kepa ist immer gut hinter der Abwehr platziert. Er interpretiert das Spiel hervorragend und liest die Passoptionen der gegnerischen Stürmer, um ihre Bälle abzufangen. Er macht wirklich kaum Fehler."

Kepa Arrizabalaga: Der Karriereweg geht steil nach oben

Die Grundlagen dafür hat Llopis bereits in Kepas frühester Kindheit gesehen: "Er war sehr klein im Vergleich zu anderen Kindern. Aber ich habe ihn im Tor herumhüpfen sehen und gesagt: 'Wow, das ist ein Torhüter!' Wenn alles normal läuft, wird er einer der besten Torhüter seiner Zeit."

Kepas anschließender Karriereweg folgte dieser Prophezeihung und führte in der Folge stets steil nach oben. Er durchlief sämtliche Nachwuchs-Nationalteams Spaniens und gewann 2013 die U19-Europameisterschaft. 2017 folgte das erste Länderspiel und in diesem Jahr die Teilnahme an der WM.

Auch im Verein entwickelte er sich konstant weiter. Bereits mit neun Jahren schloss er sich Athletic Bilbao an und wurde 2014 für eineinhalb Saisons in die zweite Liga ausgeliehen, bevor er 2016 zu seinem Jugendverein zurückkehrte und sich dort den Stammplatz erkämpfte.

Kepas Fast-Wechsel zu Real Madrid: Nur Zidane wollte nicht

Fast hätte ihn dieser Weg im Winter zu Real Madrid geführt. Den Medizincheck hatte er bereits absolviert, als der damalige Trainer Zinedine Zidane intervenierte: "Kepa ist sehr talentiert, aber ich will keinen Torhüter mitten in der Saison verpflichten."

Der Wechsel platzte, stattdessen verlängerte Kepa seinen Vertrag in Bilbao und die Ausstiegsklausel erhöhte sich von 20 Millionen auf die nun bezahlten 80 Millionen Euro. Kepa blickt mit einem Augenzwinkern auf die damalige Situation. "Es war eine Seifenoper, aber mit einem Happy End für mich."

Kepa Arrizabalagas bisherige Karrierestationen im Profibereich

Vereinvon ... bis ...
Chelseaseit 2018
Athletic Bilbao2016-2018
Real Valladolid2015-2016 (Leihe)
Ponferradina01/2015-2015 (Leihe)
Athletic Bilbao01/2013-01/2015

Enttäuschung bei Athletic Bilbao

In Bilbao ist die Freude über dieses Ende nicht ganz so groß, schließlich hatten die Fans gehofft, dass Kepa den Verein auf Dauer prägt und an eine große Zukunft mit dem Keeper geglaubt. "Athletic-Fans sind stolz auf ihre Jugendakademie. Kepa war dort, seit er neun war. Er wurde immer als Torwart der Zukunft für den Klub gesehen", sagte Goikoetxea.

Gerade bei dem Verein, der ausschließlich Spieler aus dem Baskenland verpflichtet, ist jeder Abgang ein herber Schlag für die Anhänger.

Aber Kepa hat größere Pläne. Weder seine Vögel noch sein Jugendklub konnten ihn in der Heimat halten. Abseits des heimischen Nestes muss Kepa nun alleine das Fliegen in neuen Sphären lernen.

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