Mohamed Salahs Wechsel zum FC Liverpool: Zweiter Anlauf beim zweiten Anlauf

Mohamed Salah wechselt für 42 Millionen Euro von der AS Rom zum FC Liverpool
© twitter/FC Liverpool, getty

Für 42 Millionen Euro wechselt Mohamed Salah von der AS Rom zum FC Liverpool. Für den 25-jährigen Ägypter ist es in zweierlei Hinsicht ein zweiter Anlauf. Einst scheiterte sein ursprünglich angedachter Transfer zu den Reds, sein erstes Engagement in England später ebenfalls. Nun soll alles besser werden.

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Der FC Liverpool hätte Mohamed Salah auch deutlich billiger haben können als jetzt und zwar im Sommer 2014. "Ich hatte wirklich Lust, für sie zu spielen", sagte der Offensivallrounder später. Er wollte also schon damals, mit 22. Sein Verein, der FC Basel, wollte auch, aber der Legende nach eben nur unter einer Bedingung: Zwölf Millionen Euro Ablöse. Genau das war jedoch das Problem, denn diesen Betrag wollte der FC Liverpool nicht bezahlen. "In ihren Augen war die Summe nicht angemessen", erinnerte sich Salah. Kurz: Er musste bleiben.

Nun, drei Jahre und drei Vereine später, erscheinen Liverpool dagegen gar 42 Millionen Euro als absolut angemessen. Oder vielleicht auch 50, sollten alle erfolgsabhängigen Klauseln greifen. Nun darf Salah also endlich seine Lust auf Liverpool ausleben. Und Liverpool und seine Anhänger haben auch Lust auf Salah. Zumindest laut Salah. "Ich spüre die Liebe der Fans", erzählte er in einem Interview auf der offiziellen Vereinshomepage, ohne nur eine einzige Sekunde für den Klub gespielt zu haben. Romantisch ging es auch direkt weiter: In einem Vorstellungsvideo antwortete Salah auf die Frage, was denn eigentlich sein englisches Lieblingswort sei: "Love!"

Nachdem er in eben diesem Video auch gefragt worden war, wann er das letzte Mal gelogen hätte (Antwort: "Ich lüge nie"), ging es weiter mit der Nennung des besten Fußballers seines Landes. "Ich", sagte Salah und meinte es natürlich ernst, denn Salah lügt nie. In sportlicher Hinsicht hätten da wohl Ahmed Hassan (Rekordnationalspieler) und Hossam Hassan (Rekordnationaltorschütze) Einwände, aber hinsichtlich der Prominenz steht Salah zweifelsohne über ihnen. Zumindest wenn man nach dem Maßstab Twitter geht. Knapp 2,5 Millionen Follower hat Salah da.

Er braucht etwa nur ein Foto zu twittern, auf dem er beim Selfie-Machen vor Pyramiden zu sehen ist, um die Massen zu verzücken. Mit zwei durchaus niedlichen Kamel-Emoticons veredelt haben das Foto mittlerweile knapp 30.000 Menschen mit einem Herzen versehen.

Als Salah von Mourinho angerufen wurde

Nur etwa 5.500 Leute haben dagegen ein Twitter-Foto Salahs vom Juli 2016 gelikt, diskutiert wird es in England aktuell trotzdem intensiver als jedes noch so niedliche Kamel-Emoticons-Pyramiden-Foto. Salah ist auf besagtem Bild jedenfalls im Chelsea-Trikot zu sehen, gemeinsam mit seinem ehemaligen Kollegen Demba Ba. Er spielte zu diesem Zeitpunkt längst bei SH Shenhua - und hatte sich dort schwer verletzt. Salah wollte Genesungswünsche schicken und erntete dafür wohl einerseits Dank von Ba, klar - nun aber andererseits auch nachträgliche Wut von Liverpool-Fans.

Denn das Foto entstammt einem Spiel, das für einen der schwärzesten Momente der jüngeren Vereinsgeschichte Liverpools steht: Den verpassten Meistertitel von 2014. Chelsea mit Salah und Ba besiegten Liverpool damals am drittletzten Spieltag. Steven Gerrard war entscheidend ausgerutscht und sein großer Traum des ersten nationalen Meistertitels geplatzt.

Hätte man Liverpool-Fans vor einigen Wochen jedoch nach der Aufstellung dieser blauen Traum-Zerstörer-Elf gefragt, es wären sicherlich die Namen von Frank Lampard, Ashley Cole oder eben der des Torschützen Ba gefallen. Genauso sicherlich aber nicht der von Salah.

Bei seinem ersten England-Aufenthalt machte der Ägypter nämlich keinen bleibenden Eindruck. Nachdem Liverpool im Sommer 2014 keine zwölf Millionen Euro zahlen wollte, kickte Salah eben weiterhin für Basel, bis irgendwann im Herbst Jose Mourinho anrief. "Er versicherte mir, dass er mich bei Chelsea unbedingt brauchen würde", erinnerte sich Salah.

Für 16,5 Millionen Euro wechselte er dann im Winter auch tatsächlich zum hilfsbedürftigen Chelsea, wurde von Mourinho zur Begrüßung mit Arjen Robben und Gareth Bale verglichen, spielte das denkwürdige Spiel gegen Liverpool und rundherum noch zwölf andere weniger denkwürdige Ligaspiele und wurde im darauffolgenden Winter an den AC Florenz verliehen. Man könnte es auch abgeschoben nennen. Salah war Teil eines Deals, in dessen Rahmen Juan Cuadrado nach London wechselte.

Als Salah in Italien durchstartete

"Ich hätte bei Chelsea gerne gezeigt, wozu ich im Stande bin, doch das durfte ich leider nicht", erinnerte sich Salah. In Italien durfte er es dann dafür. Und wie. In der Rückrunde sammelte er für Florenz neun Scorerpunkte in 16 Ligaspielen, woraufhin ihn die AS Rom verpflichtete. Erst erneut per Leihe, ehe er im Sommer 2016 für 15 Millionen Euro fest in die Hauptstadt transferiert wurde.

In 65 Ligaspielen brachte es Salah jedenfalls auf 29 Tore und 21 Assists. Beachtliche Zahlen. Noch beachtlicher ist dagegen, was sein Trainer Luciano Spalletti über Salah sagt: "Er ist der Beste, den ich je trainiert habe." Bei der Roma bewies Salah Flexibilität. Er spielte mal als hängende Spitze, mal als Rechtsaußen. Gerne zieht Salah von dort in die Mitte, um mit seinem gefährlichen linken Fuß abzuschließen. "Vorne kann ich überall spielen", sagt er selbst. Vor allem aber kann er allen davonlaufen, Salah gilt als einer der schnellsten Spieler überhaupt.

Und genau das machte Liverpool-Trainer Jürgen Klopp aufmerksam. Sein Rock'n'Roll Fußball lebt vom Tempo. Schnell ist immer besser, heißt es bei Klopp. Egal ob bei der Arbeit gegen den Ball, beim Umschalten oder beim Zug zum Tor. "Seine Geschwindigkeit ist unglaublich", sagte Klopp also nun bei Salahs Vorstellung voller Vorfreude.

Als Salah noch ein Kind war

Auch bei seiner ersten Vorstellung auf der Insel lasteten große Erwartungen auf Salah. Erfüllen konnte er sie bei Chelsea bekanntermaßen nicht. "Ich war damals ein Kind", erinnert sich Salah nun, "20 oder 21 Jahre alt". 22 eigentlich, aber der kleine Rechenfehler ist ihm zu verdenken, zu viel Aufregendes ist in der Zwischenzeit passiert. "Ich habe viel Erfahrungen gesammelt bei den drei Vereinen", sagt Salah. Ob er denn ein besserer Spieler sei als damals bei Chelsea, wurde Salah noch gefragt. "Ja, zu hundert Prozent", antwortete er.

Klopp sieht das ähnlich: "Salah verkörpert nun die perfekte Mischung aus Erfahrung und Potenzial." Und er kann das wohl bestens einschätzen: "Ich beobachte seine Entwicklung seit seinem Engagement in Basel und er hat sich in der Zwischenzeit zu einem sehr guten Spieler entwickelt." 25 Jahre ist Salah mittlerweile alt und hat insgesamt bereits 251 Pflichtspiele absolviert. "Am wichtigsten für uns ist aber, dass er hungrig ist und gewillt, sich zu verbessern", sagt Klopp.

"Ich will was mit dem Klub gewinnen", verkündet dagegen Salah selbst. Anbieten würde sich etwa der Meistertitel. Jetzt, wo er die Liverpool-Fans schon daran erinnert hat, dass er an diesem tragischen Spiel von 2014 beteiligt war, wäre es doch angemessen, wenn Salah die Rechnung auch begleichen würde.

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