Liverpool verkauft - Ärger geht weiter

SID
Tom Hicks und George Gillett kauften den FC Liverpool im Februar 2007
© Getty

Der FC Liverpool ist endlich verkauft. Die New England Sports Venture erhielt wie erhofft den Zuschlag. Probleme gibt es aber nach wie vor - unter anderem droht eine Klage der Ex-Besitzer.

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Update Nach einem tagelangen Wirtschaftskrimi mit juristischem Gezerre und einem Insolvenzverfahren vor Augen scheint der FC Liverpool quasi in letzter Sekunde gerettet.

Am Freitag wurde der Verkauf des Klubs an die New England Sports Venture (NESV) perfekt gemacht, nachdem die alten Eigner Tom Hicks und George Gillett auf Druck einer Gerichtsentscheidung in England ihre einstweilige Verfügung gegen den Verkauf zurückgezogen hatten.

Der Verkaufspreis soll umgerechnet rund 350 Millionen Euro betragen. Damit konnte der fünfmalige Champions-League-Sieger zur Deadline am Freitag einen Kredit von 270 Millionen Euro an die Royal Bank of Scotland (RBS) zurückzahlen und einen Abzug von neun Punkten vermeiden.

Ausgestanden ist der ganze Trouble aber noch lange nicht, auch wenn sich der unabhängige dreiköpfige Vorstand der "Reds" in einer ersten Stellungnahme "überglücklich" zeigte. Die beiden US-Amerikaner fordern nun nämlich einen Schadenersatz in Höhe von umgerechnet rund 1,1 Milliarden Euro und kündigten an, "jeden Rechtsweg auszureizen", um das Geld zu erhalten.

Sie argumentierten, dass der Verkaufspreis weit unter dem wahren Marktwert des Klubs liege und sprechen von einem "epischen Schwindel". Ihr Anwalt Steve Stodghill erklärte dazu gegenüber der "BBC": "Dieses Ergebnis mindert den Wert des Klubs und wird in langwieriger Unsicherheit für Spieler, Fans und alle Anhänger enden."

Wollten Gillett und Hicks Insolvenzverfahren vermeiden?

Nach Angaben des Anwalts seien Hicks und Gillett bereit gewesen, die Schulden bei der RBS zu begleichen um ein Insolvenzverfahren zu vermeiden.

"Das ist eine tragische Entwicklung, die andere als Sieg feiern werden", so Stodghill, "meine Klienten haben unermüdlich daran gearbeitet, eine vernünftige Lösung zu finden, aber der Vorstand hat egoistisch und illegal gehandelt."

Unter dem Vorsitzenden Martin Broughton hatte sich das dreiköpfige Gremium am 6. Oktober entschieden, das Angebot von NESV anzunehmen.

Unmittelbar vor der entscheidenden Sitzung versuchten die Amerikaner deshalb, zwei englische Vorstände abzuberufen und eigene Vertraute im "Board" installieren. Damit unterlagen sie aber vor Gericht ebenso wie mit ihrem Antrag auf Einstweilige Verfügung.

Schulden von 400 Millionen angehäuft

Die beiden US-Geschäftsleute hatten 2007 umgerechnet rund 270 Millionen Euro für den Erwerb des FC Liverpool ausgegeben, seitdem aber in dramatischem Ausmaß Schulden von zur Zeit etwa 400 Millionen Euro angehäuft.

Auch der versprochene Bau des neuen Stadions kam nicht zustande. Am Ende waren Hicks und Gillett bei den Fans völlig verhasst. Im Internet kursiert sogar ein Youtube-Video, dass sie auffordert: "Haut endlich ab".

Dem neuen Eigentümer NESV gehören eine ganze Reihe von Sport-Unternehmen in den USA.Am bekanntesten ist der traditionsreiche Baseball-Klub Boston Red Sox, den sie 2002 übernahmen und der 2004 tatsächlich den ersten Titel seit 86 Jahren gewann.

Mehrheitseigner von NESV ist der Amerikaner John W. Henry, dessen Privatvermögen auf rund 650 Millionen Euro geschätzt wird.

Dass Spieler trotz der weiterhin prekären Lage nun wieder an eine Zukunft an der Anfield Road glauben, bewies Abwehrspieler und Vizekapitän Jamie Carragher. Der 38-malige Nationalspieler unterschrieb am Freitag einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag bis 2013.

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