Ich nehme euch die WM weg!

Von Haruka Gruber
Blatter, Sepp, Premier, League, Platini
© Getty

München - So recht wissen die verehrten VIP des Weltfußballs nicht, wie sie reagieren sollen. Einfach nur darüber lachen, weil es derart absurd ist? Oder doch mit Nachdruck dem Ansinnen einen Riegel vorschieben?

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Während UEFA-Präsident Michael Platini den Vorstoß der Premier League, ab der Saison 2010/11 Spiele im Ausland durchzuführen, als "seltsame und fast schon komödiantische Idee" abtut, ist Sepp Blatter höchst erzürnt.

Der Präsident der FIFA brandmarkte die angestrebte Globalisierung der Engländer als "Misshandlung des Fußballs". Es sei "inakzeptabel, dass der Fußball zu einem Zirkus verkommt. Wir sind doch nicht die Harlem Globetrotters", so Blatter aufgebracht.

Derart aufgebracht, dass sich der Schweizer zu einer Drohung gezwungen sieht: Wenn die Premier League weiter an ihren Expansionsplänen festhält, geht England bei der Vergabe der WM 2018 leer aus!

Business oder Gewissen

"Als reichste Liga der Welt hat man eine Verantwortung, nicht nur an Geld, sondern auch an das Wohl des Fußballs zu denken", sagt Blatter. "Daher wird das FIFA-Exekutivkomitee niemals zustimmen, dass eine Liga ins Ausland geht, nur um Profit zu machen."

Blatter weiter: "Es gibt keine Chance, dass ich meine Meinung ändere. Wenn Herr Scudamore sagt, dass der Schritt ins Ausland die Chance Englands auf die WM steigert... nun gut, ich sage nur eins: Es gibt viele Kandidaten für 2018."

Deutliche Drohung

Herr Scudamore, mit Vornamen Richard, ist der Geschäftsführer der Premier League und damit der Mann, der "die Seele des Fußballs verkauft hat" (Daily Express). "Ich lade ihn gerne nach Zürich ein, um mir seine Pläne erklären zu lassen. Ich weiß nur, dass ich die besseren Argumente haben werde", sagt Blatter.

Und wenn das schon nicht deutlich genug wäre, fügt der 61-Jährige an: "Wenn man sich gegen die FIFA stellt, darf man nicht erwarten, in Zukunft bei Entscheidungen wohlwollend berücksichtigt zu werden."

Auch Australien und USA ohne Interesse

Ähnlich explizit sieht es auch Mohamed bin Hammam, Präsident des asiatischen Fußball-Verbands und Blatters designierter Nachfolger. Er werde allen Nationalverbänden nachdrücklich empfehlen, keine Premier-League-Spiele auf heimischem Boden durchzuführen.

Im Klartext heißt das: China oder Hong Kong werden auf die Premier League verzichten müssen, um nicht den Unmut des allmächtigen Verbandschefs auf sich zu ziehen. Zuletzt erklärte der amerikanische und australische Verband, kein Interesse an einem Gastspiel des englischen Ligabetriebs zu haben.

Bin Hammam: "Ich finde es gut, wenn sich die Ligen austauschen, aber die Premier League muss verstehen, dass sie gewisse Regeln und Grenzen akzeptieren muss."

"Nur ein großer Joke"

Ernste Töne. Zu ernst, wie Platini findet.

"Wie ich schon sagte: Die Idee ist einfach lächerlich. Man sollte darüber nur lachen. Wahrscheinlich gibt es bald keine englischen Vereinspräsidenten, keine englischen Trainer, keine englischen Spieler und keine englischen Klubs mehr, weil im Ausland alles so toll ist. Das ist doch nur ein großer Joke."

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