Austria gegen RB Salzburg: Das Treffen mit den "Totengräbern"

SID
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Am Dienstag treffen erstmals Austria und Red Bull Salzburg aufeinander. 2005 hatte der Konzern den Traditionsklub gekapert.

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Stefan Schubert stand am Kochtopf, als sein Handy förmlich explodierte. Der Vorstand von Austria Salzburg hatte die Pokal-Auslosung ganz vergessen, doch dann vibrierte sein Telefon im Sekundentakt. "Da ahnte ich schon, wen wir gezogen haben", sagt Schubert im SID-Interview und lacht - es war Red Bull Salzburg.

Nach 18 Jahren kommt es somit am Dienstag (20.45 Uhr) zum ersten Duell der Violetten mit dem Klub, der bei den Fans immer noch als "Totengräber" bezeichnet wird. Österreichs heutiger Serienmeister RB hatte 2005 die "alte" Austria geschluckt und fassungslose Fans hinterlassen.

"Die Austria war nur der Lizenz-Spender - der Körper, in dem der neue Wirt sich eingenistet hat", sagt Schubert. Doch die Anhänger gründeten ihren Klub kurzerhand neu, fingen ganz unten an. Heute ist der Klub Drittliga-Spitzenreiter - und nun kommt RB.

Vergessen haben die Austrianer die "feindliche Übernahme" noch immer nicht. Ihr Klub treffe "auf den Konzern aus Fuschl", teilten die Violetten nach der pikanten Auslosung süffisant mit. "Die Ächtung hält bis heute an", sagt auch Schubert. Das Getränk habe er seit 2005 nicht mehr angerührt.

Salzburg-Derby: Red Bull mit 14 Meisterschaften

Dabei waren selbst die treuesten Fans zunächst euphorisch, als RB-Boss Dietrich Mateschitz seinen Einstieg beim angeschlagenen UEFA-Pokalfinalisten von 1994 ankündigte. Doch das böse Erwachen folgte bald. Als Red Bull nicht nur - wie in Österreich üblich - den Namen, sondern auch das Logo und die Vereinsfarben der Austria eliminierte und als Krönung 2005 statt 1933 als Gründungsjahr angab, wuchs der Protest.

Und dabei blieb es nicht. Bei einem Testspiel wurde Fans mit violetten Schals der Zugang verweigert. Dafür segelte später Extremsportler Felix Baumgartner per Fallschirm ins Stadion, "Stierkämpfer" sorgten auf der Tribüne für Animation.

Und es funktionierte: Red Bull gewann seither 14 Meisterschaften, spielt in der Champions League. Der neu gegründete SV Austria Salzburg dagegen startete in Liga 7, kehrte 2015 in die 2. Liga zurück, musste den Profifußball wegen finanzieller Probleme aber schnell wieder verlassen und klopft nun wieder oben an.

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Salzburg-Derby: 4100 statt 30.000 Zuschauer

Nun also das erste Wiedersehen. Gespielt wird in Grödig, vor 4100 Fans, sie hätten 30.000 Tickets verkaufen können. Ein Tausch des Heimrechts sei schon "aus ideologischen Gründen" kein Thema gewesen, sagt Vizeobmann David Rettenbacher.

Kurios: Sowohl RB als auch Austria beanspruchen weiter die Meisterschaften von 1994, 1995, 1997 für sich. Als am 13. September der "Urklub" 90. Geburtstag feierte, waren es aber Austria-Fans, die in der Altstadt mit einer Pyroshow feierten. Ex-Spieler wie Hans Krankl, Toni Polster oder Edi Glieder gratulierten per Videobotschaft.

Ein Sieg gegen RB im Pokal wäre aber das größte Geschenk. "Wir wollen zeigen, was wir können und was wir sind", sagt Schubert: "Wenn wir eine Duftmarke hinterlassen, dann leisten wir Großes für diesen Verein. Und dann ist es ganz egal, was auf der Anzeigetafel steht."

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