Ex-Chelsea Besitzer Roman Abramovich soll heimlich 117 Millionen Euro in Vitesse investiert haben

Von Andreas Koenigl / James Hunsley
Roman Abramovich
© getty

Der niederländische Klub Vitesse Arnheim erhielt einem Bericht des Guardian zufolge vom damaligen Chelsea-Eigentümer Roman Abramovich ein Darlehen in Höhe von 117 Millionen Euro.

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Demnach spielte Abramovich eine Schlüsselrolle bei der Finanzierung der Vitesse-Übernahme von 2010, die vom ehemaligen georgischen Nationalspieler Merab Jordania geleitet wurde. Die Erkenntnisse, die aus durchgesickerten Daten von Geheimdokumenten stammen, die als Oligarchen-Dateien bekannt sind, scheinen zu zeigen, dass die geheime Unterstützung durch mehrere in Offshore-Steuerparadiesen registrierte Unternehmen floss.

Der Guardian stellt fest, dass Vitesse wegen seiner angeblichen Beziehungen zu Abramovich bereits im Visier des niederländischen Fußballverbands stand. Jordania war Berichten zufolge ein Freund des Oligarchen und wurde von seinem Partner, dem russischen Geschäftsmann Alexander Chigirinsky, abgelöst. Vitesse wurde auch ein 'Partnerverein' des FC Chelsea und nahm ab 2010 viele seiner Leihspieler auf, darunter Nemanja Matic und Mason Mount.

Die von Abramovich genutzten Offshore-Oasen waren jedoch laut Guardian so undurchsichtig, dass sie den niederländischen Behörden zweimal entgangen sind. Jetzt wurde bekannt, dass seine angebliche Finanzierung während seiner Zeit als Chelsea-Besitzer nicht nur die Übernahme von Vitesse im Jahr 2010 abdeckte, sondern auch die Ausgaben, die danach getätigt wurden.

Dem Bericht zufolge belief sich der Gesamtumsatz des niederländischen Vereins 2014/15 auf 14 Millionen Euro, was für einen Klub dieser Größenordnung ein beachtlicher Betrag ist.

Vitesse: "Dem Verein nie bekannt"

"Am Mittwochnachmittag veröffentlichte die britische Zeitung The Guardian einen Artikel, in dem behauptet wurde, dass Vitesse zwischen 2010 und 2016 indirekt von Unternehmen finanziert wurde, die Herrn Abramovich, dem damaligen Eigentümer von Chelsea, gehören", so der Verein in einer Stellungnahme. "Vitesse betont, dass die Informationen, auf denen der Artikel basiert, dem Verein nie bekannt waren. Der Verein hat immer voll und ganz mit den vom KNVB eingeleiteten Ermittlungen kooperiert, die auch keine Unregelmäßigkeiten aufgedeckt haben."

"Vitesse erhielt in dem besagten Zeitraum Prämienzahlungen von der über dem Verein stehenden Holdinggesellschaft, was auch aus allen veröffentlichten Jahresberichten hervorgeht. Diese Holdinggesellschaft wurde, wie The Guardian schreibt, von Marindale Trading Limited finanziert. Herr Chigirinskiy ist der (einzige) wirtschaftliche Eigentümer der Marindale Trading Limited, was aus den offiziellen Dokumenten, die Teil der Ermittlungen waren, hervorgeht. Vitesse hatte keine Kenntnis von der Finanzierung dieser Gesellschaft. Auch Vitesse selbst hatte keine Darlehensverträge."

"Der KNVB und andere Experten haben die Situation bei Vitesse mehrfach umfassend und gründlich untersucht, zunächst die Struktur der Übernahme (2010), dann die Richtigkeit und Vollständigkeit der von Vitesse vorgelegten rechtlichen Strukturen und der Finanzierungsstruktur (2015)", so Vitesse weiter. "Zu jedem Zeitpunkt gewährte Vitesse den Ermittlern vollen Zugang zu allen relevanten Dokumenten in seinem Besitz. Beide Untersuchungen ergaben keine Fakten, die gegen die KNVB- und UEFA-Regeln verstoßen."

"Damals kam man zu dem Schluss, dass Vitesse die Parteien immer korrekt und vollständig über die Eigentumsverhältnisse und die rechtliche Struktur des Vereins informiert hatte, dass die rechtliche Struktur von Vitesse den KNVB-Vorschriften entsprach und dass keine dritte Partei die Kontrolle über den Verein hatte. Dies wurde dem Guardian auch von einem Chelsea-Vertreter bestätigt."

Die Konsequenzen sind noch nicht bekannt, obwohl die UEFA-Regularien vorschreiben, dass europäische Klubs unabhängig sein und geführt werden müssen, "um die Integrität der Wettbewerbe zu gewährleisten", was bedeutet, dass jede Finanzierung durch Abramovich, während er Eigentümer von Chelsea ist, bestraft werden könnte.

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