FIFA 23 Test: Lohnt sich der Kauf der neuen Fußballsimulation? Ein Erfahrungsbericht

Von Daniel Nutz
Mbappé als Cover-Athlet ist - zumindest vorerst - Geschichte.
© ea sports

Alle Jahre wieder stellen sich FIFA-Zocker die gleiche Frage: Lohnt sich ein Kauf des neuen Spiels? Hier kommt eine Einschätzung zu FIFA 23 von SPOX und GOAL.

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Viele Fußball- und Konsolenfreunde streichen ihn sich dick im Kalender an, den Erscheinungstag von FIFA. Am 30. September erscheint FIFA 23 auf dem Markt, es wird der letzte Teil der beliebten Spielereihe unter dem allseits bekannten Namen, denn Hersteller EA SPORTS wird die nächsten Ausgaben ab dem kommenden Jahr unter dem Titel EA SPORTS FC veröffentlichen.

Wie schon bei den Vorgängern gab es auch in diesem Jahr im Vorfeld keine Demoversion. Auch die zehnstündige Probeversion durch EA Play, mit welcher man in den Vorjahren das Game vor dem Release zumindest antesten konnte, fiel beim neuen Teil weg. Jeder musste sich also mindestens bis zum 27. September, dem Release-Tag der Ultimate Edition gedulden, um ins neue FIFA eintauchen zu können. Für alle, die noch unsicher bezüglich eines Kaufs sind, soll im folgenden Artikel beantwortet werden, inwiefern sich ein Kauf der neuen Ausgabe überhaupt lohnt.

Wie üblich wird ein Kauf mit zahlreichen angepriesenen Neuerungen schmackhaft gemacht, doch wie groß sind die Veränderungen im Vergleich zu FIFA 22 wirklich? GOAL hat die PS5-Version von FIFA 23 vorab für Euch getestet.

FIFA 23 im Test: Allgemeine Informationen zu Grafik und Spielmodi

Startet man bei FIFA 23 in sein erstes Spiel, beeindrucken die Grafik - dabei vor allem die detaillierten Gesichter der Topstars - und die geschaffene Atmosphäre durchaus. Besonders stolz war der Hersteller im Vorfeld auf die Überarbeitung des Spielfelds an sich, und tatsächlich kann sich das neue Grün durchaus sehen lassen. Detaillierter Rasen, der im Laufe einer Partie immer stärker abgenutzt wird, ist optisch sicherlich ein nettes Element. Auch die Zuschauer auf den Rängen sollen sich noch einmal realistischer anfühlen, einen Unterschied zum Vorgänger bemerkt man beim Spielen selbst jedoch nicht wirklich.

Ganz nett sind neue Wiederholungen bei Torerfolgen, bei denen nicht nur die Entfernung zum Tor, sondern auch Werte wie Exptected Goals (xG) zum Zeitpunkt des Schusses angezeigt werden.

Im Hauptmenü angekommen stehen Euch wieder die bekannten Spielmodi zur Auswahl: Schnellspiel-Modi, Pro Clubs x Volta Football, Ultimate Team, Karriere und Saisons. Neu ist das Trainingszentrum, hier können Anfänger die Grundlagen der Steuerungen lernen und verfeinern. Zudem kann der Modus auch von erprobten Spielern genutzt werden, um beispielsweise Standardsituationen zu üben.

Mbappé als Cover-Athlet ist - zumindest vorerst - Geschichte.
© ea sports
Mbappé als Cover-Athlet ist - zumindest vorerst - Geschichte.

FIFA 23 im Test: So ändert sich das Gameplay

HyperMotion2 macht Bewegungsabläufe noch flüssiger

Der interessanteste Aspekt vor einem Kauf dürfte sicherlich die Frage sein, wie sehr sich das Gameplay von FIFA 23 im Vergleich mit dem Vorgänger unterscheidet. HyperMotion war das neue Feature in FIFA 22, damals wurden 22 Fußballer bei einem realen Spiel gefilmt und durch Spezialanzüge alle Bewegungen des Körpers aufgezeichnet. Folge war eine große Anzahl an neuen und sehenswerten Animationen, doch es war noch Luft nach oben.

Das sah der Hersteller offenbar genauso und hat in diesem Gebiet ordentlich aufgestockt.

Nach den ersten Eindrücken sehen die Bewegungen in der Tat noch eine Stufe geschmeidiger und vor allem realistischer aus. Das Verhalten der einzelnen Spieler an sich entspricht einfach deutlich mehr der Realität: Stürmer verhalten sich cleverer bei Laufwegen und rennen nicht blind ins Abseits, Abwehrspieler agieren noch mehr im Verbund, Dribblings fühlen sich besser an und auch Kollisionen bei Zweikämpfen haben realistischere Ausgänge.

FIFA 23, Gameplay: Power Shots machen richtig Spaß - richtige Balance fehlt noch

Die wohl größte Neuheit beim Gameplay sind die neuen Power Shots, mit denen vor allem Fernschüsse mächtig Spaß machen. Ausgeführt werden diese durch das zeitgleiche Drücken von R1 und L1 sowie der Schusstaste. Was dann folgt, ist eine längere Animation bis zum Schuss selbst. Folglich muss der Spieler auf dem Feld genug Platz haben, um die Powerschüsse auch wirklich erfolgreich ausführen zu können. Wie es der Name schon sagt, haben diese ordentlich Zunder und geben Euch die Möglichkeit, auch außerhalb des Strafraums wieder deutlich erfolgreicher zu sein. Einen "Haken" gibt es jedoch: Power Shots gehen mit einer manuellen Schusssteuerung einher, Hilfen sind hierbei deaktiviert. Zielt man statt auf das linke Eck eher in Richtung Eckfahne, wird der Ball auch bei der Eckfahne ins Aus segeln.

Auszuprobieren, wann Power Shots Sinn machen, oder wann es aufgrund des fehlenden Platz keinen Effekt hat, gehört definitiv zu den spannendsten Aspekten in der frühen Phase von FIFA 23. Der Spaßfaktor ist sehr hoch, allerdings muss erwähnt werden, dass die Erfolgsquote zum aktuellen Zeitpunkt wohl noch etwas zu hoch ist, sobald man den Dreh raus hat. Aber hier kann EA SPORTS mit Updates ja noch an der richtigen Balance schrauben.

FIFA 23, Gameplay: Tempo ist nicht (mehr) alles

Geschwindigkeit ist in FIFA schon immer ein wichtiges Thema, schnelle Spieler waren stets beliebter und in den meisten Teilen auch besser. Natürlich spielt das Tempo auch in FIFA 23 eine große Rolle, doch es ist eben nicht mehr alles.

Verteidiger sind durchaus in der Lage, in einem Sprintduell den Stürmer einzuholen. Noch viel auffälliger ist die geringere Bedeutung von Tempo im Mittelfeld. Nimmt man sich Toni Kroos als Beispiel, kann man durchaus sagen, dass er mit einem Tempowert von 53 in den Vorjahren unspielbar gewesen wäre. Nach den ersten Spielen in FIFA 23 fällt seine Geschwindigkeit aber nur bedingt negativ auf. Das Geschehen wirkt zwischen den Strafräumen grundsätzlich etwas langsamer, zudem ist das Spiel vor allem in der Mitte sehr eng, weshalb die Wege für zentrale Spieler wie Kroos kürzer sind und sein Defizit ausgeglichen werden kann.

Man kann davon ausgehen, dass in Ultimate Team im Laufe des Jahres wieder äußerst starke Spezialkarten veröffentlicht werden und Spieler wie Kroos nach und nach nicht mehr interessant sind. Doch zu Beginn sollten sie für Zocker nicht komplett vom Radar verschwinden.

FIFA 23, Gameplay: Torhüter oft noch unterirdisch

Die Stärke der Power Shots wurde bereits ausführlich beschrieben, doch Torhüter sind auch bei normalen Schüssen teilweise noch zu leicht zu überwinden. Zielt man von der Seite kommend auf die lange Ecke, schlagen die Schüsse regelmäßig im Gehäuse ein. Für den Spaßfaktor in der Offensive ist das ein großer Pluspunkt, umso größer kann der Frust jedoch in der Defensive ausfallen.

Auch Schüsse, die weniger platziert sind, landen nämlich noch zu oft im Netz. Hier muss der Hersteller unbedingt noch an der Balance schrauben. Im Vorjahr war es übrigens andersrum, damals waren die Torhüter zum Start zu stark und wurden mit den ersten Updates etwas abgeschwächt.

FIFA 23, Gameplay: Das fällt sonst noch auf

Und was fällt beim Gameplay im neuen FIFA 23 sonst noch auf? Bei Pässen und vor allem den Ballannahmen kann es deutlich häufiger zu Fehlern und damit zu Ballverlusten kommen. Das Verteidigen ist deutlich weniger computergesteuert und somit deutlich schwieriger als in FIFA 22 und die Standardsituationen wurden komplett überarbeitet und bieten den Spielern deutlich mehr Optionen.

Bei Freistößen und Eckbällen kann der Treffpunkt des Balls nun genau festgelegt werden. Flache Flanken oder Schüsse, Flatterbälle, Lupfer und angeschnittene Bälle sorgen für eine Vielfalt an Optionen und hauchen den Standardsituationen neues Leben ein.

FIFA 23 im Test: Die Änderungen in Ultimate Team, Karrieremodus, Volta und Pro Clubs

FIFA 23 im Test: Das Fazit

Eine große FIFA-Revolution darf man auch beim neuen Teil nicht erwarten, dafür waren die Sprünge in den letzten Jahren einfach schon zu klein. Doch nach den ersten Stunden FIFA 23 kann man durchaus positiv gestimmt sein. Optisch ist das Spiel auf der neuen Konsolengeneration ein echter Hingucker, durch HyperMotion2 sehen die Bewegungen der Spieler noch einmal deutlich flüssiger und realistischer aus.

Spielerisch unterscheidet sich FIFA 23 durchaus von seinem Vorgänger, alleine deshalb macht es zu Beginn großen Spaß, die besten Optionen und Mittel herauszufinden, erfolgreich zu sein. Gutes Verteidigen wird belohnt, Tempo ist nicht mehr der alles entscheidende Wert und beim Kombinationsspiel kommt es durchaus auf das richtige Timing an.

Elias "EliasN97" Nerlich, aktuell Deutschlands größter Streamer und ehemaliger FIFA-Profi, ist von FIFA 23 durchaus angetan. Positiv ist seiner Meinung nach, dass das "Spiel schnell ist", Tricks flüssig und vor allem im richtigen Tempo ausgeführt werden, Schüsse aus aussichtsreichen Positionen "fast immer drin sind", was vor allem für gute Spieler, die sich regelmäßig Chancen herausspielen können, von Vorteil ist und es nicht so einfach ist, gut zu verteidigen, wie er auf Twitter schrieb.

Abschließend kann man sagen, dass FIFA 23 auf den ersten Blick durchaus großes Potenzial hat, an kleineren Stellschrauben muss wie oben beschrieben noch gedreht werden. Doch entscheidend ist, wie sich das Spiel mit den ersten Patches entwickelt. Updates waren in den letzten Jahren nämlich nur bedingt ein Schritt in die richtige Richtung und sorgten mehr und mehr für Frust bei den Spielern, statt das Spiel zu verbessern.

Nichtsdestotrotz ist der Spaßfaktor beim aktuellen Stand von FIFA 23 hoch, und es bleibt zu hoffen, dass die Updates daran nichts ändern werden. Für Gelegenheitsspieler wird der Unterschied zu FIFA 22 nicht sehr groß sein, doch für FIFA-Nerds, die jedes Jahr viele Stunden in der Fußballsimulation verbringen, gibt es vor allem beim Gameplay neue Ansätze, welche einen Kauf des allerletzten FIFA-Teil von EA SPORTS durchaus rechtfertigen würden.

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