Sohn einer kroatischen Legende und RB Salzburgs nächster Haaland? Roko Simic und sein Weg nach oben

Von Gabriel Wonn
Roko Simic, RB Salzburg
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Haaland, Daka, Adeyemi - und bald auch Roko Simic? RB Salzburg produziert das nächste Top-Talent - und Spitzenklubs zeigen wohl bereits Interesse.

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Fußballfans lieben den Vergleich. Am banalsten äußert sich dies natürlich dann, wenn ein Spieler in einem Verein einen anderen ersetzt, denn dann sind Spielweise und Statistiken direkt miteinander vergleichbar. Wenn beispielsweise ein vorheriger Top-Torjäger ersetzt werden soll, hat der Nachfolger gleich richtig Druck.

So weit, so normal. Doch Fußballfans ziehen auch gerne deutlich größere Vergleiche. Mitte der 2000er wurde sich beispielsweise gefragt: Ist Messi der neue Maradona? Die heutige Version: Ist dieses oder jenes besonders dribbelstarke Talent der neue Messi? Oder wird der mittlerweile dritte Spross der Maldini-Familie genauso stark wie sein Großvater bzw. sein Vater?

Wer dem Druck eines solchen Vergleichs ausgesetzt ist, muss damit rechnen, dass ständig alle Augen auf jede einzelne eigene Ballberührung gerichtet sind. Solch eine Erwartungshaltung ist schwer zu toppen. Es sei denn, es lasten gleich mehrere solcher Vergleiche gleichzeitig auf einem Spieler. Und damit wären wir bei Roko Simic.

RB Salzburg: Roko Simic nicht nur auf den Spuren Haalands

Simic ist die Sturmhoffnung der Zukunft bei RB Salzburg - quasi zwangsläufig ergeben sich hieraus die branchenüblichen Fragen: Ist er der neue Haaland? Der neue Daka? Der neue Adeyemi? Salzburg produziert seit Jahren herausragende Sturmtalente und Simic soll das nächste sein.

Erschwerend kommt hinzu, dass sein Name in seinem Heimatland Kroatien kein unbekannter ist: Roko ist der Sohn von Dario Simic, seines Zeichens ehemalige kroatische Abwehrlegende. Zweifacher Champions-League-Sieger, der erste Spieler mit über 100 Länderspielen für Kroatien, die Vereine im Portfolio lauten unter anderem AC Mailand, Inter Mailand und AS Monaco.

Dario Simic im Dress des AC Mailand.
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Dario Simic im Dress des AC Mailand.

Für viele wäre an diesem Punkt klar: Roko kann vielleicht eine ordentliche Profi-Karriere machen, aber die Vergleiche sind für ihn einfach zu hoch angesetzt. Und wer sich mit den Anfängen seiner Fußballerkarriere beschäftigt, fühlt sich in der These zunächst bestätigt, dass der junge Kroate solche Erwartungen niemals erfüllen kann. Denn im Alter von zehn Jahren wird der in Mailand geborene Simic von seinem Klub Dinamo Zagreb freigegeben. Der Grund: nicht gut genug.

Simic arbeitet sich über einen Umweg zu RB Salzburg hoch

Simic geht daraufhin einen Umweg. Bei Kustosija im Herzen von Zagreb macht er weiter, bis ihn zumindest Lokomotive verpflichtet. Als 16-Jähriger debütiert er für die Profis - ausgerechnet gegen Dinamo. Sein Klub verliert das Derby mit 0:6, doch Simic geht unbeirrt weiter seinen Weg. Am Ende der Saison 2020/21 ist er die erste Wahl im Sturm von Lokomotive, in 26 Partien glücken dem Minderjährigen vier Tore.

RB Salzburg wird auf das Talent aufmerksam. Vier Millionen Euro lassen sich die Österreicher seine Verpflichtung kosten. Man ist überzeugt von Simics Fähigkeiten, wie Sportdirektor Christoph Freund nach dem Transfer verkündet: "Roko hat großes Potenzial, eine außergewöhnliche Mentalität und er hat bereits in der kroatischen Liga gezeigt, was er kann."

Simic beginnt für Liefering zu spielen, sozusagen Salzburgs zweiter Mannschaft. Mit seinem ersten Ballkontakt trifft der Angreifer sofort, um dann eine Schwächephase durchzumachen. Mitte September explodieren seine Leistungen plötzlich: Simic erzielt sieben Tore in fünf Spielen, darunter ein Doppelpack in der UEFA Youth League.

Der 18-Jährige hat diese Saison 16 Tore in 16 Spielen für Salzburg und die kroatische U-21-Natioalmannschaft erzielt.
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Der 18-Jährige hat diese Saison 16 Tore in 16 Spielen für Salzburg und die kroatische U-21-Natioalmannschaft erzielt.

Salzburg: Simic wohl auf dem Zettel von Real Madrid, Arsenal, Tottenham und West Ham

Wenige Monate nach seiner Verpflichtung bietet ihm RB einen verbesserten Vertrag an, bis dato kommt der mittlerweile 18-Jährige auf drei Einsätze für die erste Mannschaft. Der Verein weiß dabei genau, dass er im heutigen Talente-Business keine Zeit verlieren darf. Real Madrid, Arsenal, Tottenham und West Ham sollen Simic bereits auf dem berühmten Zettel haben.

Doch was ist nun mit den großen Vergleichen? Natürlich gilt der Kroate für viele bereits als "Mini-Haaland", obgleich seine Qualitäten eher denen von Florenz-Stürmer Dusan Vlahovic ähneln. Simic bringt für seine Größe von 1,90m eine ordentliche Geschwindigkeit mit und gilt mit beiden Füßen als äußerst abschlussstark und eiskalt vor dem Tor.

Und der Vergleich mit seinem Vater? Allein positionsgebunden geht es hier natürlich mehr um den Namen als darum, dass konkret verglichen werden könnte, wie auch der ehemalige kroatische Stürmer Nikica Jelavic weiß: "Wegen seinem berühmten Vater weiß jeder, wer er ist, aber diese Bürde wird er bald abgeschüttelt haben. Denn er ist gut genug, um seine eigene Geschichte zu schreiben. Ich bin davon überzeugt, dass Roko eine großartige Karriere haben und ein Weltklasse-Stürmer werden wird. Ich habe seit langer Zeit kein so großes Talent mehr gesehen."

Dario Simic: Roko "hat Mandzukics Stärke in ihm"

Bleibt nur noch die Einschätzung des berühmten Vaters selbst. Dario Simic bringt ironischerweise einen weiteren Vergleich ins Spiel: "Roko ist ein echter Stürmer, er hat [Mario] Mandzukics Stärke in ihm."

Als würde dies nicht allein schon erneut Druck aufbauen, verlangt die kroatische Legende allerdings noch mehr vom begabten Sohn: "Ich bin ein Perfektionist und ich weiß, wo er sich verbessern muss. Ich fände es gut, wenn er seine Mentalität verbessert und seinen Antritt um zehn Prozent steigert, ansonsten ist er ja schon sehr schnell."

Roko Simic ist also weiterhin einer Erwartungshaltung ausgesetzt, aber damit kennt er sich ja bereits bestens aus. Und eines wird dem 18-Jährigen zweifellos klar sein: Wer offenbar schon auf dem Zettel von Premier-League-Klubs und dem großen Real Madrid steht, der muss Druck und großen Vergleichen ohnehin standhalten können.

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