Lothar Matthäus verrät Beinahe-Transfer: "Real Madrid wollte mich, ich wollte auch"

Von SPOX
Lothar Matthäus spielte insgesamt vier Jahre für Inter Mailand.
© getty

Lothar Matthäus wäre auf dem Höhepunkt seiner Karriere um ein Haar zu Real Madrid gewechselt. Das verriet er dem kicker anlässlich seines 60. Geburtstags. Außerdem sprach der Rekordnationalspieler über Angebote vom 1. FC Köln und Juventus Turin - und sein bitterstes verlorenes Finale.

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"Real Madrid wollte mich 1991, ich wollte auch. Ich hatte bei Inter Mailand sehr viel erreicht, habe mich mit Real-Präsident Mendoza in Genf getroffen. Nach knapp zwei Stunden war alles klar: Laufzeit, Gehalt, sie wollten 18 Millionen Mark Ablöse zahlen, damals eine Wahnsinnssumme", erzählte Matthäus, der im gleichen Jahr von der FIFA zum Weltfußballer gekürt wurde.

Letztendlich sei der Transfer nicht zustande gekommen, weil es zwischen den beiden Klubs "ein Gerangel um Stürmer Ivan Zamorano aus Chile" gab. "Deshalb war Inter leider nicht gesprächsbereit", so der Weltmeister von 1990.

Ein Jahr später kehrte Matthäus zum FC Bayern München zurück, von wo aus er 1988 nach Mailand gewechselt war. Dort blieb er bis 2000, eher er nach New York in die MLS wechselte und dort seine Karriere ausklingen ließ. Die Zeit bei Inter habe ihn jedoch am meisten geprägt: "Es ging um den Reiz, in der damals ohne Zweifel besten Liga der Welt zu spielen. Italien war Fußball pur, die Stadien voll. Im Olympiastadion in München haben wir im November vor 12.000 Zuschauern gespielt, in San Siro jedes Mal vor 70.000", erinnerte er sich.

Angebote habe er jedes Jahr gehabt, verriet er außerdem: "Ich hätte mit 20, 21 zu Juventus Turin wechseln und das 20-fache verdienen können. Geld war bei keinem Wechsel entscheidend, sonst hätte ich 1984 nicht nach München gehen dürfen. Aus Deutschland hatte ich drei Angebote - das höchste von der Borussia, gefolgt von den Bayern und dem 1. FC Köln. Köln wollte nachlegen, da hatte ich die Entscheidung aber getroffen. Für Italien war ich noch nicht reif, in Gladbach haben mich die Fans fast fünf Jahre geliebt - bis zum verschossenen Elfmeter im Pokalfinale."

Matthäus: Pokalfinale 1984 half im WM-Finale 1990

Jenes Pokalfinale 1984 verloren die Fohlen gegen Matthäus' späteren Klub Bayern im Elfmeterschießen, der damals 23-Jährige schoss seinen Elfmeter über das Tor. "Hätte ich nicht geschossen, würden mich die Gladbacher Fans noch heute lieben, hätte es nie die Judas-Rufe gegeben", blickte er zurück.

Auch deshalb schmerze die Niederlage noch mehr als das verlorene Champions-League-Finale mit den Bayern 1999 gegen Manchester United: "Es mag verwunderlich klingen, ich würde aufgrund meiner Beziehung zu Mönchengladbach von Kindesbeinen an das Pokalfinale [noch einmal spielen]. Mit dem Titel wäre mein Verhältnis zu Gladbach nie gebrochen worden."

Er habe daraus allerdings eine wichtige Lektion gelernt - und Andreas Brehme den Elfmeter im WM-Finale 1990 gegen Argentinien überlassen: "Ich wollte den Erfolg für ganz Deutschland nicht gefährden und mir nicht wie 1984 den Vorwurf machen müssen, mit einem unguten Gefühl zum Punkt zu gehen. Hätte ich verschossen, würde ich mir das bis heute nicht verzeihen. Nicht zu schießen war die klügste Entscheidung meiner Karriere."

Matthäus über Streit mit Hoeneß: "Können darüber lachen"

Matthäus gab zudem dem Mitgliedermagazin des FC Bayern ein Interview, in dem er über den Streit mit Uli Hoeneß erzählte. "Am meisten getroffen hat mich das Zitat von Uli nach meiner Karriere, dass ich beim FC Bayern nicht einmal Greenkeeper werden würde", so Matthäus. "Wir haben uns zu meiner aktiven Zeit öfter mal angeschrien, aber wir sind beide Menschen mit großem Herz, von daher kam es auch immer wieder schnell zur Versöhnung, weil wir ja wussten, dass wir eigentlich das gleiche Ziel haben. Über die Greenkeeper-Aussage können wir nun auch längst beide lachen. Uli hat mir erst jetzt wieder gesagt, dass ihm dieser Ausspruch schon am nächsten Tag leidgetan hat."

Er verriet außerdem, dass ihm die Triple-Saison des FC Bayern imponiert habe: "Die 70er-Mannschaft habe ich im Fernsehen angeschaut, zu meiner Zeit hatten wir tolle Spieler, der FC Bayern war immer erfolgreich - aber in meinen Augen hat der FC Bayern noch nie so attraktiv gespielt wie in der vergangenen Saison. Der FC Barcelona hat mir früher mit dem Tiki-Taka-Stil gefallen, aber die heutige Geschwindigkeit des FC Bayern imponiert mir noch ein bisschen mehr. So wie sich der FC Bayern seit einiger Zeit präsentiert, ist das für den deutschen Fußball grandios."

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