Brüllende Löwen, kläffende Köter

SID
Luca Toni, 36-jähriger Extremdynamiker, schenkte Hellas Verona ein Traum-Comeback
© getty

Luca Toni ist der Mann des Spieltags in Italien, Mario Balotelli fällt dagegen nur negativ auf. In England beleidigt Jose Mourinho die Konkurrenz aus Manchester und Arsene Wenger die eigenen Fans. In Spanien gibt's eine erstklassige Wutrede und den ersten Clash zwischen Barca und Real. Dies und mehr von unseren Korrespondenten in Europa.

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Serie A

Von Oliver Birkner

Spiel des Spieltags: Er konnte es offenbar selbst nicht glauben und vergaß beim zweiten Tor sogar am Ohr zu drehen: Luca Toni führte sich beim Ligadebüt für Aufsteiger Hellas Verona gleich mal mit zwei Treffern gegen Milan ein (2:1). Die häufig kopflose AC-Innenverteidigung machte es Toni allerdings auch leicht und ließ den Hünen ungestört ans Werk hüpfen, obwohl man die 192 Zentimeter nur schwerlich übersehen kann.

Trotzdem war es beeindruckend zu verfolgen, mit welcher Leidenschaft Toni im Angriff um jeden Ball fightete. "Ich bin zwar 36, habe aber immer noch Riesenbock auf Training und Kicken - die Rente muss warten", sagte Toni und scherzte dann: "Zum Glück waren es nur zwei Tore, denn beim dritten hätte ich nicht mehr gewusst, wem ich es widmen sollte." Die ersten beiden gingen an Frau und die kürzlich geborene Tochter - ein paar mehr Leute kennt der Stürmer sicher noch. Milan-Coach Max Allegri knurrte, einige vom AC dürften gerne von Toni lernen, der "wie ein Löwe kämpfte".

Womöglich auch Mario Balotelli, dem zwar der Assist zur Führung gelang, danach wie so oft meist durch Lamentieren auffiel (lediglich ein Mal zurecht wegen eines möglichen Elfmeters). "Es geht nicht an, dass sich Mario in jeder Partie unnötig Gelb wegen Meckerns abholt", rügte der neue Kapitän Riccardo Montolivo. Bereits im Vorfeld hatte Veronas Bürgermeister für Diskussionen gesorgt, als er die "aufreizend, provokante Art" von Balotelli kritisierte.

Dementsprechend befürchtete man fiese rassistische Sprechchöre der Heimtifosi, von denen sich einige auf diesem Feld in der Vergangenheit einen bösen Ruf erarbeitet hatten. Eine unbegründete Sorge. Die Verona-Kurve feierte den schwachen Balotelli mit ironischen "Mario, Mario"-Rufen - die entschieden elegantere Variante. Es läuft bisher grenzwertig für Super Mario: Erst kürzlich verweigerte er zwei AC-Fans ein Autogramm, worauf die beiden seinen Ferrari inflationär mit Klopapier einwickelten. Abputzen und einfach immer weiter.

Telefonat des Spieltags: Das Duell zwischen Livorno und der Roma war eigentlich nett anzusehen, doch AS-Trainer Rudi Garcia hatte scheinbar Dringenderes zu erledigen. In der zweiten Hälfte zückte er sein schmuckes Smartphone und begann seelenruhig am Handy zu plaudern. Warum soll ein Coach nicht das machen, was ja auch jeder Dritte auf den Rängen während des Spiels macht?

Die Kommentatoren registrierten die Aktion des Franzosen jedoch mit einem gehörigen Schuss Perplexität und ein Roma-Tifoso schrieb dem Sender "Sky" prompt: "Ihr könnt Garcia mal stecken, dass ich nicht rangehe, wenn die Giallorossi kicken!" Die ungewöhnliche Maßnahme klärte sich recht schnell auf: Garcia rief seinen Taktik-Fuchs Frederic Bompard oben auf der Tribüne an, um beim Stand von 0:0 Systemänderungen abzusprechen.

Prompt brachte er Gervinho, zog Totti leicht zurück und die Roma siegte 2:0. Handys sind bisweilen also doch zu was zu gebrauchen. Eine Geldstrafe muss Garcia trotzdem zahlen, denn Trainern ist der Einsatz von elektronischen Mitteln auf der Bank untersagt. Warum eigentlich?

Und sonst? Das erste Mal vergisst man nie. Mit diesem Plakat machten sich die Tifosi von Sassuolo auf nach Turin, wo man zwar 0:2 verlor, doch immerhin Zeuge des allerersten Serie-A-Spiels der Vereinsgeschichte wurde. Nie residierte ein kleineres Städtchen als Sassuolo (Provinz Modena) mit 41.000 Einwohnern im italienischen Oberhaus der Nachkriegsgeschichte.

Die absolute Serie-A-Spitzenposition belegt weiterhin Casale Monferrato im Piemont mit 36.000 Seelen - das war allerdings in den 1930ern. Der Präsident ist übrigens lodernder Milan-Anhänger und besitzt im Büro ein Schild: Inter 0 - Sassuolo 1. Lange Jahre Utopie, vielleicht bald Wirklichkeit. Willkommen Sassuolo!

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