Skandalnudel di Canio übernimmt den FC Sunderland, während Gareth Bale auf der Insel schon besser als Messi gilt. Milan-Coach Allegri interessiert sich für die Einrichtung im San Siro und was wird eigentlich aus Iker Casillas? Dies und mehr von unseren Korrespondenten in Europa.
Serie A
Von Oliver Birkner
Spiel des Spieltags: "Und jetzt hat Napoli die drei Punkte sicher - vielleicht", sinnierte der TV-Kommentator, als Edinson Cavani traf. Ganz, ganz vielleicht aber nur, denn es war lediglich das 5:3 bei Torino in der 90. Minute. Schließlich standen ja noch 60 Sekunden Nachspielzeit an, in einer Wahnsinns-Partie mit zuvor vier Toren in der Schlussviertelstunde.
Cavani brachte nach seiner Einwechslung (65.) mal richtig Pfeffer ins Stadio Olimpico. Der Uruguayer hatte nach einem Länderspiel in Chile wegen eines verpassten Anschluss-Fluges fast zwei Tage für die Rückkehr benötigt und musste sich in Turin zu allem Überfluss fürs Erste erneut hinpflanzen. Dann ließ er die mittlerweile sicher tauben Gliedmaßen aber 25 Minuten lang endlich toben. Der Matador verursachte prompt einen Handelfmeter zum 2:2, schnibbelte einen Freistoß herrlich zum 4:3 ins Netz und sorgte per Kopf für den Endstand.
Napoli-Präsident Aurelio De Laurentiis freute sich kurz und holte dann zum Rundumschlag aus: "Im Ohnsorg-Theater Verband und Liga besitzt niemand auch nur ein Fünkchen Hirn, die gehören alle zum Teufel gejagt. Warum musste die Serie A nach den Länderspielen schon am Samstag spielen? Man hätte komplett auf Dienstag ausweichen können."
Am besten zeitgleich zum Viertelfinale der Champions League, Juventus hätte parallel zur Aufgabe in der Allianz Arena sicher noch eine zweite ordentliche Truppe zusammengetrommelt.
Mann des Spieltags: Das Tor des Tages gelang Parmas Amauri: Gegen Pescara stoppte er den Ball mit der Brust und traf per Fallrückzieher aus 14 Metern. Der Name Amauri stellt in dessen Heimat übrigens das Pendant zum Küken "Calimero". Eventuell könnte man den Einstiegssong der Zeichentrick-Serie nach dem Kunststück mal für ihn umschreiben. Das Ding war ja schon damals ein verteufelter Ohrwurm. "Cali-mero mit Sombrero..."
Und sonst? Um noch einmal auf Torino gegen Napoli zurückzukommen: Dort schien die Luft am Samstagabend bei den Protagonisten tatsächlich mysteriösen Schwindel zu provozieren. Neapels Blerim Dzemaili trug seinen Namen drei Mal auf die Anzeigetafel - der Schweizer hatte seit 2008 in der Serie A vorher ganze fünf Tore erzielt und bekannte nach Schlusspfiff: "Ich weiß auch nicht genau, wie ich das angestellt habe." Für Torino netzte Stürmer Barreto - nun ja, der Brasilianer wird zwar statistisch als Angreifer geführt, stolperte allerdings bis zum 30. März über zwei Jahre ohne Torerfolg umher.
Womöglich muss der AC Milan im Sommer allerhand Material im San Siro ersetzen. Coach Max Allegri bekannte nämlich: "Mir ist in meinen jetzt fast drei Jahren hier vieles unheimlich ans Herz gewachsen. Wenn ich gehen muss, packe ich das alles ein und nehme es mit - auch die Bank." Zur Sicherheit sollte der AC künftig auf verdächtige Umzugswagen im Stadionbereich achten und zumindest die Schrauben an der Bank mal ordentlich nachziehen.
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Primera Division: Super-Depor reloaded!
Premier League
Von Raphael Honigstein
Spiel des Spieltags: Manchester Uniteds 1:0-Sieg gegen Sunderland war reinste Routine, aber hinterher wurde es dann doch spektakulär: Martin O'Neill, der 61-Jährige Trainer der abstiegsgefährdeten Black Cats wurde zum ersten Mal in seiner langen Karriere als Übungsleiter vor die Tür gesetzt.
Die "BBC" wollte dazu Ex-Sunderland-Spieler Michael Gray befragen, rief aber versehentlich bei einem anderen Michael Gray an. Der Student aus Glasgow war verwundert, schlug sich aber mit wachsweichen Antworten ("Chance für den Klub, zusammenzurücken") so tapfer, dass der Radiomoderator nichts merkte. Noch größer wurde die Farce dann am Sonntagabend, als Sunderland Paolo di Canio als neuen Trainer vorstellte.
"Paolo ist leidenschaftlich und voll fokussiert bei der Sache, er kann nicht warten, anzufangen", sagte Sunderland-Eigentümer Ellis Short. Eine interessante Wahl. Der 44-Jährige Ex-Spieler war zuletzt als nächtlicher Einbrecher beim Drittligisten Swindon Town in Erscheinung getreten - er wollte nach seinem Rücktritt noch ein paar Fotos mitnehmen - und hat sich in der Vergangenheit als Faschismus-Sympathisant zu erkennen gegeben.
"Er trainierte mit Handgranate", sagte Swindons ehemaliger Geschäftsführer Nick Watkins. Das war nicht wörtlich gemeint. Muss man zumindest hoffen.
Mann des Spieltags: Es wird langsam langweilig, aber Gareth Bale spielte beim 2:1-Sieg der Spurs in Swansea schon wieder so gut, dass man sich die Wahl zum Fußballer des Jahres auf der Insel in diesem Jahr sparen kann. Der 23-Jährige zimmerte ein sensationelles Ding in den Giebel und bereitet auch das 1:0 von Jan Vertonghen vor. "Er ist offensiv wie defensiv Weltklasse", sagte Andre Villas-Boas, der sich lange vergeblich gegen solche Aussagen gewehrt hatte. Am glücklichsten war jedoch die "Daily Mail". Das konservative Blatt durfte endlich "Gareth Bale ist besser als Messi" schreiben: Bale traf zum achten Mal in dieser Saison außerhalb des Strafraums, das hat sonst in Europa niemand geschafft.
Und sonst? "Rafa rein!"-Plakate hielten die Fans von Southampton hoch, und zusätzlich zum Spott hatte Rafael Benitez auch noch den Schaden: seine vor dem FA-Cup-Spiel gegen Manchester United durchrotierte Truppe verlor 1:2 beim Abstiegskandidaten von der Küste. Das wird wohl nichts mehr mit dem Spanier in West-London.
Vor dem Match hatte er (vergeblich) einen 15-Jährigen Blogger aus Tschechien für seine PR-Probleme verantwortlich gemacht. Der Teenager hatte nach Rafas Amtsantritt ein falsches Zitat getweetet ("ich würde aus Respekt vor Liverpool nie zu Chelsea gehen"), das von vielen Fans der Blauen aufgegriffen wurde. Das mag ein Lehrstück über die Verbreitung von Unwahrheiten im Zeitalter des Internets sein, Benitez hilft das aber auch nicht recht weiter: nach den miesen Ergebnissen gibt es nun auch genügend objektive Gründe, ihn nicht gut zu finden.
Noch schlimmer war allerdings der Samstagnachmittag für Youssouf Mulumbu. Der West-Brom-Spieler schoss den Ball kurz vor Abpfiff der 1:3-Niederlage in West Ham seinem Gegenspieler Gary O'Neil aus kurzer Distanz in den Rücken. "Es tut mir leid, ich erkenne mich nicht wieder", tweetete der 26-Jährige nach dem dämlichstem Platzverweis in dieser Saison.
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Primera Division: Super-Depor reloaded!
Primera Division
Von Paula Villamarin Temperan
Spiel des Spieltags: Ja wollen die denn doch in der Liga bleiben? Deportivo La Coruna ist so etwas wie die Mannschaft der Stunde in der Primera Division - und das als Tabellenletzter. Gegen Mallorca gelang den Galiciern der zweite Sieg in Folge. Der Rückstand auf den rettenden 17. Rang beträgt nur noch vier Punkte.
Zuvor hatte Depor in elf Spielen nur zwei Punkte geholt. Dass Depor in die Liga gehört, zeigte der ehemalige Stammgast der Champions League aber nicht erst in den letzten beiden Spielen. Das 4:5 gegen Barca aus der Hinrunde bleibt unvergessen. Hinzu kam ein 3:3 in Valencia und ein Sieg gegen CL-Viertelfinalist Malaga.
"Wir sind noch nicht tot. Im Gegenteil: wir genießen sogar unser Leben", sagte Trainer Fernando Vazquez nach dem 3:2 auf Mallorca. Dass Depor die Insulaner gleich noch tief reinzog in den Abstiegsstrudel, war die zweite gute Nachricht des Wochenendes. Super-Depor reloaded!
Mann des Spieltags: Da kann es nur einen geben: Eric Abidal. Zwar kam der Franzose beim 2:2 des FC Barcelona bei Celta Vigo nicht zum Einsatz, stand aber nach langer Zeit mal wieder im Kader der Azulgrana, fast ein Jahr nach seiner Leber-Transplantation. "Ich bin einfach nur dankbar, dass ich wieder dabei sein kann", sagte Abidal. Vor dem Abflug nach Vigo interessierten sich die Barca-Fans nicht für Lionel Messi - Abidal war der umringte Star. Sein letztes Pflichtspiel absolvierte Abidal im Februar 2012, in Kürze soll das Comeback auf dem Platz folgen. Trainer Tito Vilanova reiste nicht mit nach Vigo, soll aber am Dienstag in der Champions League bei Paris Saint-Germain wieder auf der Bank sitzen. "Titos Rückkehr bedeutet eine Menge für uns alle. Der Chef ist zurück", sagte Interimstrainer Jordi Roura. Es gibt im Fußball halt doch Wichtigeres als die rollende Kugel.
Und sonst? Was passiert eigentlich mit San Iker? Letzte Woche spielte Iker Casillas die gute Fee. Auf Initiative seines guten Kumpels Xavi reiste der Kapitän der spanischen Nationalmannschaft nach Paris, um seinen Kollegen aus der Seleccion beim wichtigen WM-Quali-Spiel gegen Frankreich nahe zu sein. Casillas fieberte 90 Minuten mit, und flippte bei Pedros Siegtor regelrecht aus. "Iker zeigte deutlich mehr Emotionen auf der Tribüne als im Tor von Real", ätzte "Marca". Dass der langjährige Kapitän im Verein eine schwierige Zeit durchmacht, ist bekannt. Erst wurde er von Jose Mourinho aus dem Tor genommen, ein paar Wochen später brach er sich die Hand, worauf Real mit der Verpflichtung von Diego Lopez reagierte. Jetzt ist Casillas wieder fit, hat aber weiterhin keinen Platz in Mous Team. "Er wird gegen Galatasaray nicht im Kader stehen", sagte Mourinho. "AS" vermutet, dass dahinter mal wieder Kalkül steckt. "Mourinho hält Iker hin. Und er lobt Diego Lopez bei jeder Gelegenheit. Das kann doch kein Zufall sein." Casillas kämpft also an zwei Fronten: gegen die geringe Nächstenliebe seines Trainers und sportlich gegen Lopez, der konstant gute Leistungen zeigt. "Es gab keinen Grund, Casillas aus dem Tor zu nehmen, aber es gibt jetzt auch keinen Grund, Lopez aus dem Tor zu nehmen", sagte Ex-Real-Keeper Bodo Illgner. Da hilft derzeit wohl nur eine Verletzung oder dicke Patzer von Lopez. Aber wer wünscht sich das schon? Gentleman Casillas sicher nicht...
Serie A: Jagt alle zum Teufel!
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