Antonio Cassano von Samp-Fans genervt

Von SPOX
Antonio Cassano gewann mit Sampdoria Genua nur eins der letzten fünf Serie-A-Spiele
© Getty

Diesmal in den Blitzlichtern aus Europa: Wie Jose Mourinho einen Zauberer besiegte, was Antonio Cassano den Sampdoria-Fans zum Frühstück auftischt, warum Phil Brown ein Lügner ist und was man auf Mallorca sonst noch so alles kann außer Saufen.

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Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.

Serie A

von Oliver Birkner

Wie man Merlin besiegt: Als Zauberer Merlin hatte Jose Mourinho seinen Kollegen Serse Cosmi bezeichnet, weil der neue Livorno-Coach auf Anhieb zwei Siege gefeiert hatte. Doch gegen den "Special One" war selbst Merlin machtlos. Inter siegte beim Aufsteiger 2:0, und eigentlich könnte die Serie A das Meisterrennen bereits archivieren. Der Bulldozer aus Mailand besitzt nach elf Spieltagen sieben Punkte Vorsprung auf den Zweiten, das hatte es in Italien seit Einführung der Drei-Punkte-Regel (1994) noch nie gegeben. Wenigstens beträgt der Abstand zwischen Platz zwei und 14 ebenfalls nur sieben Zähler - für etwas Spannung ist also noch gesorgt.

Feuer unterm Vesuv: Als "atomare Explosion" hatte Keeper Gigi Buffon Juves 5:1-Sieg am vergangenen Mittwoch bezeichnet. Beim 2:3 gegen Neapel am Samstag erinnerten die Turiner dann eher an einen Streichholz - die 2:0-Führung erlosch in 22 Minuten und drei Napoli-Toren. Unter dem Vesuv löste Napolis erster Sieg in Turin seit 21 Jahren (damals noch mit Diego Maradona) hingegen tatsächlich eine Explosion aus. 2000 Fans versetzten Neapels Flughafen in Ausnahmezustand, das Fest in den Straßen glich dem 31. Dezember um Mitternacht. Ab Montag wird übrigens ein Großauflauf in den Lottostellen erwartet: Mit den Zahlen 3 (Tore in Turin), 15, 17 (Trikotnummern der Torschützen) und 48 (Alter von Trainer Walter Mazzarri) rechnet jeder Neapolitaner mit dem Hauptgewinn.

Cassanos delikater Speiseplan: Aufsteiger Bari besitzt nach dem 0:0 bei Sampdoria weiterhin die beste (und jüngste) Abwehr der Liga - Hut ab! In Genua erlebten die Süditaliener allerdings auch die Mutter aller Haareraufer: In der 91. Minute schoss Bari einen Elfmeter neben den Kasten, in der sechsten Minute der Nachspielzeit verweigerte der Linienrichter dem Klub einen regulären Treffer. Die Sampdoria-Tifosi zeigten sich selbst mit dem Remis unzufrieden, was Antonio Cassano auf die Palme brachte: "Wir sind Dritter, doch seit drei, vier Spielen höre ich nur Gemeckere. Die Fans haben lange Nutella gegessen, manchmal wird zur Abwechslung eben auch Sch... aufgetischt." Bei solch einem Menü darf sich Cassano über leise Proteste nicht wundern.

 

Premier League

von Raphael Honigstein

Wenger und die Kinder: Eigentlich sollte man Leute, die am Boden liegen, nicht auch noch treten, aber bei Harry Redknapp könnte man eine Ausnahme machen. Der Spurs-Trainer hatte unter der Woche Arsenal kleingeredet, um nach dem 0:3 ganz doof aus der Wäsche zu gucken. Unter anderem hatte er Arsene Wengers sagenumwobenes Talent, junge Nachwuchsspieler zu entdecken, belächelt. "Es ist ja nicht so, dass er morgens auf dem Bolzplatz steht und kleine Kinder anschaut, das machen andere für ihn", sagte Redknapp. Stimmt natürlich. Wenger hat ein weltweites Netz von Scouts, die für ihn arbeiten, während Redknapp zwei Nummern von befreundeten Beratern im Handy-Kurzwahlspeicher hat, die ihm für eine schöne Kommission überteuerten Durchschnitt verkaufen.

Imagination: "Phil Brown ist noch immer der Manager von Hull City", ließ der Verein unter der Woche in einer Eilmeldung verlauten; in der Stadt waren anderslautende Gerüchte aufgetaucht. Die Frage ist, wie lange Brown noch Manager sein darf, nach dem 0:2 gegen Burnley krebst City weiter in der Abstiegszone rum. Man munkelt, dass Brown bei einem Treffen mit dem Vorstand den Kopf gerade noch so aus der Schlinge gezogen hat. Reden kann er ja gut: Vor ein paar Wochen behauptete der Coach, bei einem Mannschaftsspaziergang auf der Humber Bridge einer lebensmüden Frau den Sprung ausgeredet zu haben. Dumm nur: Von den Spielern erinnert sich niemand an den Vorfall. War es vielleicht eher andersherum?

Gähn! Für alle, die sich ein bisschen Abwechslung auf den ersten vier Plätzen wünschen, war das Wochenende eine herbe Enttäuschung. Man City kommt nach dem imposanten Saisonstart nicht mehr vom Fleck, das 0:0 in Birmingham war schon das vierte Unentschieden in Folge. Aston Villa und Everton, die sich 1:1 trennten, nahmen sich gegenseitig die Punkte weg. Die Spurs fielen im Emirates bös auf die Nase. Selbst das unglaublich schlechte Liverpool (Platz 5) kann nach fünf Niederlagen in den ersten elf Partien noch immer locker Vierter werden. Die Frage sei erlaubt: Wie gut ist die "beste Liga der Welt" wirklich, wenn es niemand schafft, die Big Four zu deplatzieren?

 

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Feiern bis Barca kommt: Dass Mallorca mehr kann als sangriasaufende Halbwüchsige aus Castrop-Rauxel zu beherbergen, ist hinlänglich bekannt. Sportlich war man zuletzt allerdings eher auf Rafael Nadal (Tennis), Jorge Lorenzo (Motorrad) und Rudy Fernandez (Basketball) fixiert. Seit 2001 schippert das Insel-Real nämlich ziemlich lustlos im Mittelfeld der Primera Division herum. Doch diese Saison regt sich Hoffnung in Palma: Nach dem aberwitzigen Punktgewinn zu neunt bei Atletico in der Vorwoche putzte RCD Mallorca an diesem Wochenende Santander und ist Fünfter. Die beeindruckende Bilanz im Son Moix: Fünf Spiele, fünf Siege, 13:1 Tore. Dumm nur, dass man auf des Gegners Platz bislang nur zwei Zähler holte. In der nächsten Woche setzt man übrigens nach Barcelona über. Deren Heimbilanz liest sich so: Vier Spiele, vier Siege, 15:3 Tore.

Größenwahn? Hach, dieses Real... Kaum war die Mutter aller Blamagen (0:4 beim Drittligisten Alcorcon im Pokal) mit einem soliden 2:0 über Getafe (in Unterzahl) halbwegs aufgearbeitet, spuckte Doppel-Torschütze Gonzalo Higuain schon wieder große Töne. "Ahora vamos a ir por todo", sagte der Argentinier der Journallie und meinte damit in etwa, dass Real ja jetzt, wo der Tiefpunkt überwunden sei, alle Titel einstreichen werde. Das wird Real aller Voraussicht nach ohne Guti erledigen müssen, der nach seinem Kabinen-Disput in Alcorcon ("Leck mich am Arsch, Trainer!") weiter auf der Tribüne schmort - Rückkehr in den Kader ungewiss.

Schutzengel gesucht: Eine schlimme Nachricht ereilte die Primera Division aus Argentinien. Fernando Caceres, in Spanien früher bei Saragossa, Valencia und Celta Vigo aktiv, schwebt in Lebensgefahr. Der Ex-Nationalspieler der Gauchos wurde am Wochenende in Buenos Aires mit mehreren Schüssen niedergestreckt, als er sich einer siebenköpfigen Gang widersetzte, die ihm sein Auto stehlen wollte. Ein Schuss traf Caceres ins rechte Auge. Seitdem kämpfen die Ärzte um das Leben des 40-Jährigen, sein Zustand war am Montagmorgen weiter kritisch. SPOX wünscht Caceres auf diesem Wege alles Gute.

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