UEFA testet zusätzliche Torrichter

SID
UEFA-Präsident Platini unterstützt den Test
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Im Rahmen der Europa-League testet die UEFA ab Donnerstag ein Pilotprojekt mit zwei Torrichtern. Die Unparteiischen haben die Aufgabe, Strafraum und Strafraumnähe zu beobachten.

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Im traditionsbewussten Fußball wird ab Donnerstag Neuland betreten und eine radikale Innovation getestet. Die UEFA führt im Rahmen der Europa-League-Gruppenphase in einem Pilotprojekt den Einsatz von zwei zusätzlichen Torrichtern ein, womit das Unparteiischen-Gespann nun fünf Personen umfasst.

FIFA-Referee Knut Kircher (Rottenburg) wird beim Duell Benfica Lissabon gegen Bate Borissow als einer der ersten Schiris von zwei Torrichtern unterstützt.

Neben den beiden Schiedsrichter-Assistenten an den Seitenlinien, Kai Voss (Großhansdorf) und Robert Kempter (Sauldorf), werden in dem Pilotprojekt der Europäischen Fußball-Union (UEFA) zusätzlich Peter Sippel (München) und Markus Schmidt (Stuttgart) hinter den Toren unterstützend tätig sein. Als sogenannter vierter Offizieller fungiert außerdem Jochen Drees (Münster-Sarmsheim).

Torrichter ohne Entscheidungsbefugnis

Die hinter den Toren postierten Unparteiischen haben die Aufgabe, Strafraum und Strafraumnähe zu beobachten und dürfen auch den Platz betreten, so lange sie hinter dem letzten Spieler (Torwart) bleiben.

Mit dem Referee sind sie per Funkmikrofon verbunden. Um zu verdeutlichen, dass die Torrichter keine Entscheidungsbefugnis besitzen, tragen sie keine Fahne.

Mit der Genehmigung des Fußball-Weltverbandes FIFA und der zuständigen unabhängigen Regelkommission darf die UEFA in den 144 Spielen der Gruppenphase das Experiment durchführen.

Platini befürwortet Test

Frankreichs Fußball-Ikone und UEFA-Präsident Michel Platini steht voll und ganz hinter dem Test. "Weitere vier Augen sehen mehr. Wir haben keine Krise des Schiedsrichterwesens, wir haben eine Krise des Nicht-Sehen-Könnens bei der heutigen Geschwindigkeit des Spiels", sagte Platoche dem "SID".

Platini ist in dieser Frage ganz Traditionalist. "Fußball muss für mich ein menschlicher Sport, ein Spiel, von Menschen für Menschen mit Menschen bleiben. Ich wäre schon sehr enttäuscht, wenn ein erfahrener Mann, der nur wenige Meter neben dem Tor steht, nicht sehen würde, ob ein Ball die Linie überschritten hat oder nicht.

Wenn er das nicht sieht, hätten alle Recht, die diese Lösung ablehnen", äußerte der UEFA-Boss.

Schiri Fandel bevorzugt technische Lösung

In der Bundesliga findet das Experiment nicht überall Zustimmung. Während Schiedsrichter-Boss Volker Roth dem Test immerhin aufgeschlossen gegenübersteht ("Wir sollten erstmal testen, dann urteilen"), machte Ex-Referee Herbert Fandel unlängst keinen Hehl aus seiner Ablehnung.

"Ich kann nicht begreifen, warum es immer noch keine technische Lösung gibt, um menschliche Fehler zu vermeiden", hatte das neue Mitglied des Schiedsrichterausschusses gesagt.

Den Vereinen, die an der Europa League teilnehmen, wurde eine DVD zur Verfügung gestellt, die das neue System erläutert.

Die Schiedsrichter, Assistenten und neuen Torrichter, die für die Spiele berufen wurden, mussten sich einer speziellen Schulung unterziehen. Im Vorfeld der Spiele wurde ihnen allerdings von der UEFA untersagt, zum Experiment in den Medien Stellung zu nehmen.

System auch für Euro 2012 möglich

Platini verspricht sich von der neuen Maßnahme ein saubereres Spiel: "Ich habe doch selber am Trikot gezupft, weil der Schiedsrichter es nicht sehen konnte. Jetzt aber wird jeder Spieler aufpassen, weil er Angst hat, erwischt zu werden.

"Das International Board der FIFA könnte im nächsten Frühjahr entscheiden, ob das neue System weiterhin angewandt werden darf oder nicht. Platini: "Wenn es Zustimmung findet, werden wir auch die Europameisterschaft 2012 so spielen."

Als Torrichter kann Platini sich in einem normalen Meisterschaftsbetrieb altgediente Schiedsrichter vorstellen, die wegen Erreichung der Altersgrenze ausgemustert wurden.

"Die müssen ja nicht mehr laufen. Die können das mit ihrer Erfahrung machen, bis sie blind werden", flachste der Europameister von 1984 im "SID"-Gespräch.

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