"Ich bin ein Arsch"

SID
Ärgert sich, dass er kein Schwalbenkönig ist: Pavel Nedved von Juventus Turin
© Imago

Pavel Nedved fühlt sich schlecht, weil er kein Betrüger ist, Gareth Bale hat dafür noch niederschmetternde Gründe. Real Madrid siegt ohne Präsident zu dreizehnt und in Frankreich bestimmen die Aktionäre die Schlagzeilen. Das und noch viel mehr in den Blitzlichtern aus Europa - die aktuellsten Geheimnisse des Wochenendes, zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.

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Serie A

von Oliver Birkner

Mourinho ist schuld: Die Hinrunde der Serie A ist abgeschlossen, und Inter offiziell Träger des inoffizellen Titels Wintermeister. Das stand jedoch schon Ende 2008 fest, und deshalb traten die Mailänder in den vergangenen zwei Partien scheinbar nur mit halber Kraft an. Nach dem glücklichen 1:1 gegen Cagliari verlor man am Sonntag 1:3 bei Atalanta - dabei stand es nach 34 Minuten bereits 0:3, der schnellste Drei-Tore-Rückstand für Inter seit fast zehn Jahren. "Das waren Kinderfehler in der Abwehr, die schlechteste Leistung seit ich hier bin", kommentierte Jose Mourinho. "Aber das ist natürlich meine Schuld, offenbar habe ich einige Dinge nicht richtig erklärt." In der ersten Hälfte wechselte der Portugiese drei Mal das System (4-3-1-2, 4-3-3, 4-2-4) - vielleicht waren seine Spieler damit überfordert.

Nedved ist schuld: Juventus spielte 1:1 bei Lazio und hat nur noch drei Punkte Rückstand auf Tabellenführer Inter. Pavel Nedved fühlte sich nach einer strittigen Szene im Lazio-Strafraum ob des verpassten Sieges ein wenig schuldig: "Ich bin ein Arsch. Ich hätte mich fallen lassen müssen, dann hätte es Elfmeter gegeben." Tat er aber nicht, und das gefiel sicher VIP-Tribünengast Daniel Craig - 007 wäre ja schließlich auch nicht zu Boden gegangen. Für Juve machte übrigens Olof Mellberg sein erstes Serie-A-Tor. Der Schwede hat damit sein Ziel schon erreicht, denn in seiner Karriere erzielte er nie mehr als einen Liga-Treffer pro Saison.

Armanis Rat: Im Fall Kaka drängt Milan bis Dienstag auf eine Entscheidung. Dabei muss sich zunächst einmal die Familie einig werden: Kakas Vater und Berater möchte das Angebot von Manchester City sofort annehmen, der Filius ist sich alles andere als sicher. Vielleicht folgt der Verein am Ende ja aber auch dem Rat von Giorgio Armani, Sponsor des Brasilianers: "Anstatt Kaka würde ich eher die gesamte Mannschaft verkaufen." Aber die würde vielleicht keine 120 Millionen Euro einbringen.

Der 19. Spieltag der Serie A im Überblick

Premier League

von Raphael Honigstein

Der Nicht-Siegesgarant: Beim 1:1 gegen Portsmouth stellte Tottenhams Gareth Bale den traurigsten Rekord der Premier League ein: in seinem 21. Spiel für die Spurs konnten die Londoner zum 21. Mal nicht gewinnen. So eine Serie war zuvor nur Giles Barnes von Derby County gelungen. Linksverteidiger Bale, 19, ist zwar kein schlechter Kicker, aber angesichts solcher Zahlen könnte Trainer Harry Redknapp versucht sein, den Waliser bis zum Saisonende auszuleihen. An einen Rivalen im Abstiegskampf, versteht sich. 

Groundhopping der anderen Art: Craig Bellamy, der "Nutter mit dem Putter", hat in seiner Karriere schon viel erlebt. In den vergangenen neun Jahren hat der Waliser von West Ham United sieben Mal den Verein gewechselt und schon bei fünf englischen Erstligisten gespielt. Am Sonntag wurde der 28-Jährige von den Hammers gegen Fulham geschont, am Montag unterschrieb er bei Manchester City. Bellamy wäre persönlich lieber zu den Spurs gewechselt, aber mittelfristig dürfte er mit dem Transfer in die Eastlands seinem geheimen Ziel ein Stückchen näher kommen: noch ein paar Jahre, und er hat bei allen Premier League-Klubs gespielt.

Der Geheimtipp: Die hoch-seriöse "Times" stellte in der vergangenen Woche eine Liste der 50 besten Nachwuchstalente  zusammen. Auf Platz 30 landete der Moldawier Masal Bugduv, ein 16-jähriges Supertalent von Olimpia Balti. "Arsenal und andere Spitzenvereine interessieren sich für den Stürmer, falls er eine Arbeitserlaubnis bekommen sollte", informierte das Blatt.

Das mit der Arbeitserlaubnis dürfte allerdings nicht einfach werden: Bugduv, der zuvor schon in dem Magazin "When Saturday Comes" und in mehreren Pressemitteilungen besprochen worden war, existiert nämlich leider gar nicht. Die Internetseite Soccerlens.com wies nach, dass Bugduv im vergangenen Sommer von einem irischen Blogger erfinden wurde.

Der 22. Spieltag der Premier League im Überblick

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Die Kathedrale bebt: Nervenaufreibende Stimmung im San Mames, denn schon lange wurde den Fans von Athletic Bilbao kein solch elektrisierendes Spiel mehr zuhause geboten. Und die Zuschauer in der Kathedrale, wie das Stadion von Athletic genannt wird, trugen ihren Teil zum 3:2-Sieg über den FC Valencia bei. Zweimal kämpfte sich Bilbao nach einem Rückstand zurück und die elektrisierende Stimmung auf den Rängen hinterließ Spuren bei den Valencianos. Die Nervosität war den Spielern deutlich anzumerken und die Fehlerquote stieg. Der Höhepunkt: In der 90. Minute verursachte Manuel Fernandes einen Elfmeter und sah Gelb-Rot. Llorente verwandelt sicher. Und die Kathedrale explodierte.

Rekord: Und wieder haben sie gewonnen. Und wieder gab es ein Schützenfest. Messi, Henry und Eto'o haben die nächsten drei Punkte für die Fußballzauberer des FC Barcelona geholt: 5:0 fegten sie Deportivo La Coruna aus dem Camp Nou. Am Ende hatten die Katalanen sogar Mitleid mit ihren galizischen Landsleuten. Nachdem Eto'o den Endstand per Elfmeter herstellte, ging er schon fast entschuldigend auf Not-Keeper Juan Rodriguez zu und umarmte ihn. Der etatmäßige Keeper Aranzuia hatte zuvor Rot gesehen und so musste ein Feldspieler ins Tor. 50 Punkte hat Barça zur Saisonhalbzeit auf dem Konto. Soviel wie noch kein anderer Klub zuvor in der Geschichte. Sollten die Azulgrana in diesem Tempo weiter machen, wackelt auch der Torrekord. 59 Treffer nach 19 Spielen. In der Saison 1989/90 erzielte Real Madrid 107 Tore. Für das Barca von Guardiola scheint nichts unmöglich.

Königliches Glück: Real Madrid scheint das Glück wieder auf seiner Seite zu haben. Im ersten Spiel nach dem Rücktritt von Präsident Ramon Calderon konnten sich die Königlichen auf die Hilfe des Schiedsrichters und des Osasuna-Keepers Roberto verlassen. "Real gewinnt mit 13", titelte die "Marca" hinterher. Während der Torhüter den Ausgleich verschuldete, machte der Referee gleich zwei folgenschwere Fehler und bestrafte die Gäste doppelt und dreifach. Beim Stand von 0:0 und 1:2 wurde Juanfran jeweils elfmeterreif im Strafraum gelegt, aber Schiedsrichter Perez Burrull entschied zweimal auf Schwalbe und schickte Juanfran mit Gelb-Rot vom Feld. Für Real war es der vierte Sieg in Folge und der Sprung auf Tabellenplatz zwei.

Der 19. Spieltag der Primera Division im Überblick

Ligue 1

von Alexis Menuge

Führungskrise bei PSG: Sportlich läuft alles gut für Paris Saint Germain: Nach einem 2:1-Heimsieg gegen Sochaux ist der Hauptstadt-Klub immer noch im Rennen um die Champions-League-Plätze. Doch hinter den Kulissen kracht es an allen Ecken. Nachdem Präsident Charles Villeneuve einen Brief an die Aktionäre des Klubs "Colony Capital" schrieb, war seine Zeit bei PSG gelaufen. Villeneuve wollte mehr Macht und vor allem im Finanz-Bereich alles selber kontrollieren. Er hatte auch die Investoren scharf kritisiert und ihnen mangelnde Einstellung vorgeworfen. Sein Nachfolger wird Sebastien Bazin, der Repräsentant von "Colony Capital".

Heiße Woche bei OM: Ein Interview von OM-Hauptaktionär Robert Louis-Dreyfus hatte die ganze Woche für große Unruhe und Diskussionsstoff in Marseille gesorgt. Der ehemalige Adidas-Präsident, der in fünfzehn Jahren mehr als 250 Millionen Euros in neue Spieler investiert hat ohne dass OM einen einzigen Titel holen konnte, zeigte sich mit den Ergebnissen und der Spielweise seiner Mannschaft höchst unzufrieden und verlangte Platz eins oder zwei am Saisonende, sonst müssten OM-Präsident Pape Diouf und Trainer Erik Gerets die Koffer packen. Zwar reagierten alle Beteiligten entsetzt nach diesem seltsamen Interview, doch die Mannschaft zeigte sich am Wochenende keineswegs nervös und gewann gegen Aufsteiger Le Havre mit 2:0. Während der Brasilianer Brandao sein Debüt feierte, blieb der zweite Neuzugang Sylvain Wiltord auf der Tribüne.

Serie gerissen: Seit 18 Spieltagen war Stade Rennes in der Meisterschaft ohne eine einzige Niederlage. Doch bei OSC Lille ging die famose Serie zu Ende. Die Elf von Trainer Guy Lacombe musste sich 0:1 geschlagen geben, nachdem Abwehrchef Peter Hansson für ein Eigentor sorgte. Somit ist Rennes der große Verlierer des 21.Spieltags, nachdem alle Großen Siege feiern konnten (Lyon, Bordeaux, Marseille, PSG). Das Team aus der Bretagne verliert einen Platz und ist nun Vierter in der Tabelle.

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