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Eintracht Frankfurt - Benfica Lissabon 2:0: Der Traum lebt

Eintracht Frankfurt, Benfica Lissabon, Europa League
© getty

Aufholjagd vollbracht, Halbfinale erreicht: Das Europa-League-Märchen von Eintracht Frankfurt geht weiter. In einem emotionalen Viertelfinal-Rückspiel schlugen die beherzten Hessen ein enttäuschendes Benfica Lissabon mit 2:0 - allerdings auch dank der kräftigen Mithilfe des Unparteiischen Daniele Orsato.

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Im Halbfinale trifft der DFB-Pokalsieger auf den englischen Premier-League-Klub Chelsea. Das Hinspiel steigt am 9. Mai (ab 21 Uhr LIVE auf DAZN) in Frankfurt, das Rückspiel eine Woche später an der Stamford Bridge in London.

Axel Hellmann stand losgelöst in den Katakomben der Commerzbank-Arena, in der Hand ein "Natur-Radler" einer nicht erwähnenswerten Brauerei.

Das Feierabendbier hatte sich der Vorstand von Eintracht Frankfurt nach dem heroischen Einzug seiner Mannschaft ins Halbfinale der Europa League redlich verdient. Wer kann schon von sich behaupten, einen Verein zu führen, der ein ganzes Land mit seiner Leidenschaft für den Fußball begeistert, obwohl er vor nicht allzu langer Zeit noch dem Abstieg in die Zweite Liga entronnen war?

"Die tolle Geschichte ist für mich", sagte Hellmann im Gespräch mit den anwesenden Journalisten glückselig, "dass sich eine gehobene Mittelklassemannschaft der Bundesliga mithilfe der Fans in einen solchen Rausch spielen kann, dass sie eine internationale Spitzenmannschaft schlagen kann."

"Als wären sie in den Zaubertrank gefallen"

Seine Eintracht hatte das 2:4 aus der Vorwoche in Lissabon vergessen gemacht. Mit viel Herz, mit viel Kampf, mit viel Unterstützung ihrer 48.000 Fans im Rücken - und mit viel Glück, denn das erste der beiden Tore zum Halbfinale war aus einer Abseitsposition heraus gefallen. "Schön, dass es auch noch Fehler gibt", resümierte Sportvorstand Fredi Bobic schmunzelnd am RTL-Mikrofon. "Man muss auch das Quäntchen Glück haben, da haben wir es gehabt."

Die SGE ist nach dem HSV (2010) überhaupt erst die zweite deutsche Mannschaft, die im Halbfinale steht. Im UEFA-Cup, dem Vorgänger-Wettbewerb, war das den Hessen 1980 gelungen - danach holte Frankfurt sogar den Pott. Dieser Traum lebt weiter. Furcht vor dem vermeintlichen Titelfavoriten Chelsea hat jedenfalls niemand.

"Die Mannschaft ist in einem Europa-Tunnel", betonte Hellmann, "wenn abends die Lichter angehen und die Hymne kommt, fühlen sie sich so, als wären sie in den Zaubertrank gefallen."

Eintracht Frankfurt - Benfica Lissabon: Die Stimmen

Adi Hütter (Trainer Eintracht Frankfurt): "Wir haben einen fantastischen Europa-League-Abend erlebt, wir haben eine Mannschaft gesehen, die von Anfang an gezeigt hat, dass sie ins Halbfinale will. Das ist ein Erlebnis, das man lange nicht vergessen wird, ein ganz besonderer Tag für den Verein und auch für mich. Es macht mich wahnsinnig stolz, dieses Team zu trainieren. Beim 1:0 hatten wir das notwendige Glück auf unserer Seite, aber in der Summe ist dieser Sieg kein gestohlener Sieg. Benfica hat am Ende alle Offensivkräfte gebracht, wir haben aber weiter sehr gut verteidigt. Es war ein insgesamt perfekter Abend für uns."

Sebastian Rode (Eintracht Frankfurt): "Die ganze Mannschaft hat es heute hervorragend gemacht. Es war nicht einfach, wir wollten von Anfang an Gas geben, aber durften es auch nicht übertreiben. Die Fans haben uns unglaublich gepusht. Jetzt sind wir alle heilfroh, dass wir die nächste Runde erreicht haben."

MIjat Gacinovic (Eintracht Frankfurt): "Wir haben eine super Mannschaft und super Fans, ein super Trainerteam. Wir glauben immer an uns. Wir haben heute Charakter und Mentalität gezeigt, das war die Hauptsache für den Erfolg."

Eintracht Frankfurt - Benfica Lissabon: Die Analyse

Im Vergleich zum Hinspiel veränderte Eintracht-Coach Hütter sein Team nur auf zwei Positionen: Falette und Gacinovic ersetzten den gesperrten Ndicka und den verletzten Hinteregger, der aufgrund von Oberschenkelproblemen nicht einmal im Kader stand. Hasebe rutschte dafür von der Sechs in die Dreier-Abwehrkette.

Auf der Gegenseite wechselte auch Benficas Trainer Lage zweimal: Corchia (nicht im Kader) und Cervi (Bank) machten für den ehemaligen Frankfurter Haris Seferovic sowie Almeida Platz. Das Ziel der im 4-2-3-1 agierenden Portugiesen in der Anfangsphase: gut stehen und die Mitte absichern. Das wendige Balkan-Trio Gacinovic-Rebic-Jovic hatte ob des Matchplanes der Gäste kaum Luft zum Atmen.

Im Umkehrschluss boten sich allerdings Räume auf den Außenbahnen, die allen voran Kostic gut zu nutzen wusste. Fast alles in Hälfte eins ging über die linke Seite des Serben, der bereits in der 8. Minute an Benfica-Keeper Vlachodimos scheiterte. Besser machte es Kostic - wenn auch aus einer klaren Abseitsposition heraus - in der 36. Minute, als er nach einem Pfostentreffer von Gacinovic zum 1:0 abstaubte.

Ein Wirkungstreffer, der die vom Frankfurter Publikum unermüdlich nach vorne gepeitschte Hütter-Elf weiter anspornte. Zwei Minuten vor der Pause verpasste Jovic nach einer Kostic-Flanke knapp das 2:0. Benfica hingegen präsentierte sich speziell im Spiel mit Ball extrem nervös und schaffte es kaum, Nadelstiche zu setzen. Von Hinspiel-Dreierpacker Felix und seinen Sturmpartnern kam nichts - bis zum Seitenwechsel.

Der Tabellenführer der portugiesischen Liga kam sichtlich wütend aus der Kabine und lief die Frankfurter Defensive höher an. Bis auf einen Seferovic-Kopfball (52.), den Trapp problemlos parierte, blieben zwingende Chancen jedoch Mangelware. Nach einer guten Stunde fing sich die Eintracht wieder, spielte so beherzt wie vor der Pause nach vorne - und traf. Rode war es, der nach einer weniger freiwilligen Rebic-Vorlage das viel umjubelte Tor zum Halbfinale schoss (67.). In der Folge entwickelte sich ein heißer Schlagabtausch. Benfica warf alles nach vorne, traf in Person von Salvio aber nur den Pfosten.

Die Daten des Spiels Eintracht Frankfurt - Benfica Lissabon

Tore: 1:0 Kostic (36.), 2:0 Rode (67.)

  • Kostic traf in 39 Pflichtspielen für Frankfurt so oft (neun Mal) wie in 65 Pflichtspielen für den HSV.

  • Erstmals seit dem 4. August 2013 traf Rode in einem Pflichtspiel für Frankfurt, damals beim FV Illertissen in der 1. Pokalrunde.

  • Gacinovic zog mit seinem 115. Pflichtspiel für die Eintracht mit Jay-Jay Okocha gleich.

Der Star des Spiels: Filip Kostic (Eintracht Frankfurt)

Nicht nur wegen seines Tores der auffälligste Mann auf dem Platz. War an sechs der neun SGE-Torschüsse in Hälfte eins direkt beteiligt und verzeichnete die meisten Ballaktionen auf dem Platz (73). Ebenfalls stark: Hinteregger-Ersatz Falette.

Der Flop des Spiels: Haris Seferovic (Benfica Lissabon)

Fand bis auf einen Kopfball im zweiten Durchgang gegen seinen Ex-Klub nicht statt. Brachte nur 37 Prozent seiner Pässe an den Mitspieler, gewann zudem lediglich die Hälfte seiner Zweikämpfe.

Der Schiedsrichter: Daniele Orsato (Italien)

Unglücklicher Auftritt des Schiedsrichtergespanns. Beim 1:0 der Eintracht stand Kostic mindestens einen halben Meter im Abseits, doch Orsatos Pfeife blieb zum Ärger der Portugiesen stumm. Einen Videoassistenten hatte der Italiener nicht - der VAR kommt in der Europa League erst im Endspiel zum Einsatz. Auch nach seinem Patzer agierte der 43-Jährige wenig souverän und ließ bei einigen Foulspielen überraschend weiterlaufen.

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