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GESPONSERT VON

König Artur und seine Untertanen

Von Fatih Demireli
Bragas Top-Spieler: Vandinho, Hugo Viana, Artur Moares und Alan (v.l.)
© spox

Sporting Braga ist bei seinem ersten Auftritt in einem Europa-League-Finale der große Außenseiter. Das Team von Trainer Domingos Paciencia schaffte sensationell den Einzug ins Dubliner Finale und lauert gegen den FC Porto (ab 20.30 Uhr im LIVE-TICKER) auf seine Chance. Doch wer sind die Spieler, die Braga ins Finale geführt haben? SPOX stellt die Elf vor, die heute Abend wohl auf dem Platz stehen wird.

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Artur Moraes (Torwart, 30 Jahre alt): Der König. Für den Brasilianer wird es das letzte Spiel im Trikot von Sporting Braga. Moraes verkündete seinen Abschied via Facebook, was seinen Klub nicht gerade freudig stimmte. Wahrscheinlich geht Artur zu Benfica - der nächste große Klub für den Schlussmann, der schon für den AS Rom zwölf Spiele absolvierte, aber in der brasilianischen Torwart-Rotation mit Doni und Julio Sergio irgendwann die Lust verlor. "In Rom gibt es keinen Mittelweg: Du bist ein Held oder ein Depp", sagt Artur, der sich selbst wie folgt beschreibt: "Ich bin weder ein Phänomen, noch ein Nichtskönner." Für die Fans ist er aufgrund seiner Leistungen in der Europa League "König Artur".

Miguel Garcia (Rechter Verteidiger, 28): Der Solide. Garcia stammt aus der Jugendabteilung von Sporting Lissabon, wo er mit Cristiano Ronaldo groß wurde und mit ihm im berühmten Unterbau Sportings Erfolge feierte. Mit den Grün-Weißen stand er 2005 schon mal im Finale der Europa League, die damals noch UEFA-Pokal hieß. Dass Sporting überhaupt ins Finale einzog, war ihm zu verdanken. In Alkmaar köpfte Garcia in der Nachspielzeit das 2:3, das zum Weiterkommen reichte. Trainer Domingos Paciencia schätzt das solide Auftreten seines rechten Verteidigers.

Alberto Rodriguez (Innenverteidiger, 27): Der Stille. "El mudo", nennen sie ihn in Peru und in Portugal. Alberto Rodriguez, der auch auf den Namen Valdelomar hört, gibt selten und ungern Interviews. Dafür ist er ein starker und robuster Innenverteidiger. In seiner Heimat in Peru galt er sogar lange als das größte Defensivtalent des Landes. Auf Rodriguez, Vizekapitän Bragas, wird's in Dublin ankommen. Trainer Pacienca hat ihm die Mammutaufgabe "Falcao" anvertraut. Viele Worte sollten beide während den 90 Minuten nicht wechseln.

Paulao (Innenverteidiger, 29): Der Unscheinbare. Der Brasilianer hat nicht viele Stärken, aber auch kaum Schwächen. Paulao, der vor zwei Jahren aus Brasilien kam, hat sich in die Mannschaft gespielt und erwies sich vor allem in der Europa League als zuverlässiger Faktor. Für Paulao, dessen Vertrag ausläuft, könnte das Finale das Abschiedsspiel im Braga-Trikot sein. Einige Klubs sind interessiert - besonders die türkischen Klubs haben es auf ihn abgesehen. Mit Besiktas soll sogar schon eine Einigung bestehen, heißt es aus dem Spekulationsdschungel am Bosporus.

Silvio (Linker Verteidiger, 23): Der Dauerbrenner. Erstmal Durchschnaufen, denn Silvios bürgerlicher Name lautet Silvio Manuel Ferreira Sá de Azevedo Pereira. Der XXL-Name hält die europäischen Klubs dennoch nicht zurück, Silvio auf ihre Wunschzettel zu notieren. Der Portugiese, der in dieser Europa-League-Saison keine Minute verpasste, ist eine der Entdeckungen im Braga-Team. Der vielseitige Abwehrspieler, der auch auf rechts spielen kann, lernte das Kicken bei Benfica, wo er sieben Jahre spielte und dann durch Portugal wanderte. In der Nationalmannschaft ist er schon, womöglich bald auch bei einem Top-Klub.

Vandinho (Mittelfeldspieler, 33): Der Raufbold. Kopf, Kapitän und Leader des Teams von Braga. Vanderson Valter Almeida spielt schon seit 2004 in Braga und kennt den Felsen im Municipal-Stadion in- und auswendig. Der Brasilianer ist aber kein Kind von Traurigkeit. In der vergangenen Saison wurde er für drei Monate gesperrt, weil er im Spiel gegen Benfica den Assistenztrainer des Gegners, Raul Jose, niederstreckte. Braga ging in Berufung, behielt aber nicht Recht. Für Vandinho, der seine Karriere schon in Jugendjahren beenden wollte, weil er notorisch keinen Erfolg hatte, ist das Finale das Karriere-Highlight.

Custodio Castro (Mittelfeldspieler, 27): Der Bodyguard. Der Brasilianer sorgte mit seinem 1:0-Siegtreffer im Halbfinal-Rückspiel gegen Benfica für den Einzug ins Endspiel der Europa League und ist seitdem der gefeierte Mann in Braga. Custodio, zu Deutsch Leibwächter, war einst eine große Nummer bei Sporting Lissabon, war sogar Kapitän des Teams. Auch er stand 2005 im UEFA-Pokal-Finale. Allerdings verlor er damals in Lissabon seinen Stammplatz und wurde zu Dynamo Moskau abgeschoben. Bei Braga ging er wieder auf, aber Custodio wird nun ein Wechsel nach Spanien nachgesagt.

Hugo Viana (Mittelfeldspieler, 28): Die liebe Frau. Wenn dieses Team einen Star hat, dann ist es Hugo Viana. Als frischgebackener "Europas Jugendspieler des Jahres" und als das größten Talent Portugals wechselte Viana 2002 für fast 13 Millionen Euro zu Newcastle United, kam mit der Spielweise auf der Insel aber nie zurecht und ging nach drei verbitterten Jahren zurück zu Sporting. Auch der zweite Anlauf, außerhalb Portugals erfolgreich zu sein, scheiterte - diesmal beim FC Valencia und beim kurzen Abstecher in Osasuna. Besser macht es der offensive Mittelfeldspieler in Braga, wo er mit seiner Erfahrung erheblichen Anteil am Erfolg hat. Etwas gewöhnungsbedürftig ist der Titel, den er als Nationalspieler von Portugal im Rahmen der WM 2006 in Deutschland bekam: Der Herzog von Braganza übergab den "Orden unserer lieben Frau von der Empfängnis von Villa Visiosa".

Alan (Mittelfeld/Sturm, 31): Der Goalgetter. Mit zwei (!) Toren Top-Torjäger Bragas in der diesjährigen Europa-League-Saison. Für den Rasta-Mann ist das Finale eine ganz besondere Angelegenheit, spielte er doch früher für Porto. Dort kam er allerdings nicht an Ricardo Quaresma vorbei und suchte das Weite. Fällt nicht nur durch Haarpracht und guter Leistungen auf - der Vater von zwei Kindern ist ausgewiesener Musik-Experte: Hört am liebsten Rap, Pop, Pagode und Parangole. Und Alan hat auch ein ganz besonderes Vorbild: "Il Fenomeno", sagt er. Ronaldo.

Lima (Stürmer, 27): Der Wandervogel. Beim Lebenslauf des brasilianischen Angreifers wird einem schwindelig. Rodrigo José Lima dos Santos wechselte im Jahrestakt den Verein - mindestens - 2006 schaffte er es sogar, für drei Klubs zu spielen. Das Ende der Wanderung durch Südamerika sollte 2009 in der Ukraine endlich kommen. Metalist Kharkiv meldete Interesse, ließ den Angreifer einfliegen, handelte einen Drei-Jahres-Vertrag aus - und schickte ihn wieder zurück, weil er im Training nicht gefiel. Lima daraufhin sauer: "Ich durfte im Training nicht einmal den Ball berühren. Bin ich Leichtathlet?" In Portugal zeigt er, dass er mit Ball besser aussieht.

Albert Meyong (Stürmer, 30): Der Fremdgänger. Ist nicht ganz so ein Wandervogel wie Sturmkollege Lima, doch auch er schaffte es schon, für drei Klubs in einer Saison zu spielen. In Brasilien kein Problem, sorgte dieser Zustand in Portugal für einen Skandal. Als Neuzugang von Belenenses erzielte er bei seinem Debüt gleich ein Tor und war der gefeierte Mann. Blöd nur, dass er im gleichen Jahr schon für Albacate und Levante in Spanien spielte. Meyong durfte nicht mehr spielen, Belenses wurden sechs Punkte abgezogen. Die Karriere in Portugal ging dennoch weiter. Der Kameruner ist seit 2008 Bragas bester Angreifer. Das Europa-League-Finale sei für ihn "das Ereignis meines Lebens".

Sporting Braga - FC Porto: die Bilanz gegeneinander

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