EM

Druck auf UEFA wächst: "Regenbogen-Frage" ist offiziell gestellt

SID
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© getty

Entweder wird es der UEFA zu bunt mit der politisierten EM - oder der Verband setzt ein farbenfrohes Ausrufezeichen für Vielfalt: Kurz vor dem letzten Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft am Mittwoch gegen Ungarn (21 Uhr) muss die Europäischen Fußball-Union (UEFA) eine rasche Antwort auf die "Regenbogen-Frage" geben. Die Stadt München hat ihre Forderung nach einer in sechs Farben erleuchteten Arena am Montag offiziell formuliert.

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Es gehe um "ein Zeichen im Sinne der Weltoffenheit und Toleranz" sowie "ein weithin sichtbares Signal für unser gemeinsames Werteverständnis", heißt es in dem Schreiben von Oberbürgermeister Dieter Reiter an den UEFA-Präsidenten Aleksander Ceferin und das deutsche Exko-Mitglied Rainer Koch, das den fraktionsübergreifenden Willen des Münchner Stadtrats widerspiegelt.

Das Augenmerk des Parlaments gilt laut Reiter "den Einschränkungen, die in Ungarn zu Lasten der Rechte von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgender (LGBTIQ) gegeben sind". Er appelliert deshalb an die UEFA, "sich auch darüber hinaus gerade aus Anlass der EURO 2020 mit deren medialer Reichweite nachdrücklich und sichtbar für Toleranz und Gleichstellung einzusetzen."

Nun liegt der Ball in der Hälfte des Verbandes, der in seiner Rolle als Ausrichter die Entscheidung fällen muss. Zu welchem Ergebnis die UEFA kommt, scheint offen zu sein. Die Signale, die vom Turnierveranstalter zuletzt ausgesandt wurden, waren jedenfalls unterschiedlich.

Auf der einen Seite untersucht die UEFA die Berichte über Diskriminierungen am EM-Spielort Budapest. Andererseits überprüfte der Verband die Regenbogenbinde des deutschen Kapitäns Manuel Neuer in den beiden bisherigen Gruppenspielen - was trotz einer raschen Einstellung des Verfahrens für große Verwunderung gesorgt hat. Neuer wird seine Regenbogenbinde trotz des Rummels darum auch gegen Ungarn tragen.

UEFA wird Nähe zu Orban nachgesagt

Es scheint, als würde die UEFA durch die Münchner Offensive, die sich unmissverständlich gegen die Politik der rechtsnationalen Regierung Ungarns unter Ministerpräsident Viktor Orban richtet, schwer in der Bredouille strecken. Einerseits kann sich der Verband nach seinen massiven Kampagnen für Diversität der Aktion eigentlich nicht widersetzen. Allerdings wird der UEFA gleichzeitig eine von vielen Seiten kritisch gesehene Nähe zu Orban nachgesagt.

Ungarns Regierung hatte zuletzt ein Gesetz gegen "Werbung" für Homosexualität durch das Parlament gebracht und damit heftige Kritik ausgelöst. Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen droht Ungarn eine Prüfung des Gesetzes. Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) sieht durch das Gesetz den "neuen Höhepunkt einer Unsichtbarmachung und Entrechtung von Lesben, Schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI)".

Mit seinen Standpunkten findet der LSVD offene Ohren bei den deutschen Nationalspielern. "Als Fußballwelt kann man aktuell sehr gut erkennen, dass wir Rassismus und Homophobie mit Vielfalt entgegentreten wollen", sagte Leon Goretzka am Montag: "Manu hat bei uns die Regenbogenflagge am Arm getragen und es gibt Pläne, dass die Allianz Arena in den Farben erstrahlen soll, was ich für eine tolle Idee halte. Ich bin froh darüber und freue mich über jedes Zeichen, das gesetzt wird."

Problemfans aus Ungarn? 1000 Polizisten im Einsatz

Auch bei dem von Goretzka angesprochen Thema Rassismus ist Ungarn in den vergangenen EM-Tagen wieder in den Mittelpunkt gerückt. Bei den bisherigen Partien der Ungarn in Budapest (0:3 gegen Portugal und 1:1 gegen Frankreich) war die berüchtigte "Carpathian Brigade" im Stadion in Erscheinung getreten.

Der schwarz gekleidete Mob wird von Experten als paramilitärische Gruppierung eingeschätzt, die aus Neonazis besteht. Laut diverser Berichte sollen die Mitglieder der Brigade durch homophobe und rassistische Äußerungen aufgefallen sein, auch der Hitlergruß sei gezeigt worden.

Sollten sich die "Problemfans" auf den Weg nach München machen, droht der bayrischen Landeshauptstadt am Mittwoch ein massives Sicherheitsproblem - trotz der 1000 Polizisten, die im Einsatz sein werden.