Oranje baut auf HSV-Achse

SID
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© DPA

Lausanne - Beim Hamburger SV ist er der unumstrittene Star, in der niederländischen Nationalmannschaft einer unter Vielen. Wenngleich Rafael van der Vaart in der Oranje-Schaltzentrale eine tragende Rolle zukommt, ragte er in der Weltklasse-Auswahl bei dieser EM bislang nicht heraus.

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Naht- und klaglos fügt sich der 25 Jahre alte Offensiv-Spieler wie seine Klubkollegen Joris Mathijsen und Nigel de Jong in das perfekt funktionierende Kollektiv von Marco van Basten ein. Der Bondscoach baut auf die HSV-Achse.

Auch Dietmar Beiersdorfer ist beeindruckt von seinen Schützlingen: "Unsere drei Spieler haben sich hervorragend präsentiert und maßgeblichen Anteil am Erfolg der Holländer, die mit großem Teamgeist auftreten", sagte der HSV-Sportchef der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Van der Vaart will sich empfehlen

Überrascht ist Beiersdorfer, der zurzeit in der Schweiz weilt und sich das Viertelfinale der Niederlande gegen Russland (Sa., 20.30Uhr im SPOX-TICKER) in Basel anschaut, von den tadellosen Vorstellungen des Trios aber keineswegs. "Beim HSV liefern sie auch vorzügliche Leistungen ab. Nur haben sie nun ein anderes Trikot an."

Beiersdorfer rechnet damit, dass die Wahl-Hamburger im EM-Schaufenster ihren Marktwert noch steigern. "Es ist ja eine Auszeichnung, in der niederländischen Nationalmannschaft zu spielen."

Dass vor allem van der Vaart sich für Spitzenvereine aus Italien und Spanien empfehlen will, ist kein Geheimnis. "Die EM ist meine Chance. Ich habe immer betont, dass ich zu einem großen Klub wechseln möchte. Daran hat sich nichts geändert", sagte er. Doch während das Turnier läuft, verdrängt er die Wechselabsichten - um den Erfolg des Teams nicht zu gefährden. Der EM-Titel hat absolute Priorität.

Gute Stimmung bei der Elftal

Als er nach dem 2:0 gegen Rumänien nach neuen Angeboten gefragt wurde, winkte er ab. "Ich konzentriere mich nur auf die EM. Ich will hier gewinnen." Völlig fokussiert auf das große Ziel, dachte er schon vor dem Viertelfinale ein wenig weiter. "Spanien oder Italien - das sind beides Weltklasse-Teams. Die sind im Halbfinale gleich stark", sagte van der Vaart und schob schnell nach: "Erst müssen wir dahin kommen."

Der Trainer hat allen Spielern die "orangene Seele" eingeimpft. Van Basten wacht streng über den Teamgeist. "Die Stimmung ist gut. Wir kommen alle bestens miteinander aus", bestätigte Mathijsen. Nach dem 4:1 gegen Frankreich feierten die Profis mit Frauen und Kindern auf dem Rasen.

Eine Szene mit Symbolkraft. Als van der Vaart zuvor nach dem Wechsel vom Bondscoach aus taktischen Gründen in die ungewohnte Position im defensiven Mittelfeld zurückgezogen wurde, und er Wesley Sneijder seine Paraderolle in der Zentrale überlassen musste, nahm er das ohne Murren hin. "Kein Problem. Der Trainer wollte mehr spielerische Elemente aus der Defensive", sagte er brav.

"Legen ihm keine Steine in den Weg"

Dass van der Vaart bis zum Vertragsende 2010 in Hamburg bleibt, ist unwahrscheinlich. Auch wenn Beiersdorfer sich das wünscht. 2009 könnte der Holländer den Klub für festgeschriebene 1,5 Millionen Euro verlassen.

Eine Summe, die weit unter dem Marktwert liegt. So stehen die Zeichen eher auf Abschied nach der EM.

Dann würde der HSV wenigstens finanziell profitieren. Beiersdorfer macht keinen Hehl aus der getroffenen Absprache: "Wir legen ihm keine Steine in den Weg legen, wenn ein Top-Klub ein entsprechendes Angebot unterbreitet."

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