Das alte England

SID
David, Beckham, England, Frankreich
© Getty

London - Mit einem zahmen Auftritt in Paris und der verdienten 0:1-Niederlage im Testspiel bei Vizeweltmeister Frankreich haben die "Three Lions" an ihre oft enttäuschenden Leistungen in der verpassten EM-Qualifikation nahtlos angeknüpft.

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Zwar gab sich Englands neuer Nationalcoach Fabio Capello betont zufrieden. "Ich habe einige gute Dinge gesehen, und wir haben gegen eine erstklassige Mannschaft gespielt", sagte der Italiener.

Die englische Presse beschlich jedoch ein "Déjà-vu"- Gefühl. "Das war das alte England - einfallslos, langweilig, uninspiriert", befand das Boulevardblatt "The Sun" schonungslos.

Beckham kämpft mit den Tränen

Grund zur Freude auf englischer Seite hatte allein Jubilar David Beckham. Der 32 Jahre alte Weltstar der Los Angeles Galaxy absolvierte sein 100. Match im Nationaldress.

 "Ich musste den ganzen Tag die Tränen zurückhalten. Wir haben zwar verloren, aber der heutige Abend ist ein Höhepunkt für mich", sagte ein glückseliger Beckham, der zugleich ankündigte, weiter für England spielen zu wollen.

Der Mittelfeld-Regisseur, der im September 1996 sein erstes Länderspiel bestritt, ist fünftes Mitglied in Englands "100er-Club": Bislang kommen nur Peter Shilton (125), Bobby Charlton (106), Bobby Moore (108) und Billy Wright (105) auf 100 oder mehr Länderspiele.

Standing Ovations für mäßige Leistung

Beckham, dem bei seiner Auswechselung nach einer Stunde das ganze Stadion applaudierte, reichte eine bestenfalls mäßige Leistung, um in Englands erster Elf nicht negativ aufzufallen.

Auch sein Ersatzmann David Bentley (Blackburn Rovers), schon als "neuer Beckham" gehandelt, gab dem Routinier wenig Grund, das abrupte Ende seiner internationalen Karriere zu fürchten.

Englands beschränktes Reservoir

Die von Capello aufgebotene Start-Elf war zudem bis auf drei Positionen mit der identisch, die bei der WM 2006 im Viertelfinale an Portugal gescheitert war. "England hat Weltklassespieler, aber ein recht beschränktes Reservoir", meinte Gerard Houllier, der frühere Liverpool-Trainer und heutige Technische Direktor der französischen Nationalmannschaft.

Während sich die Briten keine nennenswerte Torchance erarbeiteten, kamen "Les Bleus" immer wieder gefährlich vor das England-Tor. "Mann des Abends" war ein energiegeladener Franck Ribery vom FC Bayern München, dem auch per Foulelfmeter der Siegtreffer gelang (32. Minute).

Zuvor hatte England-Keeper David James den für seine Abwehr oft zu schnellen Nicolas Anelka (FC Chelsea) im Strafraum von den Beinen geholt. Am Ende beschränkte sich Frankreich auf das Ergebnisverwalten, England fand keine Mittel. Capello hob dennoch Positives hervor: "Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie nicht verlieren wollte, darüber bin ich froh."