EM

Spanien zu stark für harmlose Türken

Cesc Fabregas (M.) bleibt an der türkischen Abwehr hängen und wird von Hakan Calhanoglu gestoppt
© getty

Spanien hat auch das zweite Spiel bei der EURO 2016 in Frankreich gewonnen. Die Iberer siegten am zweiten Spieltag der Gruppe D gegen die Türkei mit 3:0 (2:0) und sind somit mit sechs Punkten bereits sicher fürs Achtelfinale qualifiziert.

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Vor 35.000 Zuschauer im Stade de Nice dominierten die Spanier die Partie von der ersten Minute an. Es dauerte 34 Minuten, bis sie den türkischen Abwehrriegel knackten und Alvaro Morata das 1:0 erzielte. Nur drei Minuten später erhöhte Nolito (37.) auf 2:0.

Unmittelbar nach dem Seitenwechsel machten die Iberer in Person von Morata (48.) alles klar. Der Stürmer erzielte sein zweites Tor und stellte den 3:0-Endstand her. Zum ersten Mal bei dieser EM erzielte ein Team damit mehr als zwei Tore.

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Auch zwei irre Serien der Spanier gehen somit weiter. Der Titelverteidiger ist inzwischen seit 690 Minuten ohne Gegentor und seit 14 EM-Spielen ungeschlagen (elf Siege, drei Remis). Ihre letzte Niederlage kassierten die Iberer im Juni 2004 beim 0:1 gegen Portugal.

Während Spanien somit bereits fürs Achtelfinale qualifiziert ist, hat die Türkei trotz der Niederlage weiterhin Chancen auf Platz drei. Im Parallelspiel der Gruppe D trennten sich Tschechien und Kroatien 2:2.

Reaktionen:

Vicente del Bosque (Trainer Spanien): "Wir haben sehr gut gespielt. Noch haben wir nichts erreicht, wir müssen genauso weitermachen. Álvaro Morata hat gut gearbeitet und sich für die Mannschaft aufgeopfert, wir sind sehr zufrieden mit ihm. Wenn es möglich ist, möchten wir als Gruppensieger weiterkommen."

Fatih Terim (Trainer Türkei): "Sie waren besser als wir, ich bin nicht zufrieden mit unserem Spiel, wir sind auseinandergefallen, haben einfach aufgehört. Das hat mir nicht gefallen. Ich werde das nicht akzeptieren und das Notwendige tun. Ich bitte unsere Nation, uns gegen Tschechien noch einmal zu unterstützen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Spaniens Coach Vicente del Bosque sieht nach dem Sieg gegen Tschechien keinen Anlass, sein Team zu verändern. Er schickt die Elf aus dem ersten Gruppenspiel ins Rennen. Das heißt auch, dass erneut De Gea den Vorzug vor Casillas erhält.

Auf türkischer Seite gibt's eine Veränderung in der Startelf: Die einzige Spitze Tosun muss nach seinem enttäuschenden Auftritt gegen Kroatien zunächst auf die Bank. Für ihn spielt Yilmaz an vorderster Front.

11.: Alba startet einen Flügellauf über links und schließt diesen mit einer flachen Hereingabe ab. In der Mitte ist Balta vor Morata zur Stelle und klärt in höchster Not. Allerdings ist das recht knapp, die Kugel springt an den linken Außenpfosten.

26.: In aussichtsreicher Position bekommt die Türkei einen Freistoß zugesprochen. In zentraler Lage macht sich Calhanoglu zur Ausführung bereit. Aus mehr als 25 Metern zirkelt der Leverkusener die Kugel mit dem rechten Fuß über die Mauer, aber auch knapp über die Querlatte des spanischen Tores.

34., 1:0, Morata: Nolito flankt von der linken Seite mit Zug zum Tor. Im Zentrum bekommt Morata ungewohnt viel Freiraum, da Topal pennt. Der Angreifer steigt unbedrängt hoch und verlängert die Hereingabe mit dem Kopf aus etwa sieben Metern ins obere rechte Eck.

37., 2:0, Nolito: Aus zentraler Position hebt Fabregas die Kugel steil in den Strafraum. Dort geht Topal mit dem Kopf dazwischen. Der Innenverteidiger bekommt das Spielgerät allerdings nicht weg und fabriziert stattdessen eine Kerze. Sieben Meter vor dem Tor nimmt Nolito diesen Ball direkt mit dem rechten Fuß und netzt flach ins linke Eck ein.

48., 3:0, Morata: Iniesta spielt den genialen Pass in die Spitze. Alba dringt auf links frei in den Sechzehner ein. Klug legt der Außenverteidiger quer. Morata hat keinerlei Mühe und schiebt locker ein. Ganz sauber ist die Aktion aber nicht, denn eigentlich befindet sich Alba in Abseitsposition. In der Entstehung waren alle Feldspieler außer Pique beteiligt.

Fazit: Spanien dominiert die Partie von der ersten Minute an und knackt den türkischen Riegel schnell. Die Türkei beginnt eigentlich gut geordnet, verliert nach einer halben Stunde allerdings die Kontrolle. Letztlich ein mehr als verdienter Sieg der Iberer.

Der Star des Spiels: Alvaro Morata. Spanien hat wieder eine echte Neun! Der Juve-Stürmer agierte als einziger nomineller Stürmer an vorderster Front und wurde oft als Wandspieler gesucht. Er ließ sich immer wieder stark zwischen die Linien fallen und hielt die Bälle geschickt - oft gegen mehrere Gegenspieler. Belohnte sich mit zwei Toren. Ebenfalls bärenstark: Iniesta und Nolito.

Der Flop des Spiels: Mehmet Topal. Der Innenverteidiger gehörte zu den Türken mit den meisten Ballaktionen, er spielte kaum einen Fehlpass und gewann gute 75 Prozent seiner Zweikämpfe. In den entscheidenden Aktionen versagte der Fener-Verteidiger allerdings. Er ließ Morata beim 0:1 im Rücken entwischen, beim zweiten Gegentor legte er Nolito den Ball direkt vor die Füße. Die ersten beiden spanischen Tore gehen somit komplett auf seine Kappe.

Der Schiedsrichter: Milorad Mazic (Serbien). Zeigte mit den frühen Gelben Karten gegen Ramos (1. Minute) und Yilmaz (9.) ganz schnell, wer Herr im Haus ist. Ließ die Partie im Anschluss gut laufen und unterbrach nicht unnötig. Übersah vor dem 3:0 allerdings die deutliche Abseitsstellung von Alba.

Das fiel auf:

  • Von Beginn an entwickelte sich das erwartete Spielchen. Die Iberer ließen den Ball in gewohnter Manier lange durch die eigenen Reihen zirkulieren und schnürten die Türken weit hinten ein. Pique und Ramos standen oft 20 Meter jenseits der Mittellinie. Die Türkei versuchte in einem defensiven 4-5-1, dem spanischen Angriffsfußball Herr zu werden. Dies gelang zunächst gut. Die Türken gingen sichtbar aggressiv in die Partie, hatten zunächst eine gute Grundordnung und zwangen die Iberer zu mehreren Unsicherheiten. Auch durch das teilweise offensive Anrennen erzwangen die Türken Fehlpässe in gefährlichen Bereichen.
  • Ab der 30. Minute wurde das Spiel der Türken schlampiger. Yilmaz trabte oft unmotiviert zurück, statt die Innenverteidiger anzulaufen. Auch der Ballführende wurde längst nicht mehr mit der nötigen Entschlossenheit bedrängt. So wurde Nolito vor dem 1:0 kaum gestört und konnte völlig unbedrängt zur Flanke ansetzen.
  • Fabregas und Busquets zog es auffällig oft auf die linke Seite. Da auch der nominelle rechte Flügelspieler Silva immer weit in die Mitte rückte, entstand im spanischen Spiel ein deutlich sichtbares Ungleichgewicht. Nahezu jeder Angriff der Spanier ging - ähnlich wie beim DFB - über die linke Seite. Mit Alba und Nolito fanden die Spanier dabei zudem Spieler, die immer wieder die direkten Duelle auf der Außenbahn gewannen und zur Grundlinie durchbrachen. Alleine im ersten Durchgang kamen von beiden Spielern neun Flanken nach innen. Auf den ersten gefährlichen Angriff über rechts mussten die Spanier 32 Minuten warten.
  • Die Iberer schalteten nach dem 3:0 deutlich zurück, hielten den Ball geschickt in den eigenen Reihen und machten nur noch das Nötigste. Gegen harmlose Türken reichte das allerdings vollkommen. Letztlich ein überzeugender Auftritt der Spanier, die die Löcher der Türken schnell fanden und hinten gut standen.

Spanien - Türkei: Die Statistik zum Spiel

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