EM

Effiziente Portugiesen schlagen Dänemark

Von Jochen Tittmar / Stefan Petri
Portugal und Dänemark lieferten sich in Lwiw eine umkämpfte Partie
© Getty

Am 2. Spieltag der Gruppe B hat Portugal mit 3:2 (2:1) gegen Dänemark gewonnen und die ersten Punkte bei der EM 2012 geholt. In der Tabelle sind die beiden deutschen Gruppengegner damit mit jeweils drei Zählern punktgleich und besitzen noch alle Chancen aufs Viertelfinale.

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Vor 31.840 Zuschauern in Lwiw ging Portugal durch Tore von Pepe (24.) und Postiga (36.) in Führung. Dänemarks kam durch Bendtner (41. und 80.) zum Ausgleich, doch der eingewechselte Varela traf zum Sieg für die Portugiesen (87.)

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Reaktionen:

Morten Olsen (Trainer Dänemark): "Es ist ein schreckliches Gefühl, so kurz vor Schluss zu verlieren. Wir haben eine großartige Aufholjagd hingelegt. Wir hatten auch ein bisschen Pech. Wir haben tolle Tore erzielt, aber es geht nicht darum, wer die schöneren erzielt. Beim letzten waren schon einige müde, so etwas passiert im Fußball."

Paulo Bento (Trainer Portugal): "Das war ein verdienter Sieg, obwohl wir das Spiel früher hätten entscheiden müssen. Wir waren über weite Strecken das bessere Team. Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatten wir viele Chancen, das dritte Tor zu machen. Ich habe immer an die Spieler geglaubt - auch nach dem 2:2."

Cristiano Ronaldo über die Messi-Gesänge der Dänemark-Fans: "Letzes Jahr um diese Zeit ist Messi aus der Copa America ausgeschieden. Das ist schlimmer, oder? Ich bin immer noch bei der EM und kämpfe um das Weiterkommen. Ich fühle mich gut!"

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Beide Trainer vertrauen den Startformationen vom 1. Spieltag. Dänemark also wieder im 4-2-3-1 mit Bendtner im Sturm, Portugal mit Ronaldo und Nani auf den offensiven Flügeln.

24., 0:1, Pepe: Moutinho mit dem Eckball von links. Am kurzen Pfosten hat sich Pepe von Agger davon gestohlen und nickt ein - erstes Turniertor für die Portugiesen.

36., 0:2, Postiga: Dänemark lässt Coentrao links marschieren und flanken. Poulsen köpft den Ball halbherzig raus. Nani passt von rechts flach auf den kurzen Pfosten. Postiga ist schneller als Kjaer und trifft mit seinem ersten Torschuss dieser EM.

41., 1:2, Bendtner: Eine Hereingabe von halbrechts findet Krohn-Dehli am langen Pfosten. Der köpft die Kugel über Rui Patricio hinweg in die Mitte. Dort steht nur noch Bendtner und nickt das Ding ins leere Tor.

50.: Flankenwechsel von Nani, Postiga lässt in der Mitte durch, so dass Ronaldo auf links frei durch ist und aufs Tor zuläuft. Mit dem Flachschuss von der Strafraumgrenze hat der Keeper aber kein Problem.

62.: Nach einer Jacobsen-Hereingabe wird das Leder zu Kvist abgefälscht. Der nimmt den Ball nimmt aus 25 Metern direkt - ganz knapp rechts oben vorbei.

78.: Ronaldo wird von Nani bedient und steht dann mutterseelenallein vor Andersen. Mit rechts schiebt er den Ball neben den Kasten und haut dabei auch ein wenig in den Rasen - Riesenchance!

80., 2:2, Bendtner: Lars Jacobsen flankt von rechts an den langen Pfosten, wo sich Bendtner von Pepe absetzt und den Ball ins kurze Eck köpft. Rui Patricio bringt den Handschuh an den Ball, aber vom linken Pfosten springt er rein.

87., 2:3, Varela: Coentrao flankt von links und findet Varela, der beim ersten Versuch noch über den Ball tritt. Versuch zwei aus der Drehung sitzt aber im rechten Eck.

Fazit: Ein Sieg portugiesischer Effizienz gegen bemühte, offensiv aber zu ausrechenbare Dänen.

Der Star des Spiels: Nicklas Bendtner. Rieb sich in unzähligen Zweikämpfen und Luftduellen auf, gab jedoch nie auf und war ständig anspielbar. Ließ sich auch immer wieder geschickt fallen und holte sich einige Bälle früher ab. Schaltete bei seinem ersten Treffer als einziger schnell genug und stahl sich beim zweiten Tor von Pepe davon.

Der Flop des Spiels: Simon Poulsen. Biedere Vorstellung des Linksverteidigers, der offensiv überhaupt nichts zustande brachte und gegen Nani viel zu zaghaft agierte, nicht nur beim 0:2. Gewann nur 30 Prozent seiner Zweikämpfe und wies damit die schwächste Quote bei den Dänen auf.

Der Schiedsrichter: Craig Thomson aus Schottland zeigte eine ordentliche Leistung in einem fairen Spiel, hätte bei strenger Regelauslegung Meireles' Handspiel im Laufduell gegen Krohn-Dehli (29.) mit Rot bestrafen müssen.

Die Trainer:

Morten Olsen: Gab diesselbe Marschroute wie schon gegen Holland aus und erreichte zunächst die defensive Kompaktheit dank offensivschwacher Portugiesen. Im Grunde ging seine Rechnung erneut auf, Dänemark biss sich ins Spiel. Offensiv ist das Spiel jedoch zu sehr auf Bendtner ausgelegt, ein zweiter Stürmer wäre eine Möglichkeit gewesen, diese Statik aufzulösen.

Paulo Bento: Dass der jüngste Trainer der EM seiner ersten Elf erneut vertraute, war folgerichtig. Postiga hielt diesmal das Sturmzentrum und war dort besser ins Spiel eingebunden als noch auf der Außenbahn gegen Deutschland. Hatte mit der Einwechslung von Varela ein glänzendes Händchen und darf nach der Kritik in der Heimat nun erstmal durchatmen.

Das fiel auf:

 

  • Dänemark ließ sich anfangs bei gegnerischem Ballbesitz tief fallen und doppelte die Außen. Da die Spielmacherposition nicht besetzt ist, behalf sich Portugal wie schon gegen Deutschland mit einigen langen Bällen aus der Abwehrzentrale heraus - ohne Erfolg.
  • Portugal schaltete zu Beginn viel zu langsam um, agierte eindimensional in der Offensive. Ronaldo war in den ersten 25 Minuten fast gar kein Faktor, Postiga nicht in der Lage, Bälle im vorderen Drittel fest zu machen.
  • Nach der Führung empfingen die Portugiesen den Gegner etwas tiefer, Ronaldo rochierte zudem öfter nach innen und fand dort Räume, um seine Schnelligkeit auszuspielen. Dänemark offensiv total blass und ohne effizientes Flügelspiel. Auch defensiv stimmten nach der Auswechslung von Zimling die Abstände zwischen den Gliedern der Kette nicht, das 0:2 war ganz schwach verteidigt.
  • Portugals Defensivarbeit überzeugte erneut mit gutem Stellungsspiel und gesunder Zweikampfhärte. Negativ: Neben den beiden Patzern bei den Gegentoren ist die Vorwärtsbewegung der Außenverteidiger verbesserungswürdig. Pereira und Coentrao - trotz seiner Vorarbeit zum 3:2 - hinterlaufen ihre Vordermänner zu selten.
  • Portugal setzte im zweiten Durchgang ausschließlich auf Konter und überließ Dänemark die Initiative. Dabei wirkten die Skandinavier zwar bemüht, verloren den Ball aber relativ häufig. Bisweilen fehlte ein Ankurbler, der Bälle fordert und frei werdende Räume mit präzisen Pässen schnell genug besetzt. Bendtner ließ sich deshalb immer wieder fallen und verteilte die Bälle, meist auf die rechte Seite.

 

Dänemark - Portugal: Daten zum Spiel

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