EM

Trotz Sieg: Spanien kann nicht voll überzeugen

Von SPOX
Xavi (2.v.r.) und seine Kollegen vom FC Barcelona waren gegen China wieder mit von der Partie
© Getty

Erstmals vor der EM konnte Spanien mit den Stars vom FC Barcelona und Athletic Bilbao testen. Erst spät im zweiten Durchgang gelang den Iberern gegen aufopferungsvoll kämpfende Chinesen das Tor des Tages. Die Niederlande hat völlig überforderte Nordiren eine herbe 6:0-Klatsche verpasst. Die Engländer haben ihr abschließendes Testspiel gegen einen starken Gegner aus Belgien knapp mit 1:0 gewonnen. Auch Polen und Dänemark feierten gelungene Generalproben.

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Spanien - China 1:0 (0:0)

Tore: 1:0 David Silva (84.)

Am Sonntagabend empfing Welt-und Europameister Spanien die chinesische Nationalmannschaft zur Generalprobe vor der EM-Endrunde. Obwohl die frischgebackenen Pokalsieger vom FC Barcelona seit dieser Woche wieder bei der Seleccion weilten, verzichtete Spaniens Nationaltrainer Vincente del Bosque gleich auf fünf Barca-Stars in der Startelf.

Neben dem angeschlagenen Cesc Fabregas mussten auch Victor Valdes, Andres Iniesta, Pedro und Gerard Pique zunächst auf der Bank Platz nehmen. In der spanischen Innenverteidigung probte Del Bosque den Ernstfall und stellte Raul Albiol neben Sergio Ramos.

Gegen aggressiv auftretende Chinesen taten sich die Spanier im ersten Durchgang ungewohnt schwer. Während man sich im Angriff vor allem über die agilen Silva, Xavi und Alvaro Negredeo zu zahlreichen Chancen kombinierte, offenbarte die neuformierte Defensive bei schnell vorgetragenden Kontern einige Schwächen.

Erst in der zweiten Halbzeit kam eine völlig veränderte spanische Mannschaft auf den Platz. Angeführt von den eingewechselten Iniesta, Jesus Navas und Fernando Torres schnürten die Iberer China nun komplett in derren Hälfte ein.

Doch trotz mehr als 75 Prozent Ballbesitz und einer Fülle an Torgelegenheiten rannten Torres und Co. bis kurz vor Schluss gegen eine unsichtbare Mauer. Erst David Silva erlöste die Furia Roja sechs Minuten vor dem Ende nach Zuspiel von Iniesta und bescherrte Spanien so einen gelungenen Abschlusstest vor der EM.

Holland - Nordirland 6:0 (4:0)

Tore: 1:0, 3:0 van Persie (11., 28.), 2:0 Sneijder (15.), 4:0, 5:0 Afellay (37., 52.), 6:0 Vlaar (78.)

Im letzten Test vor der EM haben sich die Spieler von Holland eher im Scheibenschießen als im Fußball geübt. Der deutsche Gruppengegner hatte gegen völlig überforderte Nordiren Chancen im Minutentakt. Vor allem die Angriffsreihe um Arjen Robben, Ibrahim Afellay, Wesley Sneijder und Robin van Persie zerpflückte mit schnellen Kombinationen die Hintermannschaft Nordirlands.

Den Torreigen eröffnete Robin van Persie in der 11. Minute. Eine perfekt einstudierte Eckballvariante brachte das 1:0. Sneijder spielte den Ball kurz auf Mark van Bommel, der direkt zurück auf Sneijder passte. Der Spielmacher flankte aus vollem Lauf auf den zweiten Pfosten, wo van Persie aus extrem spitzem Winkel die Kugel perfekt in die Maschen köpfte.

Nur vier Minuten später sorgte Inter-Star Sneijder mit einem direkt verwandelten Freistoß aus 20 Metern für das 2:0. Van Persie schnürte noch vor der Pause seinen Doppelpack. Shane Ferguson spielte den Ball im Strafraum mit der Hand. Völlig zurecht gab es Elfmeter. Der Gunner trat an und versenkte den Ball locker ins untere rechte Eck.

Das vierte und fünfte Tor besorgte Afellay. Bei beiden Toren wurde er mustergültig von Robben und van Persie bedient. Die drei haben definitiv ein aussagekräftiges Bewerbungsschreiben für die Startelf bei den EM-Spielen abgegeben. Den Schlusspunkt besorgte ein Verteidiger. Ron Vlaar kam nach einer Ecke vom überragenden Afellay völlig frei zum Kopfball und machte das halbe Dutzend voll.

Es war ein richtig überzeugender Auftritt der Elftal, aber man muss anmerken, dass Nordirland nicht auf europäischem Niveau gespielt hat.

England - Belgien 1:0 (1:0)

Tore: 1:0 Welbeck (36.)

Für das letzte Testspiel vor der EM hatte sich England mit Belgien einen schweren Brocken ausgesucht. Die große Frage vor dem Match war: Wie kompensieren die Engländer das schockierende EM-Aus von Mittelfeldstratege Frank Lampard? Nach dem Spiel muss man trotz des Sieges sagen: Da ist noch viel Luft nach oben bei den Three Lions!

Die Engländer begannen in der Offensive aufgrund der Sperre von Wayne Rooney wenig überraschend ohne den ManUnited-Star und mit Alex Oxlade-Chamberlain. Zwischen Spitze und Mittelfeld sollte Ashley Young für Belebung und Ideen sorgen.

In den ersten 30 Minuten war das Spiel geprägt von vielen Fouls. Richtiger Spielfluss wollte nicht aufkommen. Die erste brenzlige Situation gab es in der 18. Minute. Marouane Fellaini leitete mit einem wunderbaren Heber auf Dries Mertens die erste Chance des Spiels ein. Aber Mertens räumte vor dem Kasten Gary Cahill unfair aus dem Weg und sah zurecht Gelb. Cahill musste daraufhin sogar ausgewechselt werden.

Das große EM-Tippspiel: Mitmachen und absahnen!

Die Belgier waren bis dahin besser im Spiel, aber nicht zwingend genug. Die Engländer standen auch ohne Cahill hinten sehr sicher, nur nach vorne ging nicht viel. Man merkte, dass die wichtigen Impulse von Lampard fehlten. Erst in der 36. Minute kamen die Three Lions erstmals gefährlich vor den Kasten der Belgier und promt klingelte es.

Kapitän Steven Gerrard eroberte ganz stark in der belgischen Hälfte den Ball und leitete diesen direkt auf Young weiter. Der 26-Jährige hatte eine richtig gute Idee und schickte Danny Welbeck steil. Der ManUnited-Angreifer tauchte völlig frei vor Keeper Mignolet auf und lupfte die Pille gekonnt ins Netz.

Die zweite Hälfte verlief ähnlich zerfahren - aufgrund der vielen Wechsel, die vorgenommen wurden, verständlich. Offensiv-Aktionen waren bis zur 75. Minute Mangelware. Erst in der letzten Viertelstunde wachten beide Teams noch einmal auf. Timmy Simmons prüfte in der 78. Minute das Aluminum. In der 81. Minute tat es ihm der eingewechselte Jermain Defoe auf Seiten der Engländer gleich und traf ebenfalls nur den Pfosten.

England hat zwar das Spiel gegen einen ernstzunehmenden Gegener gewonnen, aber es war noch nicht die ganz große Vorstellung der Three Lions. Belgien hätte mit ein wenig mehr Abgeklärtheit durchaus als Sieger vom Platz gehen können.

Portugal - Türkei 1:3 (0:1)

Tore: 0:1, 0:2 Bulut (35., 52.), 1:2 Nani (57.), 1:3 Pepe (88./Eigentor)

Der deutsche EM-Auftaktgegner Portugal trat im letzten Spiel vor der EM zu einem echten Härtetest gegen die Türkei an. Die Portugiesen, um Superstar Cristiano Ronaldo, waren in der ersten halben Stunde die bestimmende Mannschaft. Schon nach 40 Sekunden hatte der Ex-Bremer Hugo Almeida die erste dicke Möglichkeit. Nach Flanke von Ronaldo setzte er völlig freistehend den Kopfball über den Kasten. In der Folgezeit entwickelte sich eine richtig starke Partie auf beiden Seiten.

In der 29. Minute hatte Almeida die nächste dicke Chance, Portugal in Führung zu schießen. Er scheiterte aber nach einem Eckball an der Latte. Jetzt wachten auch die Türken auf und hatten durch Hamit Altintop die erste Möglichkeit. Einen Freistoß aus gut 28 Metern setzte der Real-Profi an den Pfosten.

Nach 35 Minuten klingelte es das erste Mal. Der Fürther Sercan Sararer drang über links in den Strafraum ein, setzte sich gegen zwei Verteidiger durch und passte den Ball flach an den Fünfer. Umut Bulut war schneller am Ball als Fabio Coentrao und schob unbedrängt ein.

Kurz vor der Pause hatte Ronaldo den Ausgleich auf dem Fuß, aber der 27-Jährige verzog völlig frei vor Volkan Demirel und setzte die Kugel knapp neben den Kasten.

Kurz nach der Pause erhöhte die Türkei dann auf 2:0. Aus deutscher Sicht erfreulich: dem Treffer ging wieder ein eklatantes Abwehrverhalten der Portugiesen voraus. Die Hintermannschaft verlor in der eigenen Hälfte den Ball und Umut Bulut ließ sich nicht lange bitten und netzte eiskalt aus 17 Metern zum 2:0 ein.

In der Offenisve ließen die Portugiesen aber hin und wieder ihre Klasse aufblitzen. So auch in der 57. Minute, als sie sich über Ronaldo vor den Sechzehner kombinierten und Nani per sattem Flachschuss von der rechten Seite zum Anschlusstreffer traf.

In der 63. Minute hatte CR7 dann die große Chance zum Ausgleich, aber dem Superstar versagten vom Punkt die Nerven. Demirel hielt den schwach geschossenen Elfmeter.

Den Schlusspunkt setzte ebenfalls ein Portugiese. Pepe traf aber nicht zum Ausgleich in der 88. Minute, sondern ins eigene Tor.

Kroatien - Norwegen 1:1 (0:0)

Tore: 1:0 Eduardo (79.), 1:1 Elyounoussi (90.+1)

Kroatien hat eine Woche vor Beginn der EM in seinem letzten Testspiel gegen Norwegen nur ein Unentschieden erzielt. Die Kroaten hatten in den Skandinaviern am Samstag einen unbequemen Gegner: Eduardo schoss die Kroaten zwar in der 79. Minute in Führung, kurz vor Schluss gelang Tarik Elyounoussi aber noch der Ausgleich im heimischen Oslo. Kroatien bestreitet sein EM-Auftaktspiel in Posen am 10. Juni gegen Irland.

Dänemark - Australien 2:0 (1:0)

Tore: 1:0 Agger (Elfmeter/32.), 2:0 Bjelland (68.)

Deutschlands Gruppengegner Dänemark geht mit einem Sieg im Rücken in die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. In Kopenhagen schlug die Mannschaft von Trainer Morten Olsen am Samstag Australien 2:0 und zeigte sich im Vergleich zur 1:3-Niederlage gegen Brasilien eine Woche zuvor in Hamburg zumindest phasenweise verbessert.

Innenverteidiger Daniel Agger (32. Minute) verwandelte einen an ihm selbst verursachten Foulelfmeter, im zweiten Abschnitt erzielte Andreas Bjelland nach einer Ecke aus kurzer Distanz das 2:0 (68.). Australien agierte insgesamt zu harmlos, um die auch diesmal nicht immer sattelfeste dänische Innenverteidigung ernsthaft zu gefährden.

In Kopenhagen stand wie erwartet Stephan Andersen, der nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Stammkeeper Thomas Sörensen wohl auch als Nummer eins in die EM gehen wird, im Tor. Dänemark startet am 9. Juni in Charkiw gegen die Niederlande in die Europameisterschaft.

Polen - Andorra 4:0 (3:0)

Tore: 1:0 Obraniak (13.), 2:0 Lewandowski (37.), 3:0 Blaszczykowski (Elfmeter/39.), 4:0 Wasilewski (Elfmeter/77.)

Polen hat auch sein letztes Testspiel vor der Europameisterschaft im eigenen Land gewonnen. Nach den 1:0-Erfolgen über Lettland und die Slowakei besiegte der Co-Gastgeber am Samstag im Warschauer Legia-Stadion Andorra 4:0.

Ludovic Obraniak sorgte in der 13. Minute für die Führung, die beiden Dortmunder Profis Robert Lewandowski (37.) und Jakub Blaszczykowski (39., Elfmeter) erhöhten noch vor der Pause. Marcin Wasilewski verwandelte in der 77. Minute einen weiteren Elfmeter zum 4:0-Endstand. Im Eröffnungsspiel der EM trifft Polen am 8. Juni in Warschau auf Griechenland.

Der EM-Spielplan im Überblick

 

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