Gladbach gewinnt irren Krimi gegen Leverkusen

Von Stefan Rommel / Markus Matjeschk
Bayer-Keeper Rene Adler ware wie hier gegen Marco Reus (l.) fast nicht zu überwinden
© Getty

Borussia Mönchengladbach steht im Achtelfinale des DFB-Pokals. Im rheinischen Derby setzten sich die Gladbacher gegen Bayer Leverkusen mit 6:5 (1:1, 0:0, 0:0) nach Elfmeterschießen durch. In einem dramatischen und zeitweise auch hochklassigen Spiel war Christofer Heimeroth am Ende der Matchwinner für die Borussia, während Patrick Helmes mit zwei verschossenen Elfmetern zur tragischen Figur wurde.

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Eren Derdiyok (107.) brachte Bayer in der zweiten Halbzeit der Verlängerung vermeintlich schon auf die Siegerstraße, aber nur 79 Sekunden später glich Mohamadou Idrissou aus (109.).

Im Elfmeterschießen scheiterte Helmes, der schon in der regulären Spielzeit mit einem Foulelfmeter gescheitert war, an Gladbachs Keeper Heimeroth.

Reaktionen:

Jupp Heynckes (Trainer Bayer Leverkusen): "Ich finde, dass wir sehr guten Fußball gespielt haben, dass wir nach dem 1:0 den Sack hätten zumachen müssen. Das müssen wir uns vorwerfen, aber nicht das Elfmeterschießen. Das Spiel hätte heute zwei Sieger verdient gehabt."

Rene Adler (Bayer Leverkusen): "Fakt ist: Wir sind raus. Ich kann mir von meiner Leistung nichts kaufen. Es tut unheimlich weh, weil wir uns vorgenommen hatten, weiterzukommen. Wir wollten ins Finale kommen, wir haben vor zwei Jahren gesehen, wie schön das ist, wie geil das ist, in Berlin zu spielen. Das haben wir uns vorgenommen, obwohl wir viele Spiele in den Beinen haben. Das hat man gesehen, wir sind sehr schleppend ins Spiel gekommen, haben toll gekämpft, aber es wurde nicht belohnt."

Christopher Heimeroth (Borussia Mönchengladbach: "Ich bin ja schon ein paar Jahre im Geschäft. Deswegen war ich eher freudig erregt als nervös. Ich hatte Helmes eigentlich auch als sehr sicheren Schützen im Gedächtnis. Ich war schon beim ersten überrascht. Da hat er mich gut verladen und dann vorbeigeschossen. Beim zweiten Mal hat er dann wahrscheinlich angefangen nachzudenken. Dann ist es eh immer vorbei."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bailly mit der angekündigten Pause, dafür Heimeroth im Tor. Gladbach zudem mit Schachten links hinten und zwei Viererketten, Idrissou auf der rechten Außenbahn. Reus als freier Mann in der Offensive, Bobadilla als Rammbock vorne drin.

Leverkusen lässt Rolfes zunächst auf der Bank, für Hyypiä verteidigt Reinartz innen. Schwab auf rechts in der Viererkette.

2.: Schachten ist über links durch, geht bis zur Grundlinie und spielt die Kugel scharf nach innen. Adler ist mit einer Hand dran und muss beim Nachschuss von Reus Kopf und Kragen riskieren!

6.: Marx steckt wunderbar durch auf Idrissou. Der Kameruner wackelt Adler aus und ist eigentlich schon an ihm vorbei, da fährt Bayers Keeper die Hand aus und fischt Idrissou die Kugel vom Fuß.

19.: Mit zwei schnellen Haken verschafft sich Helmes im Sechzehner den nötigen Platz. Vollspann aus halbrechter Position. Heimeroth muss erstmals eingreifen.

22.: Reus startet im richtigen Moment und bekommt die Pille punktgenau in den Lauf serviert. Kurzer Blick nach oben und das Auge für den besser postierten Bobadilla, doch der scheitert aus acht Metern völlig frei an Adler!

35.: Schachten bugsiert die Kugel artistisch mit der Hacke aus dem Lauf heraus aufs eigene Gehäuse. Heimeroth muss sich mächtig strecken, um die Bogenlampe zu entschärfen.

53.: Idrissou flankt von der rechten Eckfahne auf den ersten Pfosten. Reus schraubt sich nach oben und köpft scharf aufs kurze Eck. Adler setzt zur Flugeinlage an und wischt den Ball aus dem Winkel.

61.: Elfmeter für Bayer! Daems läuft Helmes im Laufduell hinterher und trifft Leverkusens Angreifer unabsichtlich am Fuß.

63., Helmes verschießt: Der Nationalspieler verlädt Heimeroth, setzt den Ball aber knapp neben den rechten Pfosten.

68.: Doppelchance Bayer. Erst bringt Derdiyok das Kunststück fertig und schießt Heimeroth aus drei Metern an. Dann köpft Friedrich unbedrängt aus fünf Metern drüber.

100.: Halblinke Position: Kadlec packt aus dem Stand den Hammer aus und schickt die Kugel auf die Reise. Am langen Kreuzeck touchiert die Kugel das Aluminium!

107., 0:1, Derdiyok: Jörgensen wird im Sechzehner nicht angegriffen. Querpass auf Derdiyok, den die Gladbacher Deckung völlig vergessen hat. Schuss aus zehn Metern, Heimeroth an die rechte Hacke und von da ins Tor.

109., 1:1, Idrissou: Schwaab klärt eine Hereingabe per Kopf halbgar in die Mitte. Idrissou schnappt sich die Kugel vor Friedrich und netzt flach rechts unten ein. Adler hat keine Chance.

Elfmeterschießen: Heimeroth hält den dritten Elfmeter von Leverkusen von Helmes.

Fazit: Ein Spiel, das locker auch 5:5 hätte ausgehen können, gewinnt Gladbach am Ende glücklich.

Der Star des Spiels: Rene Adler hatte schon längere Zeit nicht mehr so viel zu tun wie gegen die Borussia. Was er aber vor allen Dingen in der ersten Halbzeit hielt, war grandios. Adler entschärfte insgesamt vier Eins-gegen-eins-Situationen, hielt auch sonst stark. Bei ihm konnte sich Leverkusen bedanken, dass die Partie nicht schon in der ersten Halbzeit entschieden war.

Die Gurke des Spiels: Patrick Helmes erlebte schon einen Abend zum vergessen. Zuerst war Leverkusens Stürmer gar nicht im Spiel, dann vergab er zwei dicke Möglichkeiten. In der zweiten Halbzeit hätte er das Spiel mit einem Foulelfmeter entscheiden können, traf aber noch nicht mal das Tor. Im Elfmeterschießen war er dann mit seinem zweiten verschossenen Elfmeter der einzige Fehlschütze.

Die Pfeife des Spiels: Wolfgang Stark reiste mit der Bürde einer schwachen Leistung zuletzt bei Dortmund gegen Hoffenheim an und machte seine Sache dieses Mal gewohnt souverän. Der Elfmeterpfiff war eine harte, aber vertretbare Entscheidung. Das Foul an Arango außerhalb des Strafraums zu verlegen, ebenfalls. Insgesamt hatte Stark ein zwar kampfbetontes, aber auch faires Spiel gut im Griff.

Die Analyse: Tag der offenen Tür in Gladbach - nur wollten beide Teams die zahllosen Geschenke nicht annehmen.

Gladbach zeigte eine tolle Reaktion auf die Nackenschläge der letzten Wochen und überrumpelte Bayer in der ersten Halbzeit förmlich. Die Umstellung von Trainer Frontzeck auf ein 4-4-1-1 fruchtete schnell, seine Mannschaft zeigte endlich mal wieder die angemessene Einstellung und Leidenschaft zum Spiel.

Reus, der fast frei von Defensivaufgaben war, startete immer wieder mit Tempo aus dem Mittelfeld in die großen Räume, die sich zwischen Leverkusens Viererkette und dem Mittelfeld auftaten und hatte somit jede Menge gefährlich Situationen im Eins-gegen-eins.

Bayer fand dagegen 45 Minuten lang kein Mittel. Im Gegenteil: Die Gäste verhedderten sich in einem viel zu komplizierten Aufbauspiel und spielten überproportional viele Fehlpässe. Erst eine zünftige Halbzeitansprache von Trainer Heynckes brachte Besserung.

Im Laufe der Partie bekam Leverkusen das Geschehen immer mehr in den Griff und hatte am Ende zwei Drittel Ballbesitz. Allerdings offenbarten, wie auch auf der Gegenseite, die sonst so eiskalten Stürmer unglaubliche Abschlussschwächen.

Mönchengladbach - Leverkusen: Daten zum Spiel