O'Shea schockt schwache DFB-Elf

Toni Kroos traf per Fernschuss zum 1:0 für Deutschland gegen Irland
© getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat am 3. Spieltag der EM-Qualifikation den nächsten Rückschlag erlitten. Nach der Niederlage in Polen kam das Team von Bundestrainer Joachim Löw zuhause gegen Irland nur zu einem 1:1 (0:0).

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Vor 51.204 Zuschauern in der Arena auf Schalke brachte Toni Kroos mit seinem achten Länderspieltor (71.) die deutsche Nationalmannschaft in Führung. In der vierten Minute der Nachspielzeit gelang John O'Shea der glückliche Ausgleich für Irland.

Die Iren liegen mit sieben Punkten damit punktgleich mit Polen an der Spitze der Gruppe D, Deutschland hat drei Zähler Rückstand und belegt Platz drei.

Deutschland trifft am nächsten Spieltag der EM-Qualifikation am 14. November in Nürnberg auf Gibraltar. Die Iren treten in Schottland an.

Reaktionen:

Joachim Löw (Deutschland): "Enttäuscht sind wir alle. Ich glaube, das war die einzige Chance von Irland, dann fällt das Tor. In den letzten paar Minuten waren wir einfach auch naiv. Es war ein schwieriges Spiel, Irland stand mit allen Leuten hinten drin. Wir mussten Geduld haben. Es war klar, dass wir vielleicht nicht so viele Chancen herausspielen. Wir haben in diesem Spiel nicht die Breite genutzt."

Toni Kroos (Deutschland): "Wir sind natürlich enttäuscht. Das war unnötig. Wir haben über weite Strecken gut gespielt. Am Ende haben wir nicht die Ruhe bewahrt. Das ist mir unverständlich. Wir haben unsere Spielweise in den letzten fünf Minuten verloren."

Mario Götze (Deutschland): "Wir haben es über weite Strecken sehr, sehr gut gemacht. Es ist so ärgerlich, dass wir in der letzten Minute das Tor kassieren. Normalerweise ist das ein sicheres Ding. Wir haben die Fähigkeiten und die Möglichkeiten, das Spiel zu gewinnen. Es ist sehr ärgerlich, dass es so gelaufen ist."

Antonio Rüdiger (Deutschland): "Die Iren standen mit zehn Mann in der eigenen Hälfte. Ende der ersten Halbzeit haben wir nicht die Mittel gefunden, in der zweiten Halbzeit haben wir dann gezeigt, dass wir es können. Wir müssen uns einfach belohnen."

John O'Shea (Irland): "Deutschland hatte deutlich mehr Chancen. In den letzten zehn Minuten haben wir dann auf Konter gehofft, wir mussten zulegen. Der Ball am Ende war vom besten Torwart der Welt nicht abzuwehren, das war ein toller Moment."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Deutschland mit zwei Änderungen im Vergleich zur Niederlage in Polen. Ginter und Draxler ersetzen die erkrankten Kramer und Schürrle. Die Iren mit drei Neuen gegenüber dem 7:0 gegen Gibraltar. Whelan, Quinn und Walters kommen für Hendrick, Gibson und Hoolahan.

5.: Durm nimmt einen Abpraller 25 Meter vor dem Tor mit der Brust an und zieht als halbvolley mit rechts sofort ab. Der Ball kracht an die Latte.

14.: Deutschland mit einer guten Freistoßvariante. Kroos hebt den Ball aus dem rechten Halbfeld Richtung langer Pfosten. Müller bringt den Ball per Kopf nach innen, aber Rüdiger setzt den Kopfball aus neun Metern freistehend klar links am Tor vorbei.

55.: Kroos zieht aus 22 Metern zentraler Position ab. Forde lenkt den strammen Schuss mit einer Hand über die Latte.

71., 1:0, Kroos: Quinn greift Kroos im Zentrum nicht an. Der legt sich den Ball zurecht und setzt seinen Flachschuss an den linken Innenpfosten, von dort springt der Ball hinter die Linie.

80.: Müller steckt am Strafraum wunderbar auf den startenden Götze durch. Der bringt den Ball aus fünf Meter aber nicht an Forde vorbei, der gut den Winkel verkürzt und den Ball über die Latte lenkt.

85.: Auf einmal sind die Iren da. McLean mit der flachen Hereingabe von links in den Rücken der Abwehr, Durm wirft sich in Hoolahans Direktabnahme aus sieben Metern und klärt in letzter Sekunde.

90.+4., 1:1, O'Shea: Hoolahan mit der Flanke von rechts. Hendrick bringt den Ball am zweiten Pfosten stark zur Mitte. O'Shea ist einen Schritt schneller als Hummels und drückt den Ball aus sechs Metern mit dem rechten Außenrist ins rechte Eck. Neuer ist chancenlos.

Fazit: Ein Spiel auf ein Tor, in dem Deutschland die Ideen fehlten, um die Iren zu knacken. Kroos' Tor schien zu reichen, aber Irland gelang kurz vor Ende der Lucky Punch.

Der Star des Spiels: John O'Shea. War ein guter Organisator der stabilen irischen Defensive und überzeugte mit seiner robusten Spielweise. Rettete mit seiner einzigen Offensivaktion seiner Mannschaft einen unerwarteten Punkt.

Der Flop des Spiels: Matthias Ginter. War auf seiner Position im Mittelfeld eine Fehlbesetzung. Fand zu keinem Zeitpunkt Zugang zu seiner Rolle. Hatte zwar in der ersten Halbzeit 61 Ballaktionen, brauchte in der Ballverarbeitung aber oft einen, oder zwei Kontakte zu viel und brachte so kein Tempo ins Spiel. Blieb zur Pause in der Kabine.

Der Schiedsrichter: Damir Skomina (Slowenien). Gab von Beginn an eine großzügige Linie vor. Insofern war es in Ordnung, dass er beim Halten von O'Shea gegen Götze nicht auf Elfmeter entschied. Auch der Zusammenprall von Podolski mit Wilson war nicht elfmeterreif.

Das fiel auf:

  • Deutschland kam schwungvoll aus der Kabine. Der Wille zur Wiedergutmachung war deutlich zu erkennen, allerdings fehlte wie schon in Polen der letzte Zug zum Tor. Im Strafraum wurde die DFB-Elf so gut wie nicht gefährlich. Am Ende blieb das Prädikat bemüht. Der Schwung der Anfangsphase war auch schnell dahin.
  • Die Iren begegneten den Deutschen defensiv mit einem 5-4-1 und verschanzten sich tief vor dem eigenen Strafraum, wo sich die Deutschen mit ihrem unsauberen Passspiel immer wieder verhedderten. Mit den uninspirierten Flanken hatten die Iren leichtes Spiel. Torchancen waren Mangelware, Abschlüsse gab es fast nur außerhalb des Strafraums.
  • Offensiv waren die Iren eigentlich nicht vorhanden, weil sie jede Situation nach hinten auflösten und dann den Ball recht planlos nach vorne schlugen. Erst in den letzten Minuten spielten sie zielgerichteter Richtung Tor von Neuer, prompt wurde es zweimal gefährlich und es reichte für den Ausgleich.
  • Löw reagierte auf die Probleme seiner Mannschaft zur Pause mit der Hereinnahme von Podolski für Ginter. Kroos spielte alleine auf der Sechs, während Podolski auf links rückte und Götze mit Draxler das Zentrum hinter Müller bespielten.
  • Die Standards, die Waffe der WM, waren nicht komplett ungefährlich, brachten aber nicht den gewünschten Erfolg. Ein Tor nach einem ruhenden Ball hatte das zähe Spiel deutlich erleichtert.
  • Deutschland schaffte es nicht, das Spiel locker über die Zeit zu bringen. Die DFB-Elf gab am Ende die Bälle zu schnell her und holte die Iren so nochmal ins Spiel.

Deutschland - Irland: Daten zum Spiel