Frauen-WM: DFB wirft FC Bayern "Wortbruch" vor - WM-Mission startet mit Zerwürfnis

SID
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Die Nominierung von Frauenfußball-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg für die WM wird von heftigem Ärger mit Meister Bayern München überschattet.

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Die "Eurofighterinnen" sollen diesmal die Welt rocken, doch der Titelkampf Down Under startet mit einem massiven Zerwürfnis: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wirft Meister Bayern München "Wortbruch" vor, weil er seine Spielerinnen mit drei Tagen Verspätung zur Vorbereitung der Nationalmannschaft auf die WM-Endrunde in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) entsenden will.

"Sie haben Wortbruch begangen. Für mich ist das sehr, sehr enttäuschend. Die Gründe sind für uns nicht nachvollziehbar", wetterte Joti Chatzialexiou, der erboste Sportliche Leiter der Nationalmannschaften, bei der Bekanntgabe des erweiterten Kaders am Mittwoch in Richtung der Bayern: "Das führt einen Teil unserer Vorbereitung ad absurdum. Das ist uns gegenüber nicht wertschätzend und respektlos gegenüber den anderen Vereinen."

Auch Martina Voss-Tecklenburg, die 20 Vize-Europameisterinnen um Kapitänin Alexandra Popp in ihr 28-köpfiges Aufgebot berufen hat, wurde von der Entscheidung der Bayern hart getroffen. "Vor allem für die Spielerinnen ist es eine schwierige Situation", sagte die Bundestrainerin: "Unsere Vorbereitung bringt das durcheinander. Das schränkt uns als Team ein."

Nach einem Kurzurlaub sollten Popp und Kolleginnen eigentlich am 20. Juni - 17 Tage nach dem Champions-League-Finale des VfL Wolfsburgs am kommenden Samstag gegen den FC Barcelona - in den ersten Teil der WM-Vorbereitung im "HomeGround" des DFB-Partners adidas starten. Dort wurde bereits im Vorjahr der Grundstein zum EM-Höhenflug in England gelegt. Doch die Bayern-Spielerinnen werden erst am 23. Juni zur DFB-Auswahl stoßen - laut Chatzialexiou "entgegen getroffener Absprachen zu Beginn des Jahres".

Die Bayern lassen die harsche Kritik nicht gelten und verweisen auf die Vorgaben des Weltverbands FIFA und der europäischen Klubvereinigung ECA. "Diese neue Entscheidung, die Nationalspielerinnen des FC Bayern erst vom 23. Juni an für den DFB abzustellen, haben wir im Kern aus Rücksicht auf ihre Gesundheit getroffen", ließ der Klub den SID wissen: "Das Abstellungsdatum 23. Juni ist eine Empfehlung von FIFA und ECA."

DFB-Team: Giulia Gwinn fährt nicht mit zur WM

Der "Geist von Herzogenaurach" soll dennoch in der zweiten Hälfte ab dem 1. Juli weiter beschworen werden. "Ich hoffe auf einen ähnlichen Flow wie bei EM", sagte Chatzialexiou: "Wir wollen um den Titel spielen und diesmal hoffentlich das Finale für uns entscheiden."

Am 24. Juni sowie am 7. Juli wird in Offenbach und Fürth gegen Vietnam und Sambia in den letzten Testspielen die WM-Form überprüft. Danach erst wird der offizielle Kader auf 23 Spielerinnen reduziert.

Nicht zum Aufgebot gehört Giulia Gwinn. Die eigentliche Stammkraft in der Außenverteidigung kehrte nach ihrem zweiten Kreuzbandriss im Oktober erst in der Vorwoche ins Teamtraining bei den Bayern zurück. Ohne Spielpraxis reichte es für Gwinn nicht. "Das war die schwierigste Entscheidung. Sie ist 23 Jahre jung. Deswegen ist es für uns vor allem eine Vernunftsentscheidung", sagte Voss-Tecklenburg: "Wir wollen in Zukunft noch viele große Turniere mit ihr spielen."

Giulia Gwinn
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DFB-Team: Auch Schult und Dallmann fehlen

Neben Gwinn fehlen aus dem EM-Kader noch Torhüterin Almuth Schult (Schwangerschaft) und Mittelfeldspielerin Linda Dallmann (Syndesmoseriss). Den Stamm des Aufgebots bilden die Spielerinnen aus Wolfsburg (10), gefolgt von Eintracht Frankfurt (6) und den Bayern (5). Neben den 28 Nominierten stehen zehn weitere Spielerinnen auf Abruf bereit.

Am 11. Juli reist das Team - womöglich mit zwei oder drei Backup-Spielerinnen - ans andere Ende der Welt. So hat der zweimalige Weltmeister genug Zeit, sich in seinem Basecamp in Wyong rund 90 km nördlich von Sydney bis zum ersten Vorrundenspiel am 24. Juli zu akklimatisieren. In der Gruppe H mit Marokko, Kolumbien und Südkorea ist das DFB-Team klarer Favorit, doch in der K.o.-Phase drohen sofort Kracherduelle mit Frankreich oder Brasilien.

Mit Blick auf den drohenden TV-Blackout gibt es neue Bewegung. Europäische Spitzenpolitiker um Bundesinnenministerin Nancy Faeser haben die Beteiligten zum Handeln aufgefordert. Voss-Tecklenburg sprach von einem zeitnahen Treffen der Verantwortlichen und zeigte sich "hoffnungsfroh".

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