Stimmen zum Rücktritt von Mesut Özil: Das sagen Merkel und der Erdogan-Sprecher

Von SPOX
Im Oktober 2010 traf Angela Merkel Mesut Özil nach einem Länderspiel gegen die Türkei in der Kabine.
© getty

Mesut Özil ist aus der deutschen Nationalmannschaft zurückgetreten - und hat damit Reaktionen von unterschiedlichsten Personen des öffentlichen Lebens hervorgerufen. Die Stimmen im Überblick.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Angela Merkel (über ihre Sprecherin Ulrike Demmer): "Die Kanzlerin schätzt Mesut Özil sehr. Mesut Özil ist ein Fußballer, der viel für die Nationalmannschaft getan hat. Die Entscheidung muss man respektieren."

Heiko Maas (Bundesaußenminister): "Dass die Deutschen so früh ausgeschieden sind, hat wenig damit zu tun, dass Herr Özil sich mit Herrn Erdogan hat fotografieren lassen. Ich glaube, alle Beteiligten in der Causa sollten einmal in sich gehen. Ich sehe Wenige, die sich nach meiner Wahrnehmung dort einigermaßen richtig verhalten."

Rainer Koch (DFB-Vizepräsident, auf Facebook): "Ich bedauere den Rücktritt von Mesut Özil sehr. Er hat großen Anteil an den überragenden sportlichen Erfolgen der deutschen Nationalmannschaft im letzten Jahrzehnt. (...) Mit Nachdruck sind Angriffe gegen die DFB-Spitze zurückzuweisen, die die umfassende, seit vielen Jahren geleistete Integrationsarbeit des DFB (...) in Frage stellen und den DFB mit Rassismus in Verbindung bringen. (...) Für Positionen, die Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund wegen ihrer Herkunft ausgrenzen, stehe ich nicht zur Verfügung. Gerade deshalb akzeptiere ich auch keine Rassismusvorwürfe gegen die DFB-Spitze."

Uli Hoeneß (Präsident Bayern München, in Sport Bild und Bild): "Ich bin froh, dass der Spuk vorbei ist. Der hat seit Jahren einen Dreck gespielt. Den letzten Zweikampf hat er vor der WM 2014 gewonnen. Und jetzt versteckt er sich und seine Mist-Leistung hinter diesem Foto. Sportlich hat Özil seit Jahren nichts in der Nationalmannschaft verloren."

Theo Zwanziger (ehemaliger DFB-Präsident): "Das ist ein schwerer Rückschlag für die Integration. Er war ein großes Vorbild für die jungen Fußballer mit türkischem Migrationshintergrund. Das Ergebnis ist auch für unser Land nicht gut. All diese Dinge sind ein Rückschritt. Das geht über den Fußball hinaus."

Dr. Reinhard Rauball (DFL-Präsident): "Es ist in keiner Weise hinnehmbar, wenn der DFB und seine Spitze pauschal in Zusammenhang mit Rassismus gerückt werden. Diese Unterstellungen gilt es, mit aller Entschiedenheit zurückzuweisen. Der deutsche Fußball hat mit unzähligen Aktionen bewiesen, dass er sich für Integration, ein faires Miteinander und ein weltoffenes Land engagiert. In den vergangenen Wochen sind offensichtlich von allen Seiten Fehler gemacht worden. Die Abrechnung von Mesut Özil schießt aber über jedes nachvollziehbare Maß hinaus und lässt keinerlei Selbstkritik erkennen. Dieses Thema ist zu komplex für einfache Antworten. Erst recht, wenn unterschiedliche Dimensionen auf das Engste miteinander verwoben sind: von persönlichen Gefühlen und Glaubensfragen über sportliche Leistungen bis zur nationalen und internationalen Politik. Unabhängig von der Art und Weise seines Rücktritts ist Mesut Özil für seinen Einsatz in 92 Länderspielen zu danken."

Jerome Boateng (Nationalspieler, bei Twitter): "Es war mir eine Freude, Abi."

Lukas Podolski (Ex-Nationalspieler, bei Twitter): "Weltmeister für immer! Wir haben oft zusammen gewonnen, und manchmal auch nicht. So ist Fußball. Es war immer magisch, dich als Teamkollegen im Verein und der Nationalmannschaft zu haben. Wir haben viele lustige Momente erlebt und zusammen gelacht - und ich bin sicher, dass wir das wieder machen werden. Bleib immer glücklich und behalte deine positive Einstellung."

Katarina Barley (Bundesjustizministerin, SPD, bei Twitter): "Es ist ein Alarmzeichen, wenn sich ein großer, deutscher Fußballer wie Mesut Özil in seinem Land wegen Rassismus nicht mehr gewollt und vom DFB nicht repräsentiert fühlt."

Annette Widmann-Mauz (Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, CDU, bei Twitter): "Bei allem Verständnis für die familiären Wurzeln, müssen sich Nationalspieler Kritik gefallen lassen, wenn sie sich für Wahlkampfzwecke hergeben. Zugleich darf diese berechtigte Kritik nicht in pauschale Abwertung von Spielern mit Migrationshintergrund umschlagen."

Cem Özdemir (Grünen-Politiker, per Mitteilung und per Twitter): "Es ist sehr bedauerlich, wie sich Özil jetzt äußert. Damit spielt er denen einen Steilpass zu, die unsere Demokratie ablehnen hier wie dort. - Özils Foto bleibt falsch und seine Erklärung überzeugt nicht. Mindestens so desaströs ist das agieren der DFB-Spitze. Grindel zerhackt unsere Integrationsgeschichte. Wollen die, dass bald junge Deutsch-Türken für Erdogan spielen? DFB braucht Neubeginn."

Renate Künast (Bundestagsabgeordnete der Grünen): "Der Austritt von Mesut Özil aus der Nationalmannschaft ist ein Dokument des Scheiterns. Durch fehlendes Verständnis für familiäre Wurzeln des Einen, aber umgekehrt auch der sehr großen Sorge um die Menschenrechte in der Türkei. Plus ungeeignete Funktionäre. Grindel muss auch gehen!"

Ibrahim Kalin (Sprecher des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, bei Twitter): "Aber stellen Sie sich vor, welchem Druck Herr Mesut in diesem Prozess ausgesetzt war. Wo sind Höflichkeit, Toleranz, Pluralismus geblieben ...?!"

Mehmet Kasapoglu (türkischer Minister für Jugend und Sport, bei Twitter): "Wir unterstützen die ehrenvolle Haltung unseres Bruders Mesut Özil von ganzem Herzen."

Abdulhamit Gül (türkischer Justizminister, bei Twitter): "Ich gratuliere Mesut Özil, der mit seinem Ausscheiden aus der deutschen Nationalmannschaft gegen den faschistischen Virus sein schönstes Tor geschossen hat. Möge dein Weg und das Glück dir offen stehen."

Gökay Sofuoglu (Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland, in der Heilbronner Stimme): "Nach Özil sollte nun die ganze Leitungsebene des DFB zurücktreten, damit ein echter Neuanfang für die deutsche Nationalmannschaft denkbar ist. Mit Özil verliert die deutsche Nationalmannschaft nicht nur einen brillanten Techniker, sondern auch viele Hoffnungen auf junge Talente mit Migrationshintergrund, die durch diese Entwicklung weniger motiviert sind. Vielfalt in der Nationalmannschaft war ein tolles Vorzeigeprojekt, das durch unfähige Führungskräfte nun zu scheitern droht."

Dietmar Hamann (Ex-Nationalspieler, bei Sky News HD): "Wir müssen uns schon hinterfragen, wie wir mit unseren Nationalspielern umgehen. Auf einen Spieler, der über 90 Mal unser Land vertreten hat, so einzuprügeln, halte ich für falsch und das hat er nicht verdient. Er hatte für die Mannschaft großen Wert."

Aiman A. Mazyek (Vorsitzender des Zentralrats der Muslime bei t-online.de): "Man kann das mit dem Foto kritisch bewerten, habe ich übrigens auch - seinen nachträglichen Umgang damit. Aber was sich an Bergen von Respektlosigkeit, Vorurteilen und Rassismus danach über den Weltmeister und einen der Besten unserer Mannschaft ergoss, ist beispiellos, niederschmetternd und niederträchtig."

Artikel und Videos zum Thema