DFB-Team: Mesut Özils Erklärungen zum Rücktritt und Erdogan-Foto im Wortlaut

Von SPOX
Mesut Özil hat sich zu seinem Treffen mit Erdogan geäußert.
© getty

Mesut Özil ist aus der deutschen Nationalmannschaft ausgetreten und hat sich zudem erstmals zu seinem umstrittenen Treffen inklusive Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan geäußert. Außerdem griff er den DFB, Medien und Sponsoren an. Hier gibt es die Erklärungen, die der deutsche Nationalspieler auf seinen Social-Media-Kanälen verbreitete, im Wortlaut.

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"In den letzten Wochen hatte ich Zeit zu reflektieren und über die Ereignisse der vergangenen Monate nachzudenken. Jetzt möchte ich meine Gedanken und Gefühle teilen.

Wie bei vielen anderen Menschen auch reichen meine Wurzeln in mehr als nur ein Land zurück. Während ich in Deutschland aufwuchs, ist meine Familie tief in der Türkei verwurzelt. Ich habe zwei Herzen, ein deutsches und ein türkisches. Als ich ein Kind war, hat mich meine Mutter gelehrt, respektvoll zu sein und nie zu vergessen, wo ich herkomme. Und diese Werte begleiten mich bis heute.

Im Mai habe ich Präsident Erdogan während einer karitativen Veranstaltung in London getroffen. Erstmals trafen wir uns 2010, nachdem er und Angela Merkel gemeinsam das Länderspiel Deutschland - Türkei in Berlin besucht hatten. Seither haben sich unsere Wege auf der ganzen Welt immer mal wieder gekreuzt.

Ich bin mir dessen bewusst, dass unser Bild ein gewaltiges Medienecho in Deutschland hervorgerufen hat, aber: auch wenn mir manche Leute vorwerfen zu lügen und falsch zu sein - hinter dem Foto stecken keine politischen Absichten. Wie gesagt hat meine Mutter immer darauf geachtet, dass ich meine Herkunft, mein Erbe und meine familiäre Tradition im Blick behalte.

Für mich ging es bei dem Bild mit Präsident Erdogan nicht um Politik oder die Wahl, sondern darum, dem höchsten Amt des Landes meiner Eltern Respekt zu erweisen. Mein Job ist es, Fußballspieler zu sein und nicht Politiker, und unser Treffen war kein Bekenntnis zu irgendwelchen politischen Inhalten. Wir haben über Fußball gesprochen, wie wir das immer tun, wenn wir uns treffen, weil er in seiner Jugend ebenfalls Fußball gespielt hat.

Auch wenn die deutschen Medien es anders darstellen: mich nicht mit dem Präsidenten zu treffen, hätte bedeutet, die Wurzeln meiner Vorfahren nicht zu respektieren, - und ich weiß, dass sie sehr stolz darauf sind, wo ich heute bin.

Für mich kommt es nicht darauf an, wer der Präsident ist, sondern dass es der Präsident ist. Diesen Respekt für das politische Amt teilen sicher auch die Queen und Premierministerin Theresa May, die Erdogans Gastgeber waren. Ob es sich jetzt um den türkischen oder den deutschen Präsidenten handelte, ich hätte das Gleiche getan.

Ich kann verstehen, dass das schwer zu begreifen ist, weil in den meisten Kulturen der politische Führer nicht unabhängig von der Person gesehen wird, aber in diesem Fall ist es anders. Was auch immer das Ergebnis der vorangegangenen Wahlen war, oder der Wahl davor, ich hätte das Bild trotzdem gemacht."